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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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uns einen Plan zurechtzulegen.«
    Damián wollte sich vor allem selbst Mut machen. Nachdem er in den letzten Tagen viel zu oft nicht gewusst hatte, was er tun sollte, fasste er nun allmählich neue Zuversicht. Von einem Ritter der Grauen Legion durfte man Stärke und Entschlossenheit erwarten. Er würde seine Gefährten beschützen, bis ihre Eltern wieder auftauchten. Damián wünschte nur, er hätte eine Ahnung, wann das sein würde.
Trotz ihrer Angst und der vielen unbeantworteten Fragen spürte Lorilis eine seltsame innere Ruhe, seit sie den Tempel betreten hatte. Nach einer Weile begriff sie, woran das lag: Eines der Nebengebäude des Tempels diente als Pferdestall. Da Lusend Rama der Gott der Reiter war, betätigten sich seine Maz unter anderem als Pferdezüchter, und als Lorilis der vertraute Stallgeruch in die Nase stieg, musste sie an das Gestüt ihrer Großmutter Léti denken, auf dem sie etliche wunderschöne Tage verbracht hatte.
    Aber diese angenehmen Erinnerungen konnten sie nicht lange von ihren düsteren Gedanken ablenken. Seit dem Kampf in dem Schuppen war Lorilis schwindelig, und sie zerbrach sich den Kopf, um das merkwürdige Gefühl zu verstehen oder wenigstens in den Griff zu bekommen. Zugleich waren ihre Sinne viel schärfer als zuvor, und sie schien ihre Umgebung wesentlich deutlicher wahrzunehmen. Es fiel ihr schwer, das Phänomen zu beschreiben: Jeder Gegenstand schien eine zusätzliche Dimension bekommen zu haben und nicht mehr nur durch seine jeweilige Form und Größe bestimmt zu sein. Bisweilen kam es ihr so vor, als wären ihre fünf Sinne verschmolzen und hätten einen neuartigen Sinn hervorgebracht.
    Ihr war, als wandelte sie durch einen Traum, eine unwirkliche Welt, in der die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt waren. Oder war es ein Alptraum? Sobald sie eine zu schnelle Kopfbewegung machte, wurde der Schwindel stärker, und wenn sie sich nicht auf ihre Schritte konzentrierte, geriet sie ins Stolpern. Außerdem hatte sie zwischendurch immer wieder heftige Kopfschmerzen.
    Nach einem guten Dekant ließ der rätselhafte Schwindel endlich etwas nach. Oder machte sie sich nur falsche
Hoffnungen? Hatte sie sich vielleicht an das Gefühl gewöhnt, so wie sich ein Verletzter an den Schmerz gewöhnt? Und was würde mit ihr geschehen, falls der Schwindel immer stärker wurde?
    Lorilis traute sich nicht, mit ihren Gefährten über die Sache zu sprechen. Sie hatte Angst, die anderen könnten sie in der Obhut der Maz zurücklassen oder sie fremden Leuten anvertrauen, weil sie sich auf ihrer Flucht nicht mit einer kranken Vierzehnjährigen belasten wollten. Andererseits war sie der festen Überzeugung, dass sie den anderen mit ihrer veränderten Wahrnehmung von Nutzen sein konnte. Dank ihrer geschärften Sinne war es ihr erstaunlich leichtgefallen, Damiáns Wunde zu nähen. Lorilis hatte sich nur kurz konzentrieren müssen, um vor ihrem geistigen Auge zu sehen, an welcher Stelle sie die Nadel einstechen musste, damit die Naht gleichmäßig wurde, wie sie den Faden verknoten musste, damit er nicht riss, und wie sie dem Verletzten am wenigstens Schmerzen bereitete. Und es hatte funktioniert!
    Es konnte sich also durchaus um eine hilfreiche Gabe handeln. Warum reichte dieser Gedanke nicht aus, um sie zu beruhigen? Vor allem quälte sie sich mit der Frage herum, was der Grund für dieses verwirrende Phänomen war. Woher kam der Schwindel? Wenn es darum ging, sich das Schlimmste auszumalen, hatte sie eine blühende Fantasie …
    Bis zu diesem Tag hatte sie den Legenden von Hexern, Dämonen und Ungeheuern, die in einsamen Landstrichen ihr Unwesen trieben, keinerlei Glauben geschenkt. Ihre Ausbildung zur Ratsfrau stützte sich auf die Prinzipien der Vernunft. Alles, was nicht mit dem Verstand erklärbar
war, konnte nur eine Lüge oder ein Irrtum sein. Doch in diesem Fall lagen die Dinge anders. Mehr und mehr war Lorilis davon überzeugt, gegen einen echten Magier gekämpft zu haben. Und er hatte etwas in ihr ausgelöst. Auf irgendeine Art hatte sie der Zusammenstoß mit ihm verändert – sie musste nur noch herausfinden, wie weit diese Veränderung ging.
    In Gedanken versunken folgte sie den anderen über den Innenhof des Tempels. Sie kamen an mehreren Säulen mit Reliefs vorbei, und Lorilis erfasste mit einem Blick die exakten Maße der Verzierungen. Sie passierten einen Springbrunnen, und das Plätschern des Wassers hätte Lorilis beinahe in Trance versetzt, wenn sie nicht aufgepasst hätte. Die

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