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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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zurechtgelegt hatte, und endete: »Und jetzt wüßte ich gern, wer von euch seit dem Tod meiner Schwiegermutter den Haushalt hier geführt hat?«
    Schweigen.
    Ihre Finger verkrampften sich. Hatte sie etwas Falsches gesagt?
    »Das war ich, Herrin«, sagte Noedia schließlich spröde, trat einen Schritt vor, sah starr an ihr vorbei.
    »Aber, wieso?« stammelte Moria, brach ab. Hilft mir denn keiner?!
    Noedia warf den Kopf in den Nacken. Plötzlich keine Magd mehr. Plötzlich eine Herrin.
    »Ich bin Lykos' Stiefmutter, die Mutter seines Bruders«, tagte Noedia herausfordernd. »Nach dem Tod von Lykos' Mutter hat mich sein Vater wie seine rechtmäßige Frau gehalten. Oder, Herr, wollt Ihr das leugnen?!«
    »Warum sollte ich«, erwiderte Lykos eisig.
    »Das, das wußte ich nicht, dann, dann habe ich et ... etwas falsch ...« , Blut schoß ihr in den Kopf, sie stotterte, ergriff Noedias Hände, »verzeih, Noedia, daß ich dich nicht anders . . ., ich habe viel von dir zu lernen, ich bin noch so jung und unerfahren, hab Nachsicht mit mir, bitte, hilf mir . . .«
    Lykos' Stimme fuhr dazwischen: »Ich sagte, Noedia ist die Letzte deiner Mägde!«
    »Aber warum?« begehrte sie auf, Schreck durchzuckte sie im gleichen Augenblick – sie hatte ihm widersprochen, kaum vermählt, noch nicht richtig seine Frau, hatte sie alle ihre Vorsätze vergessen und sich ihm widersetzt, und zu allem Übel auch noch vor der versammelten Hausgemeinschaft!
    Lykos' Augen verengten sich. »Weil ich es sage! Reicht dir das nicht?«
    Strenge Linien um seinen Mund.
    Ihr Herz schlug im Hals, Tränen brannten in ihren Augen.
    »Doch«, flüsterte sie. »Doch. Es tut mir leid. Verzeih mir!« Was soll ich tun, alles würde ich machen, wenn ich ihn nur
    versöhnen kann, aber wie, Mutter . . .
    »Geht jetzt!« Herrisch wies seine Hand Verwandte, Knechte und Mägde aus dem Raum.
    Dann waren sie allein, zum ersten Mal allein, er und sie.
    Ein schwerer, dumpfer Druck in ihrer Brust, ein seltsames Schwanken und Gleiten in ihrem Kopf, als wanke der Boden, auf dem sie steht, als gäbe er nach.
    Er machte einen Schritt auf sie zu.
    Die Stimme ihres Vaters, unerbittlich: Was hast du mir zu sagen, Moria?
    Unmöglich, den Kopf zu heben. Unmöglich, Lykos anzusehen.
    »Bitte«, flüsterte sie, »bitte, es tut mir leid, Lykos, es wird nie wieder vorkommen, ich will alles tun, was du verlangst . ..«
    »Ja?« sagte er leise, dicht an ihrem Ohr. »Das ist gut, meine Liebe, sehr gut! Paß auf, ich stell' dich auf die Probe! Halt ganz still, Moria, ganz still!«
    Sein warmer Atem strich über ihre Schläfe, seine Lippen berührten ihr Haar, seine Arme schlossen sich um sie. Mit behutsamer Kraft bog er ihren Kopf zurück, küßte sacht ihre Augenlider, ihre Wangen, ihren Mund.
    Er liebte sie.
    Sie hatte Angst vor der ersten Nacht gehabt. Aber es war nicht so, wie sie gefürchtet hatte.
    Lykos war anders zu ihr als ihr Bruder zu Agala, viel sanfter.
    Daß ein Mann wie Lykos, bis vor kurzem noch ein Wolfskrieger, derart schonungsvoll sein konnte ...
    Oder – war es nicht Rücksichtnahme, weshalb Lykos so vorsichtig mit ihr umging, sich nur selten und nie mit roher Gewalt sein Recht an ihr nahm, nicht Nacht für Nacht über sie herfiel wie Krugor über Agala, war es –
    Sie biß sich auf die Lippen: Da war es ja noch besser, über Noedia nachzudenken!
    Sie hatte Lykos' Befehl gehorcht, hatte Noedia stets zu niedrigen Arbeiten eingeteilt, hatte unterlassen, Noedia als Gleichrangige zu behandeln, sie um Rat und Auskunft zu fragen. So schwer ihr das auch fiel.
    Seltsam – bei ihrer ersten Begegnung mußte sie sich in Noedia getäuscht haben. Noedia wollte ihr nicht übel.
    Mehr als einmal hatte Noedia ihr schon scheinbar zufällig geholfen. Als sie selbst vergessen hatte, das Stroh in den Betten wechseln zu lassen, wie es jeden Winteranfang üblich war, hatte Noedia gesagt: Herrin, befehlt Ihr, daß ich die Lager frisch herrichte? Und auch als sie die Salzlauge zum Einlegen des Fischs zu schwach zubereitet hatte, war es Noedia gewesen, die gefragt hatte, ob sie noch mehr Salz unterrühren solle.
    Gerne hätte sie Lykos davon erzählt. Aber es nie gewagt. Wenn sie nur wüßte, warum Lykos seiner eigenen Stiefmutter mit solch eisiger Verachtung begegnete!
    Jedes Mal, wenn sie den Blick sah, mit dem Lykos Noedia bedachte–als sei sie ein Hund, den es zu bändigen galt –, spürte sie dieses bange, dumpfe Pochen in der Brust.
    Sie schaute zu Sahir hinüber, die am Boden kauernd

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