Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Titel: Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
ihnen bevorstand, genossen die Erben die Ruhepause, die ihnen während der zweitägigen Fahrt über das Meer vergönnt war. Ganz und gar entspannen konnten sie sich allerdings nicht. Zwar verfolgte sie Saats Schiff nicht mehr, aber ihr Plan, die Bibliothek im Tiefen Turm aufzusuchen, war auch ohne ihn lebensgefährlich.
    Im letzten Dekant vor der Ankunft in Romin wurden die Gesichter der Erben wieder ernst. Es wurde kaum noch gelächelt und ebenso wenig gesprochen – als könnte eine unnütze oder unpassende Bemerkung die unheilvolle Entwicklung der Ereignisse beschleunigen. Im letzten Viertel des sechsten Dekants schließlich, als die Schatten der Uferböschung länger wurden, ging die Wasserratte im Fluss vor Anker.
    Es war Zeit zu handeln.
    Sie hatten vor einer Schleuse angehalten, die außer Betrieb und so alt war, dass Bäume auf den von Algen überzogenen Staumauern wuchsen. Das Wasser der Urae war unglaublich schmutzig und führte alle möglichen Gegenstände mit sich, die halb aus dem Wasser ragten. Dazu verbreitete es einen solch starken Gestank nach Exkrementen, dass kein Zweifel darüber bestand, wie in Romin mit dem Abwasser verfahren wurde. Bei dem ekelerregenden Bild, das sich ihnen bot, verzog Souanne das Gesicht. Zwar lud das Wasser im Hafen von Lorelia auch nicht gerade zum Baden ein, aber wenigstens schwammen darin keine toten Hühner oder Ratten, die so groß waren wie Kaninchen. Hier dagegen wurde der Fluss durch die schwache Strömung und die Schleusenruine, an der sich das Wasser staute, zur schwimmenden Müllhalde.
    » Wir hätten früher ankern sollen«, schimpfte Maara. » Auf die hundert Schritte wäre es auch nicht angekommen!«
    » Wir konnten ja nicht ahnen, wie es weiter flussaufwärts aussieht«, sagte Damián. » Außerdem kommt es uns zugute, dass das Ufer so verdreckt ist …«
    Keiner widersprach dem Ritter. Die Abfälle, die sich am Ufer türmten, formten einen unregelmäßigen Deich, der an manchen Stellen höher aufragte als zwei Männer. Ob das die Folge früherer Hochwasser war? Oder das Ergebnis misslungener Versuche, das Wasser zu reinigen? Oder hatten Generationen geldgieriger Pechvögel den Plunder an Land befördert, in der Hoffnung, einen wertvollen Schatz zu bergen? Jedenfalls blickten die Rominer offenbar lieber auf die Abfallberge als auf den Fluss, auf dem immer wieder Opfer des Bürgerkriegs trieben.
    » Gehen wir«, rief Josion. » Der Gestank ist unerträglich.«
    Ohne zu zögern, kletterte der Student über die Reling und sprang gewandt auf das Deck eines gestrandeten Frachtkahns, der schon seit dem letzten Jahrhundert dort liegen musste. Vorsichtig balancierte er über das Schiffswrack, sprang ans Ufer und war so der Erste von ihnen, der romischen Boden betrat.
    Souanne wollte auch nicht länger warten. Überall sonst in der Hauptstadt Romins musste es angenehmer sein als auf der Kloake, in der die Wasserratte ankerte. Sie sprang Josion hinterher, und nach einem kleinen Schreck, weil auf dem Wrack eine Planke brach, landete sie sicher auf einem Müllhaufen. Maara, Najel und die anderen taten es ihnen gleich, und so ließen sie ihr Schiff allein im schlammigen Wasser zurück. Das behagte ihnen zwar nicht sehr, aber sie hatten keine Wahl. Jemanden als Wache an Bord zurückzulassen, kam nicht infrage, denn sie wollten ihre Kampfkraft nicht noch mehr schwächen.
    Wertgegenstände ließen sie ohnehin keine an Bord zurück. Zur Sicherheit nahmen sie sogar Amanóns Aufzeichnungen mit, damit sie nicht gestohlen oder zerstört werden konnten. Für Souanne war der kostbarste Gegenstand Saats Schwert, das in ihren Besitz gekommen war, ohne dass sie wusste, warum. Seit sie erfahren hatte, dass der Hexer noch lebte, faszinierte sie die aus Gwel geschmiedete Waffe mehr denn je; das Schwert beflügelte ihre Fantasie. Eine Frage jedoch bereitete ihr große Sorge: Was, wenn Saats Hauptmotiv darin bestand, seine Waffe zurückzubekommen? Dann war ihre Verantwortung noch größer, als sie gedacht hatte, und sie schwebte in großer Gefahr.
    Dieser Gedanke war die Ursache für ihre anhaltende unterschwellige Nervosität. Als Najel aus Versehen mit seinem Stock gegen einen rostigen Topf stieß und dieser laut schepperte, fuhr sie zusammen und nahm Kampfhaltung ein. Guederic lächelte ihr verständnisvoll zu, aber auch er wirkte angespannt. Souanne warf einen Blick in die Runde und stellte fest, dass es den anderen ähnlich ging. Selbst Zejabels Gesichtszüge verrieten Unruhe, obwohl

Weitere Kostenlose Bücher