Die Göttin im Stein
Ehre einlegen!«
Durch mich! Nicht durch diese Naki!
Hoffentlich bringt er Gäste mit! Dann merkt er, was er an mir hat!
Und wenn keine Gäste kommen?
Sie seufzte, zuckte die Achseln: Dann erhalten die Knechte und Mägde das meiste von den Kuchen. Die Mutter sagt immer, gutes Essen hält Leib und Seele beisammen und die Dienerschaft bei gutem Willen.
Sie stockte, lauschte. Ja, da war Hufschlag. Und dann Lykos, wie er nach dem Bauernjungen schrie.
Der Ton in seiner Stimme, scharf wie nie ...
Sie schluckte.
Sie wischte die Hände an dem Tuch ab, das sie über ihren Rock gebunden hatte, riß es herunter, fuhr sich durch die Haare und rückte ihren Bernsteinschmuck zurecht. Die in den Herrenraum führende Haustür wurde heftig aufgestoßen. Krachend schlug das schwere Türblatt gegen die Hauswand.
Moria schenkte Tee in einen Becher, verschüttete etwas, heiß rann es über ihre Finger. Sie öffnete die Verbindungstür und trat zu Lykos.
Er war allein. Aber er saß nicht wie sonst auf der Bank, nickte nicht wie sonst lächelnd zum Gruß, sondern lief erregt hin und her.
»Sei mir gegrüßt, Lykos«, sagte sie leise.
Er antwortete nicht, unterbrach nicht seine ungeduldige Wanderung.
Hilflos stand sie da, den Becher in der Hand. »Möchtest du Tee?« fragte sie schließlich zaghaft.
»Habe ich etwas davon gesagt?!«
Erschreckt sah sie auf. Sein Gesicht war rot. In seinen Augen blitzte der Zorn.
»Ich, ich dachte nur, weil du sonst immer ...« Sie verstummte. Warum ist er so zornig?
So habe ich ihn noch nie gesehen.
Stumm blieb sie stehen. Was erwartete er von ihr? Sollte sie
wieder gehen? Oder würde ihn das noch zorniger machen? »Lykos«, flüsterte sie, »habe ich etwas falsch gemacht?« »Du? Nicht, daß ich wüßte!«
Hin und her. Hin und her.
Plötzlich stoppte er, blieb schlagartig vor ihr stehen. »Auf die Knie vor deinem Herrn!« sagte er scharf. Heiß, dumpf und schwer dröhnte eine Trommel in ihr.
Sie kniete nieder, wagte nicht den Kopf zu heben, zitterte. Moria, was hast du mir zu sagen.
Kaum kniete sie, riß Lykos sie wieder in die Höhe, riß sie an sich, preßte ihr Gesicht zwischen seinen Händen. Achtlos fiel der Becher zu Boden.
»Siehst du, du gehorchst mir!«
»Ja, Lykos«, flüsterte sie. Die Trommel sprengte ihre Brust.
»Wenn ich dir etwas verbieten würde, das dir viel bedeutet, wenn ich dein Versprechen verlangte, deinen Schwur, würdest du schwören?«
»Natürlich.«
»Ganz gleich, was es ist, nur weil ich es befehle?«
»Ja.«
»Du würdest mir nicht ins Gesicht lachen?«
»Lachen? Lykos, was glaubst du von mir, du bist mein Herr, was soll ich schwören, ich tu' es, gleich!«
»Und wenn ich dich ohrfeigen würde, weil du mir ins Gesicht gelacht hast, würdest du dann weiterlachen?«
»Lykos, wie könnte ich so etwas tun, womit habe ich dir Anlaß gegeben, so schlecht von mir zu denken ...« Tränen liefen über ihr Gesicht. Die Trommel nun auch in ihrem Kopf.
Er zog sie noch gewaltsamer an sich, preßte seine Lippen auf ihre, zwang mit seiner Zunge ihre Zähne auseinander.
Noch nie hatte er sie so wild geküßt.
Schwach und willenlos wurde sie unter diesem Kuß. Schneller schlug nun die Trommel, höher. Und immer lauter.
Er hob sie hoch. An ihn gedrückt, gehalten von seinen Armen, schwebte sie dicht über dem Boden – und doch irgendwo im Nichts, nur er und sie, er und sie.
Seine Lippen saugten sich fest in der Beuge ihres Halses. Ihre Hände suchten Halt in seinen Haaren.
Ohne seine Lippen von ihr zu lösen, trug er sie zu dem Lager in der Ecke, warf sie darauf, sich über sie. Er riß ihr die Kleider herunter, grub schmerzhaft seine Finger in ihr Fleisch.
Sie stöhnte, bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Fieberhaft nestelten ihre Hände an dem Verschluß seines Kittels, wühlten sich in die krausen Locken auf seiner Brust, krallten sich in die Narben auf seinem Rücken.
Das war nicht mehr sie, die die Zähne in seine Muskeln schlug, die sich in seiner gewaltsamen Umarmung wand, die von Hitze überflutet wurde, deren Haut zerbarst vor seiner Berührung, die die Grenzen ihres Körpers verlor und zerschmolz zu einer Feuersglut, die ihn in sich sog.
Das war nicht mehr sie, die da schrie vor Lust.
10
Naki spann.
Unzählige Augen beobachteten sie aus dem Haufen ungesponnener Wolle heraus, folgten argwöhnisch jeder ihrer Bewegungen, sahen durch die Oberfläche ihres Körpers hindurch, wollten bis in ihr Innerstes sehen.
Aus den Reisigbesen lauschte
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