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Die Göttin der kleinen Siege

Die Göttin der kleinen Siege

Titel: Die Göttin der kleinen Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yannick Grannec
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Nervensägen, dem platten Reifen und mit diesem Pickel, der an ihrem Kinn brannte. Die Dunkelheit war schon hereingebrochen, sie dachte bereits an die lange, einsame Rückfahrt, die sie zu ihrem leeren Kühlschrank brachte.
    „Was soll dieses Verhalten? Erst erscheinen Sie jeden zweiten Tag und dann kommen Sie gar nicht mehr.“
    „Ich hatte viel zu tun.“
    „Ich bin nicht in der Stimmung, Sie zu empfangen. Hier ist geschlossen. Heute kein Nachlass auf den Nachlass!“
    „Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich die Schwester rufen?“
    „Haben Sie nichts anderes zu tun, als wie ein Blutegel an mir zu kleben?“
    Anna führte diese Feindseligkeit darauf zurück, dass Adele sich das Heim nicht selbst ausgesucht hatte. Die Entscheidung hatten andere getroffen, aber Adele musste die Zeche bezahlen. Anna ging zum Bett und hielt ein Päckchen Süßigkeiten hoch.
    „Ich habe etwas zum Naschen mitgebracht. Der Krankenschwester sagen wir nichts.“
    „Wollen Sie meinen Tod beschleunigen, um schneller an die vermaledeiten Papiere zu kommen?“
    „Ich wollte Ihnen eine Freude machen. Ich weiß, dass Sie eine kleine Naschkatze sind, Adele.“
    Anna wedelte mit erhobenem Finger. Ihre Bewegungen und ihre Worte fühlten sich falsch an, sie hörte die Dissonanz, konnte sie aber nicht korrigieren.
    „Reden Sie nicht mit mir wie mit einem Kind!“
    Annas Geduldreserven waren aufgebraucht. Sie griff auf die verschmähten Süßigkeiten zurück.
    „Wenn Sie Kinder hätten, dann wären Sie wenigstens nicht hier und müssten keine Greisin umgarnen, um sich Ihre Sporen zu verdienen.“
    „Sie können mir auf vielen Gebieten eine Lektion erteilen, aber darin ganz sicher nicht!“
    „Bist du deppert? Behandeln Sie mich nicht von oben herab!“
    „Ich mag Sie sehr, Missis Gödel, machen Sie nicht alles kaputt.“
    „Von Ihrer angeblichen Zuneigung kann ich mir nichts kaufen. Alles Theater! Lügen!“
    „Es macht mir immer Spaß, mit Ihnen zusammen zu sein, Adele.“
    „Von Spaß haben Sie keine Ahnung. Sie sind doch eine frigide Gans mit ihren raffgierigen Händen! Sie fassen alles mit der Pinzette an. Sie küssen wahrscheinlich mit spitzen Lippen und einen Orgasmus haben Sie nur im stillen Kämmerlein – wenn überhaupt! Im Bett entschuldigen Sie sich sicherlich auch noch. Aber – nein, Sie haben nicht mal genügend Saft, um frigide zu sein, Sie sind einfach nur eine unfickbare Jungfrau!“
    Das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, erwies sich bei Anna als sehr hinderlich. Es lähmte ihre Willenskraft. Sie sah sich erstarren, sah sich mit belämmerter Miene und sagte sich, durch einen richtigen Wutausbruch würde auch sie sich zum Narren machen. In ihrer Aufregung lief Adele knallrot an, was bei ihrem schwachen Herzen nicht ungefährlich war.
    „Raus! Ich hatte schon meine Ration Idioten im Leben. Raus!“
    Aufgeschreckt vom Lärm, kam eine Krankenschwester herein.
    „Sie haben mir gerade noch gefehlt! Sie mit Ihren Bauerngaloschen!“
    „Ich werde Ihnen ein Beruhigungsmittel geben, Missis Gödel. Bis dahin dürfen Sie keinen Besuch mehr bekommen.“
    Anna verschwand, die Naschereien ließ sie auf dem Bett liegen.
     
    Sie wühlte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch. Der Süßwarenautomat im Foyer sprang ihr ins Auge. Sie schnäuzte, atmete tief durch und holte Münzen aus der Tasche – ein bisschen Trost hatte sie sich verdient. Für einen alten Gaul mit Galgenfrist hatte die Gödel noch ganz schön Feuer! Anna schluckte eine neue Welle von Tränen hinunter. Diese alte Irre konnte echt verletzend sein. Du hast gewonnen, alte Hexe – ich komme nicht wieder! Warum sollte sie sich weiterhin so einem Martyrium aussetzen? Sie betrachtete ihre zitternden Hände. Raffgierig? Besser, man gab nichts auf die Gehässigkeiten der Alten. Es war doch nicht ihre Schuld, dass die Heimleitung den Ausgang abgelehnt hatte. Außerdem war sie ja nicht verpflichtet, Adele jedes Mal zuzuhören, ohne selbst zu Wort zu kommen. Sie verschlang den Schokoriegel. All die vergeudete Zeit, diese sinnlosen Besuche. Unfickbare Jungfrau? Was für ein Biest! Seit ihrem siebzehnten Geburtstag war Anna keine Jungfrau mehr. Damit lag sie ganz und gar im Durchschnitt. Beim Highschool-Ball hatte sie mit einem gewissen John diesen Entschluss gefasst. Sie hatten beide zu viel getrunken, aber mit dieser Erfahrung, auch wenn sie enttäuschend gewesen war, hatte sie eine notwendige Formalität erledigt. Mit größerer Bitterkeit erinnerte sie sich an die Folgen

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