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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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paar Decken aus. Die Städter vergnügten sich jetzt wirklich, die glasigen Augen hatten sich aufgehellt, waren warm geworden. Überall sah man die Soldaten Zhists, welche die Gelegenheit nutzten, daß die Frauen von Rimsho sie wie Helden verehrten. Tallow fragte einen Soldaten, wo er den Oberst finden könne.
    »Wo sonst als in Natchos altem Quartier?« lachte der Mann und wandte sich wieder seiner Flasche und seinem Mädchen zu.
    »Das hätte ich mir denken können«, sagte Tallow, während er und Miranda würdevoll, in Decken gehüllt, durch die Straßen auf den Regierungspalast zuschritten.

    Fünfzehntes Kapitel

    I ch fürchte, Cannfer ist im Kampf gefallen«, sagte Zhist
    bekümmert. Tallow freute sich nur ein kleines bißchen,
         weil das eine Komplikation weniger bedeutete. Zhist fuhr fort: »So wie viele andere mutige Männer. Er hörte, daß Sie und Miranda in einer gefährlichen Lage waren, und war der erste, der den Palast erreichte. Er wurde natürlich niedergeschossen. Was ist euch beiden zugestoßen?«
    »Wir wurden gefoltert und in den Wald geschafft, weil man uns für tot hielt«, antwortete Tallow. »Wir wanderten im Fieberwahn einige Zeit umher, bis wir an einen Fluß kamen. Er hatte wunderbare Heilkraft. Schauen Sie, Sie können immer noch die Spuren der Peitsche sehen, aber sie sind jetzt völlig vernarbt.« Er ließ die Decke fallen und zeigte Zhist unaufgefordert den Beweis seiner schweren Prüfung.
    »Ein Wunder!« rief Zhist aus. »Wir müssen bei Gelegenheit nach dem Fluß suchen. Ich nehme an, Sie haben keine Ahnung,
    wo er war?«
    »Keine«, sagte Tallow wahrheitsgemäß. »Ich glaube, ich werde ihn nie wiederfinden.«
    »Schade«, meinte Zhist. Das Essen, das er bestellt hatte, kam, und die drei setzten sich an den Schreibtisch, an dem Natcho damals Tallow und Miranda befragt hatte. Sie stürzten sich mit Heißhunger auf das Essen, da sie schon lange nichts mehr im Magen hatten.
    »Hyriom macht wieder Schwierigkeiten«, bemerkte Zhist und biß in eine Semmel. »Die erzählen etwas vom Recht der Könige oder so ähnlich, sagen, daß das Land von Revolutionsgesindel überrannt worden ist. Jetzt haben sie den Vorwand, auf den sie lange gewartet haben. Sie können jeden Tag bei uns einmarschieren, wir müssen darauf vorbereitet sein.«
    »Viel Glück«, sagte Tallow. Ihm war eben klargeworden, daß ihm Cannfer lebendig mehr genützt haben würde. Er hätte ihm Miranda abnehmen können. »Ich hoffe, Sie haben Erfolg. Ich muß morgen früh weiterfahren. Ich bin schon viel zu lange geblieben.«
    »Sie können nicht fort, Tallow«, sagte Zhist. »Ich brauche Sie hier als meinen Sekretär.«
    »Aber ich habe fast eine Woche verloren. Wenn ich mich jetzt nicht beeile, werde ich die Barke überhaupt nicht mehr einholen.«
    »Schlagen Sie sich die Barke aus dem Kopf. Folgen Sie lieber mir. Sie werden in dieser Stadt ein angesehener Mann sein. Und was ist mit Miranda? Wegen Ihnen hat sie viel Mühsal auf sich genommen und ist schließlich gefoltert worden. Sie können Sie nicht schon wieder verlassen.«
    »Er könnte es wohl«, sagte Miranda ergeben. »Und wahrscheinlich wird er es auch tun.«
    »Aber du verstehst doch, nicht wahr, Miranda?« sagte Tallow erwartungsvoll. Er sah sich in einer Falle.
    »Nein«, sagte sie. »Ich verstehe dich nicht ganz. Ich hätte
    gedacht, daß du bleiben würdest, vor allem jetzt. Aber ich fürchte, daß du ohne Rücksicht auf mich tun wirst, was du willst, ohne Rücksicht auf Oberst Zhist, ohne Rücksicht auf alle, die versuchten, deine Freunde zu sein und dir zu helfen.« Tallow erklärte verbissen: »Miranda, ich habe es dir gesagt. Ich brauche weder Hilfe noch Freundschaft. Deine Art Hilfe behindert mich nur, und Freunde halten mich auf. Ich kann mir die Verantwortlichkeiten nicht leisten, die Freundschaft und sogar Hilfe erfordern. Ich bin ein Einzelmensch, ein einsamer Mensch. Mir behagt meine Einsamkeit.«
    »Sie sind ein komischer Vogel, Tallow.« Zhist kaute verdrießlich auf seinem Essen herum. »Ein wirklich komischer Vogel. Ich werde aus Ihnen nicht schlau.«
    »Ich möchte nicht, daß man aus mir schlau wird«, erwiderte Tallow ärgerlich. »Darauf will ich ja hinaus.«
    »Und ich werde nicht aus Ihnen schlau«, wiederholte Zhist. »Es sieht so aus, als wären Sie nur sich selbst treu. Trotzdem haben Sie mich unter der Folter nicht verraten. Demzufolge, was Sie mir über Ihre Reise den Fluß hinab erzählt haben, versuchten Sie, mehreren Leuten

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