Die goldene Galeere
vermittelte ihm das unbehagliche Gefühl, dass sich rings um ihn einige Gestalten bewegten. Sie näherten sich ihm von allen Seiten, umzingelten ihn.
Er wollte der Dunkelheit entweichen, indem er die Augen aufriss. Aber noch immer konnte er nichts sehen, denn die Finsternis blieb undurchdringlich. Er ahnte mehr, als dass er es sah, dass er von einer regelrechten Mauer kräftiger und über und über behaarter Gestalten umringt war. Eine tödliche Bedrohung senkte sich über ihn, und er griff in seiner Angst nach dem Gürtel.
Bevor er jedoch eines seiner Wurfmesser zu fassen bekam, erhielt er einen Tritt gegen seinen Unterarm. Gleichzeitig wurde er an den Beinen fortgezogen, dass sein Kopf über den Rand des weichen Nachtlagers glitt und auf dem harten Boden aufschlug.
Etwas Haariges legte sich um seinen Hals und zog ihn daran hoch, dass es ihm die Atemwege abschnürte. Er hatte das Gefühl, als spanne sich der zottige Arm eines Tieres im Würgegriff um seine Kehle. Er konnte keinen Laut von sich geben. In seinen Ohren war ein Rauschen, durch das furchterregendes Gebell drang.
Tiermenschen! durchzuckte es ihn. Er hatte gehört, dass die einsamen Wälder Dandamars von unheimlichen Geschöpfen der Schwarzen Magie, die weder Tier noch Mensch waren, unsicher gemacht wurden.
Als er nun am Hals und an den Beinen durch die Luft gezerrt wurde, da war er sicher, solchen Bestien zum Opfer gefallen zu sein. Ihr wütendes Gebell, das nur sehr entfernt an menschliche Stimmen erinnerte, wurde lauter. Jetzt lockerte sich der Würgegriff, und er fiel zu Boden, traf mit dem Kopf schmerzhaft auf. Auch seine Beine wurden losgelassen.
Das Rauschen in seinen Ohren ebbte ab und wurde von dem geisterhaften Singen des Windes abgelöst, der sich in den Aushöhlungen der morschen Baumstämme brach.
Ein Bellen wie ein Befehl erklang. Sadagar versuchte, die Dunkelheit über sich mit den Augen zu durchdringen. Aber die Nacht war wie ein schwarzes Tuch. Aus der Dunkelheit antworteten andere kehlige Stimmen. Sadagar drehte sich herum und wollte sich auf allen vieren davonschleichen. Aber da traf er mit dem Kopf auf Widerstand. Eine Klaue griff in sein Haar und zog ihn daran hoch. Sadagar musste dem Zug nachgeben und kam auf die Beine.
Ein Atem wie nach Aas schlug ihm entgegen. Ein kläffender Laut drang ihm schmerzhaft ins Gehör. Sadagar wollte etwas sagen, aber seine Kehle war ausgedörrt. Die Todesangst verschlug ihm die Sprache. Er war wie in einem Dämonenreigen gefangen. Um ihn fleuchte und kreuchte es, Körper trafen in der Dunkelheit dumpf aneinander, Füße scharrten unruhig. Und von überall drangen die bellenden Stimmen auf ihn ein. Sie klangen nun eine Spur unsicher, ein wenig ratlos.
Sadagar verstand die Sprache der Tiermenschen nicht, aber aus dem Tonfall glaubte er herauszuhören, dass unter ihnen eine aufkeimende Besorgnis um sich griff. Und er glaubte auch den Grund zu kennen. Es musste an dem lauter und bedrohlicher gewordenen Heulen liegen.
Sein Haar wurde losgelassen. Gleichzeitig stieß ein zottiger Körper gegen ihn, und etwas Hartes bohrte sich ihm in die Seite. Er krümmte sich und wich gleichzeitig rückwärts aus.
Die bellenden Stimmen wurden wieder zorniger, nachdem die Unsicherheit aus ihnen gewichen war. Nun entstand ein Durcheinander von Geräuschen, und zum erstenmal war ein metallenes Klirren zu hören. Es klang, als kreuzten sich Schwertklingen.
Tiermenschen, die Waffen trugen? Oder aber waren die Jäger dieser dämonischen Ausgeburten der Schattenzone eingetroffen? Konnte das für ihn die Rettung bedeuten? Oder würde er nun schweißgebadet aus diesem schrecklichen Traum erwachen?
Der Kampflärm wurde immer deutlicher. Aber noch immer war nur das Gekläff der Zottigen zu hören. Keine menschliche Stimme mischte sich in das tierische Gebrüll. Dafür schwoll das geisterhafte Singen immer mehr an, steigerte sich zu einem so schrillen Winseln, dass es in den Ohren schmerzte.
Sadagar stieß mit dem Rücken gegen ein Hindernis und fühlte zu seiner Erleichterung das feuchte, glitschige Holz der verfallenen Hütte hinter sich.
Der Lärm verlor sich und verstummte schließlich ganz. Stille kehrte zurück. Und in diese Stille hinein fragte Fahrnas Stimme besorgt: »Steinmann Sadagar? Bist du noch am Leben?«
»Ja. ich hoffe es wenigstens.«
Fahrna kicherte. »Den Barbaren haben wir es aber gegeben.« Hinter einem Baumstumpf tauchte eine leuchtende Rune auf, die Fahrna vor sich hielt und in deren fahlem
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