Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
kleinen Eckturms und kletterte acht Schritte in die Tiefe. Die regennassen Steine und die Dunkelheit machten es ihm nicht gerade einfacher. Endlich stand er auf dem breiten Steinbogen, der sich über einen Durchgang spannte. Rasch legte er sich bäuchlings hin, um nicht gesehen zu werden. Diese Stelle des Burghofs musste jeder passieren, der zu dem von seinen Eltern bewohnten Trakt wollte.
Leider hatte ihn der Weg hierher viel Zeit gekostet – vielleicht war es schon zu spät. Eine Vorhut der Angreifer konnte längst im Turm sein. Es sei denn, sie wollen um jeden Preis zusammenbleiben. Es sei denn, sie warten mit dem Angriff bis Sonnenaufgang. Es sei denn, sie …
Es gab zu viele Wenn und Aber, und Josion schob die düsteren Gedanken beiseite. Er musste so viele Feinde wie möglich aus dem Weg räumen. Wenn es ihm nicht gelang, die Männer an dieser Stelle abzufangen, würde er es eben anderswo versuchen.
Aber sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht. Er lag erst seit wenigen Augenblicken auf der Lauer, als er ganz in der Nähe gedämpfte Schritte hörte. Josion spannte jeden Muskel an und ließ die Eisenkette lautlos bis zum unteren Rand des Steinbogens hinabgleiten. Zwei dunkle Schatten huschten unter Josion vorbei, ohne ihn zu bemerken. Er erkannte die Männer nicht wieder: Es war dunkel, und er sah sie außerdem nur von oben. Doch die langen Schwerter, die sie in der Hand hielten, waren der Beweis, dass sie nichts Gutes im Schilde führten.
Als sich ein dritter Mann anschickte, unter dem Steinbogen hindurchzuhuschen, ließ Josion die Kette blitzschnell
hinab, schlang sie dem Eindringling um den Hals und zog ruckartig daran. Der Mann stöhnte auf, und sein Genick brach mit einem leisen Knacken. Er war sofort tot, doch seine baumelnden Beine schreckten seine Komplizen auf. Die beiden Männer blieben stehen und wandten sich um. Josion ließ sein Opfer fallen, holte die Kette ein und sprang auf die Füße. Er stand gut vier Schritte über den Fremden, damit befanden sie sich in Reichweite seines Dolchs. Mit einer abrupten Bewegung schleuderte er die Waffe in die Dunkelheit.
Die Kette vibrierte in Josions Hand, und einer der Männer stieß einen gellenden Schrei aus: Er hatte getroffen. Hastig sprang er der Waffe hinterher, landete federnd auf dem Boden und zog den Dolch aus der Leiche des Mannes, bevor dieser zu Boden sackte. Der letzte Eindringling wartete nicht, bis sich Josion ihm zuwandte. Er wirbelte sein Schwert durch die Luft und stürzte sich auf ihn. Die Angst schien seine Kraft zu verdoppeln.
Josion wich ein paar Schritte zurück, um der blanken Klinge zu entgehen. Nach der ersten Attacke beschloss er, nicht auf die zweite zu warten. Im richtigen Moment schlang er die Kette um das Schwert seines Angreifers und zog sie ruckartig zurück.
Nun stand der Mann ohne Waffe da. Verdattert starrte er auf Josion, der gleichsam vom Himmel gefallen war. Dann drehte sich der Mann um und rannte davon, aber Josion hatte genug Zeit gehabt, das Symbol auf seiner Stirn zu erkennen. Diesmal würde er den Feind nicht so einfach davonkommen lassen. Blitzschnell wechselte er den Hammer in seine Wurfhand und schleuderte ihn dem Flüchtenden hinterher. Der massive Eisenklotz traf
den Kerl im Nacken. Er lief noch zwei Schritte weiter und brach dann zusammen.
Neben dem zu Boden Gestürzten tauchte plötzlich eine weitere Gestalt auf.
Josion zuckte heftig zusammen. Er hatte den Mann nicht kommen gehört. War er von Anfang an da gewesen? Warum hatte er dann nicht eingegriffen?
Der Mann machte einen Schritt auf Josion zu, bückte sich und hob den Hammer vom Boden auf. Josion beobachtete ihn abwartend. Er beherrschte mindestens vier verschiedene Arten, sich seine Waffe wiederzuholen. Am einfachsten wäre es, wenn er ruckartig an der Kette zog …
Plötzlich erstrahlten die Augen des Fremden in einem übernatürlichen Licht, und Josion erkannte seinen Fehler.
Dieses Aufleuchten der Augen hatte er schon einmal gesehen. Mit einem Mal wusste Josion, was als Nächstes geschehen würde. Er wollte den Dolch fallen lassen, damit ihn die Kette nicht mit dem Hexer verband, aber es war zu spät. Ein Energiestoß schoss von den Händen des Mannes über die Kette bis zu Josion, fuhr ihm wie ein Blitz in den Körper und schleuderte ihn zurück. Ihm wurde schwarz vor Augen.
Als er wieder zur Besinnung kam, lag er auf dem Boden. Vor seinem geistigen Auge sah er immer noch den bläulichen Blitz, der die Kette entlang auf ihn zuraste. Der
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