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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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sitzend, halb liegend anlehnen und zwischen den Wehen ausruhen konnte.
    Die Kraft des Steines. Der Schutz von Nakis Nähe.
    Und wieder und wieder der Schmerz, der alles andere auslöschte. Draußen versank die Sonne. Die Wehen steigerten sich immer mehr.
    Moria keuchte, hechelte, wand sich, kroch wimmernd auf allen vieren auf dem Lager herum. Schmerzen, die schlimmer waren als alles, was sie sich je hatte vorstellen können.
    »Laß mich nicht allein«, stöhnte sie. »Laß mich nicht allein!«
    »Nein, Herrin. Alles gut wird. Es bald kommt, ich glaube. Kniet Euch auf Boden! Euer Kopf in mein Schoß. Ist gut, Herrin, ist gut. Es vorbeigeht. Bald. Schreit ruhig, schreit!«
    Moria hatte die Mutter bei der Geburt des kleinen Bruders schreien hören, hatte die Nebenfrau bei der Niederkunft wie eine Irrsinnige toben sehen.
    Und hatte doch nicht geahnt, daß ein solcher Schmerz möglich war.
    Als Sahir endlich mit Cythia zurückkam – den ganzen Tag habe sie Cythia gesucht, da diese im Wald gewesen sei, erzählte Sahir aufgeregt –, hatten die Preßwehen schon eingesetzt.
    Die Schwester war es, in deren Hände Moria ihre Tochter gebar.
    Von einem Augenblick zum anderen war alles gut. Alle Qual vergessen. Nur dieses eine große Glück: glitschig und warm das Neugeborene auf ihrem Bauch.
    Sie umfing es mit beiden Händen – und zuckte zurück.
    Es war zu klein. So winzig und zerbrechlich, daß sie es kaum zu berühren wagte.
    Zitternd zwischen Erlösung und Angst wartete sie auf seinen ersten Schrei.
    Es röchelte, rang spürbar um Luft.
    Cythia streichelte, massierte und klopfte seinen Rücken. Da endlich prustete es, atmete ein und wimmerte.
    Cythia band die Nabelschnur mit einem Bastfaden ab, durchtrennte sie mit dem Steinmesser und legte Moria die Tochter in den Arm. Naki wechselte die Tücher.
    »Du hast es geschafft, Moria, es ist vorbei!« Cythia umarmte sie und drückte sie an sich. »Jetzt kommt nur noch die Nachgeburt, aber das ist nicht mehr schlimm.«
    Moria weinte.
    »Nun wein doch nicht! Du bekommst schon noch einen starken Sohn, vielleicht schon in ein, zwei Jahren! Noch viele starke Söhne!«
    »Aber das, deswegen wein' ich doch gar nicht, es ist nur –Sie ist zu klein, wird sie sterben, sag es mir!«
    Die Schwester strich ihr die verklebten Haare aus der feuchten Stirn. »Sehr klein ist sie, ja. Sehr zart. Selbst dafür, daß sie fast zwei Monde zu früh geboren ist.
    Ich weiß es nicht, ob sie überleben kann.
    Moria, still, Liebe, still, vielleicht ist ja Hoffnung, manchmal werden auch aus schwachen Neugeborenen kräftige Kinder, wenn ihr Vater sie nicht ...
    Nicht weinen, Schwesterchen, nicht aufgeben, wir versuchen sie durchzubringen, keiner kann uns dran hindern, wir tun es, wir beide, du und ich!«
    Cythia half ihr, dem Töchterchen die Brustwarze zuzuführen. Doch es nuckelte nicht.
    Moria lag ganz still, wagte kaum zu atmen.
    Mein Töchterchen. Du darfst nicht sterben! Du mußt leben, hörst du, leben!
    So saug doch! Saug endlich!
    Lykos – wenn er da wäre –
    Niemals höbe er dich vom Boden auf.
    Ein Kind, das nicht saugen mag. Zu klein, zu schwach –Seinen Fuß würde er dir in den Nacken setzen und dich zum Tode verdammen.
    Nicht weinen, nicht, er ist nicht da!
    Kindchen, Kindchen, die Nothelferinnen sind mit dir. Sie haben dafür gesorgt, daß dein Vater dich nicht sieht.
    Kleines, Liebes, ich darf es nicht denken, er müßte mich mit dir töten, ich liebe dich so, verstehst du, ich liebe dich ... Nichts auf der Welt würde ich tauschen gegen dich.
    Da!
    Moria stöhnte auf. Wieder hatte eine Wehe sie gepackt, mit unverminderter Heftigkeit. Und Cythia hatte behauptet, die Nachgeburt sei nicht schlimm!
    Cythia nahm ihr das Baby ab, sah ihr besorgt ins Gesicht. Naki aber, die vor Moria kniete, sacht an der Nabelschnur
    zog und auf die Nachgeburt wartete, faßte ihr auf den Bauch. »Da ist«, stammelte Naki, »da ist – ich glaube –«
    Cythia legte der Magd das Neugeborene in die Hand und betastete Morias Leib, drückte und fühlte.
    »Himmel!« rief sie aus. »Da ist noch ein Kind! Du bekommst Zwillinge, Moria, Zwillinge! Vielleicht doch noch einen Sohn!«
    Die nächste Wehe. Etwas stimmte nicht, so war es vorhin nicht gewesen, etwas stimmte nicht –
    Cythia betastete noch immer Morias Bauch. Beugte sich über sie. Moria sah das Entsetzen im Gesicht der Schwester. Und wußte alles.
    Cythia begann an Morias Bauch zu drücken und zu schieben. Betete, bettelte, fluchte. »Nun komm schon,

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