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Die Göttin der kleinen Siege

Die Göttin der kleinen Siege

Titel: Die Göttin der kleinen Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yannick Grannec
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bitter nötig.“
    „Ich habe zu tun.“
    „Man hat immer zu viel zu tun. Aber der Körper sagt uns laut und deutlich, was der Geist nicht wahrhaben will.“
    „Das können Sie nicht verstehen, Herr Einstein, Sie sind unverwüstlich.“
    „Ich habe das auch schon durchgemacht, nachdem ich mich von meiner ersten Frau Mileva getrennt hatte. In weniger als einem Jahr habe ich zehn Veröffentlichungen und ein Buch geschrieben und fünfundzwanzig Kilo abgenommen. Ich bin durch die Hölle gegangen. Ich dachte, ich hätte ein Magengeschwür oder gar Krebs! Aber ich war einfach überlastet. Mit ein bisschen Ruhe, einem guten Arzt … und einer guten Köchin kommt das Leben wieder ins Lot.“
    In einem gegürteten Kostüm, einem Hut mit Feder und weißen Handschuhen kam uns eine junge, elegante Frau entgegen. Sie lächelte, als sie unseren berühmten Begleiter erkannte. Die beiden Männer drehten sich billigend nach ihrem wiegenden Gang um. Ich versetzte Kurt einen kleinen Schlag mit meiner Handtasche, was Einstein zum Lachen brachte.
    „Das Leben kommt wieder ins Lot, und die Frau kommt wieder zu ihrem Recht!“
    Albert sprach nie über Mileva. Seine zweite Frau und Kusine Elsa war 1936, ein Jahr nach ihrem Umzug in die Mercer Street, an einem Herzinfarkt gestorben. Der Physiker lebte fortan in einem Frauenhaushalt, bestehend aus seiner Schwester Maja, seiner Stieftochter Margot und seiner Sekretärin Helen Dukas, die sich allesamt um sein Wohlergehen kümmerten. Einstein machte keinen Hehl daraus, dass er sich in weiblicher Gesellschaft wohlfühlte, genauso wenig verzichtete er aber auf oft rüde, frauenfeindliche Äußerungen. Glaubte man dem Klatsch, so hatte Alberts Mutter seine Mileva nicht ausstehen können und die beiden zu einer langen Beziehung in Heimlichkeit gezwungen. Das war eine Gemeinsamkeit zwischen uns – die einzige. Die erste Frau Einstein war selbst auch Naturwissenschaftlerin. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war ihre Ehe in die Brüche gegangen und 1919 geschieden worden. Mileva war mit den beiden Söhnen in der Schweiz geblieben. Eduard, der jüngere, litt unter Schizophrenie und musste intensiv psychiatrisch behandelt werden. Es war auch die Rede von einem ersten unehelichen Kind, einem Mädchen, das jedoch in den Wirren der Geschichte untergegangen war. Alberts Leben war wie das eines Normalsterblichen voller Tragödien, mehr oder weniger peinlicher Geheimnisse und Enttäuschungen.
    „Warum nehmen wir nicht die Abkürzung durch das Villenviertel? Warum geht ihr den längeren Weg ganz die Mercer Street hinauf?“
    „Meine liebe Adele, wenn ich von meinen kleinen Gewohnheiten abweiche, werde ich mich sicherlich verlaufen. Ich habe keinerlei Orientierungssinn. Auf dem Meer passiert mir das ständig. Wenn Sie wüssten, wie oft ich mich schon ans Ufer schleppen lassen musste!“
    „Das wird uns nicht gerade davon überzeugen, Sie noch einmal auf dem Boot zu begleiten.“
    „Sie werden immer einen Bewunderer finden, der Ihnen hilft, Herr Einstein.“
    „Ich habe eine lustige Geschichte gehört: Ein Autofahrer soll gegen einen Baum gefahren sein, weil er Sie erkannt hatte und die Augen nicht von Ihnen nehmen konnte!“
    „Nur zwei Dinge sind unendlich, Adele: das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher.“
    Mein lieber Mann brachte für Menschen nicht so viel Begeisterung auf. Immer wieder löschte er sogar bei seinen wenigen Bewunderern die Glut, und dann tat es ihm wiederum leid, dass man ihn schnitt. Der Ruhm war für Einstein eine Geißel – Touristen besuchten seine Straße wie einen Zoo. Erdrückt von Bittgesuchen, fand er kaum Zeit zum Arbeiten. Daraus schloss er, nicht ohne Koketterie, dass er mit der Berühmtheit immer dümmer werde – was ja eine ganz gewöhnliche Erscheinung sei, wie er fand.
    „Die Menschen lieben Sie, Herr Einstein.“
    „Ich frage mich in der Tat, warum! Neulich bekam ich einen Brief von einem kleinen Mädchen, es wollte wissen, ob es mich wirklich gibt oder ob ich so etwas sei wie der Weihnachtsmann. Demnächst wird man mich ausstopfen und neben Micky Maus stellen!“
    „Sie sind der weißhaarige Gelehrte in einer verrückten Welt.“
    „Sie irren, mein Freund. Ich stehe für den Traum, dass Wissenschaft für alle erreichbar sei. Die Relativitätstheorie in einer hübschen Geschenkverpackung. Meine erste Atombombe als Bausatz.“
    „Sie haben ja einen schwarzen Humor!“
    „Das ist jüdischer Humor,

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