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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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durcheinander.
    »Dann bin ich es, der Sie jetzt braucht«, sagte er schlau und der Wahrheit gemäß. »Sir, ich brauche Sie. Verlassen Sie mich nicht so, nach allem, was ich getan habe, um Ihnen zu helfen. Helfen Sie mir jetzt, Sir. Helfen Sie mir.«
    »Sie haben die Hilfe, die ich Ihnen geben kann, zurückgewiesen. Sie können bei mir bleiben, aber nur unter der Bedingung, daß Sie auf das hören, was ich sage. Mischen Sie sich nicht mehr in mein Schicksal ein.« »Aber Ihr Schicksal ist mein Schicksal.«
    »Das hätte sein können«, erklärte Mesmers mit Bedauern in der Stimme. »Das hätte gut sein können, früher einmal.« »Was habe ich falsch gemacht? Sagen Sie es mir, und ich werde es wiedergutmachen, das schwöre ich.«
    Mesmers blieb an einer Tür stehen. Tallow wußte, daß es eine ihrer Zufluchtsstätten war. Mesmers drehte sich um und blickte Tallow aus weisen Augen mitfühlend an.
    »Ihre Gründe, mir zu helfen, waren nicht die rechten Gründe. Ich bin verantwortlich für den Tod eines Menschen, und zwar wegen Ihnen. Tallow, ich brauche Sie nicht. Unser Zusammensein wird weiter Gewalt erzeugen. Noch mehr werden sterben, und unglückliche Leute werden noch unglücklicher. Ich biete denen das Leben. Sie aber können ihnen nichts als Schmerz und Kummer bringen, Ihren eigenen Schmerz, Ihren eigenen Kummer. Können Sie das nicht begreifen?« »Nein! Sie sind ungerecht.«
    »Ich habe versucht, gerecht zu sein. Vielleicht haben Sie recht. Aber das glaube ich nicht. Ihre Sünden hängen wie eine graue Wolke über Ihnen.«
    »Welche Sünden? Ich habe nie gesündigt. Wenn ich es getan hätte, würde ich es doch wissen. Ich weiß nichts davon.« Mesmers seufzte und betrat das Haus. Tallow folgte ihm und klammerte sich an sein Gewand. »Ich weiß nichts davon«, wiederholte er, »und deshalb habe ich nicht gesündigt, oder? Wenn das stimmt, was Sie gesagt haben, daß jeder Mensch ganz tief im Innern weiß, daß er gesündigt hat, dann bin ich unschuldig.« Tallow fühlte ein bißchen Siegesfreude in sich aufsteigen.
    Mesmers machte die Tür zu und sah tief in Tallows Augen, im Blick noch immer Mitgefühl, ein Mitgefühl ohne jede Hoffnung.
    »Wenn Sie es nicht wissen, dann ist mein Glaube vielleicht falsch, was ich nicht hoffe. Aber wenn Sie es wissen, dann ist alles, was ich gesagt habe, doppelt wahr.«
    Tallow fühlte sich plötzlich erleichtert, und seine Haltung änderte sich. Seine Neigung zu Mesmers, diese ihm fremde Selbstaufopferung hielten seine Beine schon zu lange mit Ketten gefesselt. Jetzt sah er einen Ausweg aus dem Zwiespalt. Es war der Wendepunkt; er könnte seine Freiheit zurückgewinnen.
    »Narr!« höhnte er. »Verblendeter Idiot! Sie sind kein Seher! Sie sind nichts in dieser Stadt, Sie vergeuden Ihre Zeit mit anderen und werden dafür mit Haß verfolgt. Sie sind derjenige, auf den es ankommt, nicht die anderen, die Sie mit sich hinabziehen, und ich wäre Ihnen schon fast gefolgt. Gott sei Dank habe ich es endlich gemerkt.«
    Mesmers stand stumm, sein altes Gesicht war voller Ruhe. Tallow wütete weiter, verdrängte das Gefühl der Bedeutungslosigkeit, das Mesmers’ Blick in ihm auslöste, unterdrückte die Gefühle im Zorn. »Sie haben Ihr Schicksal verraten. Ich werde Sie verlassen, obwohl ich Sie gerettet habe.« Er riß die Tür auf und lief auf die Straße hinaus.
    »Jephraim, kommen Sie zurück«, sagte Mesmers plötzlich. »Man wird Sie fassen und erschießen, wenn Sie um diese Zeit ausgehen. Mann, kommen Sie zurück. Wenn Sie schon fort
    müssen, warten Sie wenigstens die Nacht ab.«
    Tallow achtete jedoch nicht auf die Warnung des Predigers. Er marschierte auf den Fluß zu und wußte, daß es Wochen dauern würde, bis er die Barke eingeholt hätte. Er hatte nur diese eine Hoffnung.
    Mesmers rief ihn noch einmal mit Nachdruck. Tallow überhörte den Ruf. Sein Schicksal lockte.

    Zehntes Kapitel

    T allow bemerkte bald die Gefahr, und wieder einmal
    kam ihm sein berechnender Verstand zu Hilfe. Er
            benützte Nebenstraßen, folgte gewundenen Gassen, die zum Ufer führten, und wußte dabei nicht, wie er aus der Stadt herauskommen konnte, denn man bewachte jedes Tor. Er schlich weiter, voller Zorn. Er wollte unbedingt die Tore erreichen und entscheiden, was zu tun war, wenn es soweit wäre.
      Er brauchte zwei Stunden, mußte stehenbleiben, sich verstecken und sich weiterstehlen, bis er an die Stadtmauer kam. Er folgte ihr und erreichte schließlich ein Tor. Drei Wächter

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