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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Pergamente, die sie unter ihren Kitteln trug, raschelten.
    Sadagar war es gewohnt, von seiner Begleiterin dauernd bekrittelt zu werden. Was er auch tat, er machte es ihr nie recht. Wenn es ihnen schlechtging, warf sie ihm vor, dass er unfähig sei, für ihrer beider Sicherheit und Unterhalt zu sorgen. War er erfolgreich, dann bemängelte sie, dass er nicht mehr heraushole.
    Anfangs hatte er sie aus Mitleid bei sich behalten, aber mit der Zeit waren sie zu gut eingespielten Partnern geworden. Wohin immer sie kamen, war es Fahrna, die sich unter der Bevölkerung umhörte und ihn mit jenem Klatsch versorgte, den er brauchte, um seine Kunden durch Kenntnis ihrer Lebensumstände zu verblüffen. Fahrna war für ihn unentbehrlich geworden, so, wie sie ihn brauchte, um in einer Welt, in der das Böse immer mehr um sich griff, überleben zu können.
    Sadagar warf schmunzelnd die Münzen in die Luft, fing sie auf und verstaute sie in seinem Beutel. Das war seine Antwort auf Fahrnas Äußerung.
    »Freu dich nicht zu früh!« sagte sie, während sie sich des Kopftuchs und einiger Umhänge entledigte, die sie über die Schultern geworfen hatte.
    Sie fuhr sich durch das verschwitzte weiße Haar und blickte Sadagar dabei von unten herauf an. Das gab ihr einen Ausdruck von Verschlagenheit, aber er wusste, dass diese Angewohnheit, den Kopf gesenkt zu halten, auf ihren gekrümmten Rücken zurückzuführen war.
    Sie fuhr fort: »Es stehen schlimme Zeiten bevor. Wenn du etwas von der Wahrsagerei verstehen würdest, hättest du das drohend heraufziehende Unheil längst schon erkannt.«
    »Ha, was redest du?« rief er aus. »Habe ich nicht schon längst erkannt, dass das Flimmern im Süden von Nacht zu Nacht heller wird? Das nächtliche Leuchten der Schattenzone nimmt zu, und ich habe bereits letzten Herbst prophezeit, dass dies zu einem verstärkten Einfluss der bösen Mächte führen wird. Das hat sich bewahrheitet.«
    »Dazu brauche ich keinen Wahrsager, das kann ich von jedem Bauern hören«, sagte Fahrna giftig. »Du warst noch nicht geboren, da habe ich schon davon reden hören, dass die Schattenzone sich ausdehnt und die Dämonen der Schwarzen Magie immer mächtiger werden. Und doch steht die Welt noch. Aber sie wird bald untergehen, wenn nicht etwas geschieht, um den Inselhorden aus dem Westen Einhalt zu gebieten.«
    »Du sprichst, als wüsstest du etwas Genaues«, sagte Sadagar. »Was hast du herausgefunden, sprich schon!«
    »Warum lässt du es dir nicht vom Kleinen Nadomir flüstern?« sagte Fahrna und erhob ihre schrille Stimme zu einem gackernden Kichern. »Wenn dein Schutzgeist schon nicht allwissend ist, so müsste ihm doch bekannt sein, dass die Caer auf dem Festland gelandet sind und Elvinon erobert haben. Nicht lange, und sie werden auch Darain überrannt haben.«
    »Ist das wahr? Woher willst du das wissen?«
    Fahrna gab nicht sofort Antwort. Sie fuhr umständlich damit fort, sich eines Kleidungsstückes nach dem anderen zu entledigen. Es war erstaunlich, wie viele Lumpen die alte Runenkundige an sich hatte. Sadagar hatte bei sich schon immer vermutet, dass sie Kleider, die sie einmal anlegte, nicht wieder abstreifte, sondern nur weitere darüber zog. Darunter verbarg sie dann eine große, aber unbestimmte Anzahl von Pergamenten und Schriftrollen und Runenstücken, die sie wie ihren Augapfel hütete. Das war ihre ganze Habe, ihr wertvollster Schatz. Sie träumte davon, mit Hilfe dieser Unterlagen eines Tages die Runenbotschaft der Königstrolle zu entziffern.
    Sie zwinkerte ihm aus ihren in Runzeln eingebetteten listigen Äuglein zu und sagte: »Ich war draußen am Weiher und habe dort einen Kurier aus Darain sterbend vorgefunden. Er trägt einen Brief seines Herzogs bei sich. Darin ergeht ein Aufruf an alle Grenzposten, sich in der Hauptstadt des Herzogtums einzufinden und sie gegen die Caer zu verteidigen, falls diese von Elvinon nach Darain weitermarschieren. Bevor der Kurier starb, hat er mir gesagt, dass Elvinon fest in caerischer Hand sei und Herzog Krude und seine Tochter zur Insel gebracht wurden.«
    Sadagar war zum Fenster gegangen und blickte auf den Hauptplatz hinunter. Der Abend dämmerte, hinter einigen Fenstern waren die Lichter angegangen, über den Platz kamen drei tainnianische Soldaten auf die Herberge zu. Das Leben in Büttelborn schien seinen gewohnten Gang zu nehmen.
    »Seltsam, dass die Büttelborner diese schreckliche Kunde so gelassen aufnehmen«, sagte Sadagar.
    »Sie wissen noch gar nichts

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