Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
tot.

    So lange Zeit am Stück hatte Lorilis noch nie im Sattel gesessen, dabei war sie, seit sie bei den Ratsfrauen in die Lehre ging, viel gereist. Im Matriarchat war sie immer nur von einem Dorf zum nächsten geritten, und die längste Strecke, die sie je zurückgelegt hatte, war der Weg von der Hauptstadt Kaul zum Heimatdorf ihres Vaters. Heute jedoch hatte sie das Königreich Lorelien fast zur Hälfte durchquert, und morgen lag noch einmal eine ähnliche Strecke vor ihnen.
    Immerhin stimmte, was sie zu Najel gesagt hatte: Der Schwindel, den sie in den Dekanten nach dem Kampf verspürt hatte, war verschwunden. Irgendetwas war immer noch seltsam an ihrer Wahrnehmung, aber mittlerweile fiel ihr das nicht mehr sonderlich auf. Sie wurde nur daran erinnert, wenn sie Dinge bemerkte, die ihr früher entgangen wären, zum Beispiel, wenn ihr ein fremder Duft in die Nase stieg oder sie ein ungewöhnliches Geräusch hörte. Im Laufe dieses ermüdenden Tages erregten unzählige Kleinigkeiten ihre Aufmerksamkeit: ein Baum mit einem eigentümlichen Wuchs, ein Vogel, der über ihren Kopf hinwegflatterte, ein Fuchs, der sie aus der Ferne beobachtete, ein Kreis aus Pilzen, ein rauschender Bach. All diese Phänomene der belebten und unbelebten Natur waren von einer Aura umgeben, die niemand außer ihr wahrnehmen konnte. Hinter all dem verbarg sich eine sonderbare Kraft, und um nichts in der Welt hätte sie mehr darüber herausfinden wollen, denn Lorilis hatte Angst vor dieser Kraft.
    Doch nach mehreren Dekanten auf dem Rücken ihres Pferdes hatte sich Lorilis beruhigt. Ihre neue Wahrnehmung störte sie immer weniger, und sie konnte inzwischen
wieder laufen, reiten oder nach Dingen greifen, ohne sich auf jede Bewegung konzentrieren zu müssen. Aber sollte sie sich ihren Gefährten anvertrauen? Früher oder später würde Najel darauf bestehen. Lorilis beschloss, die Geschichte mit dem Hexer herunterzuspielen. Auf der Burg würden sie gewiss andere Dinge zu tun haben, als über den Vorfall zu sprechen, und so würde ihre Offenbarung schnell wieder in Vergessenheit geraten – vor allem, wenn sich Josion weiterhin ausschwieg.
    Soeben überquerten sie zum zweiten Mal an diesem Tag einen Fluss, diesmal die Velanese. Es war dunkel geworden, und die Laternen der Fähre spiegelten sich im Wasser. Unter anderen Umständen hätte Lorilis die Abendstimmung wunderschön gefunden, aber wegen ihrer geschärften Sinne blendete sie das Glitzern auf dem Wasser so sehr, dass sie den Blick abwandte und auf das gegenüberliegende Ufer starrte. Nach einer Weile machte der Kahn am Anlegesteg fest. Es war die letzte Überfahrt des Tages, und die Fährmänner führten Reisende und Pferde von Bord und löschten die Laternen. Die Gefährten scharten sich um Damián, der sich unschlüssig umsah.
    »Lasst uns weiterreiten«, schlug Maara vor. »Es regnet nicht. Wir können uns irgendwo unter einem Baum schlafen legen.«
    »Aber die Sonne ist längst untergegangen«, entgegnete Souanne. »In einer Dezime werden wir kaum noch etwas sehen. Es wäre viel zu gefährlich, im Dunkeln weiterzureiten. «
    »Ich habe das schon hundertmal gemacht«, versetzte Maara. »Man muss einfach lostraben und das Pferd seinen eigenen Weg finden lassen. Dabei kann nichts passieren.«
    »Die Pferde brauchen eine Pause«, konterte die Legionärin. »Außerdem könnten wir vom Weg abkommen.«
    »Na und? Wenn wir ein gutes Wegstück zurücklegen, schadet ein kleiner Umweg nicht. In jedem Fall ist es besser, als diesen Halsabschneidern Geld in den Rachen zu werfen.«
    Lorilis betrachtete die Häuser, auf die Maara gedeutet hatte. Rings um den Fähranleger war ein richtiges kleines Dorf mit Holzhütten, Läden und Schänken entstanden.
    »Im Wald zu übernachten, ist zu gefährlich«, mischte sich Josion ein. »In der Nähe des Flusses treiben Räuberbanden ihr Unwesen. Sie haben es auf Händler abgesehen, die ihre Waren über den Fluss bringen.«
    »Sollen sie nur versuchen, uns zu überfallen«, rief Maara angriffslustig.
    »Wir dürfen kein Risiko eingehen«, machte Damián dem Streit ein Ende. »Nur weil wir einen Kampf gewonnen haben, sind wir noch lange nicht unverwundbar. Lasst uns hier übernachten. Wir sind weit genug von den großen Städten entfernt.«
    Maara trat gegen einen Maulwurfshügel, um ihrem Unmut Luft zu machen, widersprach aber nicht. Lorilis war fasziniert von der Kriegerprinzessin, auch wenn sie ihr zugleich Angst einjagte. Obwohl sie den gleichen Vater hatten,

Weitere Kostenlose Bücher