Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
Vom Netzwerk:
Geschlagener. Er wusste, dass er soeben große Schuld auf sich geladen hatte. Er konnte seine Handlungsweise vor sich selbst rechtfertigen, denn er wusste, dass er die Schuld eines Tages tilgen würde. Aber wie würde Nyala es sehen?
    Er beschloss, ihr einstweilen noch nichts von seinem Pakt zu erzählen.
    *
    Sie ritten die ganze Nacht hindurch, und als sie im Morgennebel zu einem Bach kamen, strauchelte das übermüdete Pferd und brach sich das Genick. Steinmann Sadagar erlöste das arme Tier mit einem Dolchstoß von seinen Leiden. Fahrna wurde schlecht, und sie verschwand hinter einem Gebüsch.
    »Au, mein Sitzfleisch«, hörte er sie jammern. »Ich bin ganz wund und kann mich nicht bewegen.«
    »Das wirst du aber müssen«, rief Sadagar ihr zu, während er die drei Bündel an sich nahm. Zwei band er mit einer Schnur zusammen und warf sie sich über die Schulter, das dritte trug er in der Hand. »Wir sind noch zu nahe der tainnianischen Grenze. Sicher sind wir erst, wenn wir zwei Tagesreisen von Büttelborn entfernt sind.«
    »Ich kann nicht«, klagte Fahrna aus dem Gebüsch. »Ich muss mein Sitzfleisch pflegen. Es tut so weh!«
    »Als Hexe kennst du doch eine Menge Wunderheilmittel«, rief Sadagar. »Oder wirken diese auf deinem edelsten Körperteil nicht?«
    Ihr hässliches Gesicht erschien durch das Gebüsch. »Verschwinde und lass mich in Frieden«, keifte sie ihn an. »Ich brauche ein wenig Zeit, um mich zu erholen. Kundschafte die Gegend aus oder geh jagen, nur bleib mir vom Leib.«
    »Meinetwegen«, sagte Sadagar. »Ich vertrete mir ein wenig die Füße. Wenn der Nebel sich lichtet, komme ich hierher zurück. Dann müssen wir aufbrechen.«
    Er hörte das Rascheln ihrer pergamentverstärkten Lumpen und das Geräusch brechender Äste und nahm an, dass sie Vorbereitungen traf, ihr geschundenes Hinterteil zu behandeln. Diese Vorstellung erheiterte ihn dermaßen, dass er lauthals lachte. Sie schickte ihm ein paar saftige Flüche nach, während er sich entfernte.
    Er hatte ihre Habe abgelegt, um sich ungehinderter bewegen zu können. Der Bach schlängelte sich in westliche Richtung, und Sadagar wandte sich gen Norden. Im Nebel tauchten einige Weiden auf, aus deren Geäst das Krächzen von Krähen kam. Sadagar mochte diese Vögel nicht, die so schwarz waren wie die Schattenzone, aber Fahrna tat geradeso, als könne sie sich in der Sprache dieser gefiederten Luftbewohner mit ihnen unterhalten. Vielleicht sagte man nicht umsonst, dass Krähenvögel Dämonenboten seien und die Kuriere der Hexen und Zauberer. Immer wenn er über Fahrna nachdachte, wurde ihm bewusst, wie wenig er sie eigentlich kannte.
    Sadagar kam ins freie Feld. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet, vor ihm lag eine Heidelandschaft. Nichts bewegte sich. Er hielt kurz an, und als er wieder einen Schritt tat, erhob sich hinter ihm ein Schwarm von Krähen krächzend in die Lüfte. Im gleichen Augenblick ertönte aus derselben Richtung das Geräusch vieler Pferdehufe. Es war, als habe der Nebel bis jetzt alle Laute verschluckt und gebe sie nun auf einmal gleichzeitig frei.
    Raue Stimmen erschollen, Gelächter brandete auf. Diesem folgte ein verzweifeltes Schreien. Fahrna! Sadagar erkannte sofort ihre Stimme, und ihm war klar, dass die unbekannte Reiterschar seine Gefährtin bedrängte.
    Ohne einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden, in die er sich begab, machte er kehrt und lief den Weg zurück. Dabei achtete er jedoch darauf, dass er keine verräterischen Geräusche verursachte.
    Er erreichte den Bach und folgte seinem Lauf in die Richtung, aus der der Tumult kam. Die Stimmen waren noch zu undeutlich, als dass er hätte verstehen können, was sie sprachen, aber er unterschied deutlich mehrere Männerstimmen und Fahrnas schrilles Zetern.
    »Rühr dich ja nicht vom Fleck, du alte Hexe!« hörte Sadagar nun eine Männerstimme rufen, die ihm vertraut erschien.
    »Ich werde mir noch den Tod holen«, erwiderte Fahrna schrill. »Was seid ihr doch für gefühllose Bastarde, dass ihr mit einer alten, schwachen Frau kein Mitleid habt!«
    »Wo ist denn dein wahrsagender Freund?« rief die Stimme von vorhin, und Sadagar erkannte nun ganz deutlich die von Verian, dem darainischen Grenzwächter, der sich mit ihm Barbas Gunst geteilt hatte. »Warum beschützt er dich nicht mit seinem starken Arm und seiner Magie?«
    »Dieser Elende hat mich im Stich gelassen, als das Reittier stürzte, und ist geflohen«, antwortete Fahrna. »Aber sagt mir, wie ihr auf

Weitere Kostenlose Bücher