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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zu helfen, und statt dessen ist es Ihnen immer nur gelungen, die Betreffenden zu ruinieren. Sie sind ein Mörder, und dennoch benehmen Sie sich nicht wie ein Mörder. Ich kann begreifen, daß Sie keinen Grund haben zu morden. Sie lieben Miranda, und sie liebt Sie. Und doch haben Sie sie verlassen und haben vor, es erneut zu tun. Was steckt dahinter, Tallow?«
    »Mein Geist«, sagte Tallow. »Der steckt dahinter, nicht mein Herz. Die meisten Menschen werden von ihrem Herzen regiert. Sie benutzen ihren Geist, um ihre Gefühle rational zu erklären. Bei mir kommt erst der Geist, und dann die Gefühle, wenn überhaupt. Ich hatte keine Ahnung, was Gefühle sind, bis ich die goldene Barke zum ersten Mal über den Fluß ziehen sah. In dem Fall kam die Emotion irgendwie zuerst, das Fühlen , würden Sie sagen, und der Geist viel später, wenn überhaupt. Ich bin noch immer nicht daraufgekommen, was mir die Barke verspricht. Aber ich bin mir sicher, daß sie viel mehr als Freundschaft, Liebe, Ehre verspricht. Diese Dinge werden mich vernichten, werden mich zu einem Herdentier machen. Ich bin nicht für ein Herdenleben gebaut. Ich kann nicht unter Menschen sein, dazu fehlt mir der Verstand, der Körper, das Gesicht. Mir machen nicht dieselben Dinge Spaß, und ich kann nicht grundlos hassen. Manchmal hasse ich die Dinge, die sich mir in den Weg stellen, aber nicht lange. Miranda bietet mir Behaglichkeit und Seelenfrieden, geschlechtliche Befriedigung, eine Menge anderer Sachen, aber sie kann mir nicht das bieten, was mir die Barke verspricht, was immer das auch sein mag.« »Vielleicht kann sie es, und Sie sehen es bloß nicht«, meinte Zhist.
    »Streiten Sie sich nicht mit ihm«, sagte Miranda. »Versuchen Sie es gar nicht erst. Sie erreichen nichts damit. Ich weiß das.« »Es ist nicht meine Schuld«, sagte Tallow stockend. »Es ist doch nicht meine Schuld, oder?«
    »Ich bin sicher, wenn Sie bei den Menschen bleiben und sie begreifen, wenn die Menschen von Ihnen verstanden werden, so werden Sie finden, wonach Sie suchen«, sagte Zhist unbeirrt. »Sie sind aus dem Stoff, aus dem Idealisten gemacht werden, und zwar die falsche Sorte. Sie folgen ihrem persönlichen Stern und wollen die Welt verbessern, und am Ende klebt das Blut von Millionen an ihren Händen, oder sie haben den Kopf in einer selbstgeknüpften Schlinge stecken.« »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Hören Sie«, sagte Zhist, »diese Dinge, die Sie und noch ein paar andere suchen, liegen hier vor Ihnen. So viele Leute gehen durchs Leben und suchen etwas, suchen es im Geld, in der Macht, in sexuellen Erlebnissen zu finden, gelegentlich auch in der Malerei, der Musik, der Schriftstellerei. Sie wissen nicht, was sie suchen, und trotzdem scheint es ihnen etwas Fernes, Unerreichbares zu versprechen. Ich sage Ihnen eins. Ich biete es Ihnen, Miranda bietet es Ihnen. Das Baby, das Sie fanden, bot es Ihnen. Und Sie waren so blind, es nicht zu sehen. Sie sind vom gleißenden Gold der Barke geblendet und suchen etwas, in dem Sie dumpf die Wahrheit ahnen, das aber keinerlei Verantwortung mit sich bringt. Um das zu finden, was Sie, Tallow, suchen, müssen Sie Verantwortung übernehmen, müssen Sie Freundschaft und Liebe und selbst Ehre annehmen. Das alles bringt Verantwortung mit sich. Dieser Prozeß der Beteiligung wird Ihnen die Wahrheit zeigen, nach der Sie sich abmühen.«
    »Warum sollte ich mich an alldem beteiligen? Warum? Wenn Sie und Miranda, wenn solche Leute wie Sie nicht gewesen wären, hätte ich die Barke jetzt schon erreicht. Muß ich denn immer von Leuten belästigt werden?«
    »Sie sind ein Mensch«, sagte Zhist einfach. »Und ein Mensch hat eine Seele, eine Lebenskraft, nennen Sie es, wie Sie wollen. Es gibt Millionen von Seelen auf diesem Planeten. Wahrscheinlich viele andere Millionen im Universum. Der Boden selbst, auf dem Sie stehen, hat seine besondere Seele, ein Bewußtsein. Wir sind alle beteiligt, Tallow. Wir können der Tatsache nicht entkommen. Wir sind alle Teile von etwas Gewaltigem. Wir bewegen uns weiter, Tallow. Deshalb kämpfte ich auch für die Freiheit meiner Leute. Das war mein Anteil an etwas viel Größerem. Deshalb malen manche Menschen Bilder, deshalb ziehen manche Menschen in den Krieg. Sie wollen etwas für sich selbst, das alle Menschen haben sollten. Was werden Sie mit Ihrer ›Wahrheit‹ anfangen, wenn Sie sie gefunden haben? Was wird sie Ihnen sagen? Sie wird Ihnen sagen, was ich Ihnen gesagt habe. Werden Sie es dann

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