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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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edle Pferd eines reichen Mannes, das am Schweinepferch eines Bauern angebunden ist. Einige Kaufleute und Händler hatten ihre Ware hier ausgestellt, und Lalo bahnte sich einen Weg durch Käufer, die um Preise feilschten und andere, die Neuigkeiten oder auch Beleidigungen austauschten. Ein paar Stadtwächter lehnten an Pfählen, und in ihren Gesichtern stritt sich Wachsamkeit mit Müdigkeit, während sie die buntgemischte Menge beobachteten. Sie befanden sich in Begleitung eines Höllenhunds, oder besser gesagt eines Leibgardisten des Prinzen, dessen Miene sich kaum von ihrer unterschied, höchstens noch überheblicher wirkte, wenn sein Blick zu seinen Männern wanderte.
    Lalo hielt heute nicht am alten Pier nahe dem Fischerviertel an - seit Jahren sein Lieblingsplätzchen, wenn er ungestört seinen Gedanken nachhängen wollte. Dazu hatte er zuviel zu tun. Wo konnte er die Modelle finden? Vielleicht sollte er sich am Nachmittag im Basar umsehen? Gewiß würde er dort ein paar anständige Maiden finden ...
    Er bog in die Straße der Gerüche. Als er sich dem Haus näherte, in dem er wohnte, blieb er stehen, denn er sah, daß seine Frau Wäsche im Hof aufhängte und über die Schulter mit jemandem hinter ihr sprach, den er nicht sehen konnte. Vorsichtig ging er weiter.
    »Ist alles gutgegangen, Liebster?« erkundigte sich Gilla. »Lady Rosinda soll sehr freundlich sein, wie ich hörte. Heute stehst du offenbar in der Gunst der Damen - schau, Frau Zorra ist extra deinetwegen gekommen.«
    Lalo wand sich unter dem gereizten Ton ihrer Stimme, vergaß sie jedoch, als die Besucherin näherkam. Er sah eine schlanke, ranke Gestalt, Haut so frisch wie die Rosen von Eshi, kupferglänzendes Haar und strahlende Augen.
    Er schluckte, das letzte Mal hatte er Frau Zorra gesehen, als sie ihren Vater begleitete, der die damals drei Monate überfällige Miete eingetrieben hatte. Er versuchte sich zu erinnern, ob sie die Miete für den vergangenen Monat rechtzeitig bezahlt hatten.
    »O Meister Lalo, Ihr braucht nicht so erschrocken dreinzuschauen!« Es stand Zorra gut, als sie nun sanft errötete, »Ihr müßtet doch wissen, daß wir uns bei Euch, der Ihr so lange in unserem Haus wohnt, keine Sorge um die Miete machen.«
    Aber auch nur, weil ihr das Gerücht über unsere zukünftige Wohlhabenheit gehört habt! dachte er, aber ihr Lächeln war ansteckend, und schließlich konnte sie ja nichts für die Habgier ihres Vaters. So lächelte er zurück und dachte, daß sie wie ein frischer Hauch des Frühlings in dieser sommerdürren Straße wirkte. Wie eine von Sabellias Gespielinnen ...
    »Vielleicht könntet Ihr zu meiner Kreditwürdigkeit beitragen«, sagte er. »Hättet Ihr Lust, Modell zu stehen für eine der Nymphen auf dem Gemälde für Molin Fackelhalters Festsaal?«
    Es war ein gutes Gefühl, jemandem eine Freude machen zu können, dachte Lalo, während er Zorra nachblickte, die die Straße hinuntertänzelte. Wie eifrig sie ihm versprochen hatte, alle Verabredungen für den morgigen Tag abzusagen, damit sie ihm zur Verfügung stehen konnte.
    Hat Enas Yorl sich so ähnlich gefühlt, als er mir meinen Wunsch erfüllte? fragte er sich, und dann fragte er sich auch (allerdings nur flüchtig), weshalb der Zauberer dabei so gelacht hatte.
    »Weshalb kann ich denn nicht in Molin Fackelhalters Haus für Euch Modell stehen?« schmollte Zorra und schaute schnell, ob Lalo sie beobachtete, während sie ihren Unterrock auszog und auf den Boden gleiten ließ.
    »Wenn meine Auftraggeber ihre Wände lösen und zu mir zum Bemalen schicken könnten, bezweifle ich, daß sie mich überhaupt durch ihre Tür ließen«, antwortete Lalo abwesend. In der üblichen Reihenfolge gab er sorgfältig die Farbe aus den Tiegelchen auf die Palette. »Außerdem muß ich von jedem Modell erst mehrere Studien machen, ehe ich meine Entscheidung für die endgültige Ausarbeitung treffen kann ...«
    Die Morgensonne schien freundlich auf den saubergefegten Boden, auf dem nun keine Wäsche von Fremden herumstand, glänzte auf Lalos Spachtel, und leuchtete durch die Stengel und Blütenköpfe der Blumen, die er Zorra in die Hand gegeben hatte.
    »So ist es gut«, lobte er. Er wand einen Streifen hauchdünnen Gespinsts um ihre Hüften und änderte ganz leicht die Haltung ihrer Arme. »Haltet die Blumen, als strecktet Ihr sie der Göttin entgegen.« Sie zuckte ein wenig zusammen, als er sie berührte, aber seine Gedanken beschäftigten sich lediglich mit dem Bild, das sie abgeben

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