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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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dandamarisches Land kommt. Darain liegt doch in einer ganz anderen Richtung.«
    Die Männer lachten, und einer sagte: »Die Vernunft treibt uns in die andere Richtung.«
    Wieder folgte Gelächter, und ein anderer sagte: »Warum sollen wir uns mit den Caer herumschlagen, wenn im Norden ein weites, offenes Land auf uns wartet?«
    »Mir ist kalt«, sagte Fahrna, und Sadagar hörte das Klappern ihrer Zähne.
    Er war jetzt so nahe, dass er die Männer als Schatten erkennen konnte. Er zählte ihrer acht; nur zwei von ihnen waren von ihren Pferden abgestiegen. Die anderen umtänzelten mit ihren Reittieren das Bachufer.
    Sadagar ging noch etwas näher, bis er aus dem Schutz eines Strauches Einzelheiten erkennen konnte. Und da sah er Fahrna mit hochgerafften Kitteln im Bach hocken, offenbar, um ihr Sitzfleisch zu kühlen. Er konnte mit ihr fühlen und sich denken, wie entwürdigend sie es empfand, in dieser Haltung von den rauen Kriegern begafft zu werden.
    »Was soll mit ihr geschehen?« fragte einer der Männer seinen Anführer.
    »Wir werden mit ihr die Hexenprobe machen«, bestimmte Verian. »Wenn es stimmt, dass Krähen die Verbündeten der Magier sind, werden sie kommen und die Alte in ihren Krallen davontragen.«
    »Was seid ihr doch für ein hartherziges Gesindel!« schrie Fahrna. »Ich verfluche euch!«
    Sadagar hatte nur auf einen solchen Ausspruch gewartet. Jetzt ahmte er das Krächzen einer Krähe nach.
    »Hört ihr es?« rief Fahrna, versuchte sich zu erheben, wurde jedoch durch das Schwert eines Reiters genötigt, sich wieder zurück in das kalte Wasser zu hocken. Fahrna fuhr fort: »Das sind meine schwarz gefiederten Freunde, die mich ihrer Hilfe versichern.«
    »Altweibergeschwätz«, behauptete Verian.
    Sadagar stieß wieder ein Krächzen aus. Diesmal lauter und in einer bestimmten Folge. Gleichzeitig zog er einen Dolch nach dem anderen aus dem Gürtel, bis er ein halbes Dutzend fächerförmig und an den Spitzen zwischen Daumen und Zeigefinger der Linken hielt.
    »Hört genau hin«, sagte Fahrna. »Dann erkennt ihr vielleicht die Botschaft meiner geflügelten Freunde.«
    »Was sagen sie dir denn?« fragte Verian spöttisch.
    »Sie versprechen mir, euch mit unsichtbaren Krallen zu zerfleischen, wenn ihr nicht von dannen zieht und mich in Ruhe lasst«, behauptete Fahrna. »Wollt ihr es noch einmal hören?«
    Sadagar ließ wieder einen Krähenruf folgen.
    »Es klingt tatsächlich, als könne sie mit den schwarzen Vögeln sprechen«, sagte einer der Krieger.
    »Unsinn«, behauptete Verian. »Wir werden die Alte ertränken und dann ihrem Freund folgen. Ich habe mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen.«
    »Zu Hilfe, meine Freunde! Zu Hilfe!« rief Fahrna verzweifelt, als sich der Anführer der fahnenflüchtigen Grenzwächter ihr mit dem Pferd näherte, als wolle er sie niederrennen.
    Sadagar stieß in schneller Folge eine Reihe wütend klingender Krächzlaute aus. Dabei griff er mit der Rechten in den Fächer aus Wurfmessern. Ohne lange zu zielen, schleuderte er das erste Messer nach Verian und traf ihn in die Brust. Während der Reiter noch wankte, warf er die weiteren Messer eines nach dem anderen nach ihm, und alle fanden sie ihr Ziel. Und dabei kreischte er wie die Krähe.
    Es ging alles so rasch, dass die anderen Krieger gar nicht richtig mitbekamen, von welch tödlichen Waffen ihr Anführer eigentlich getroffen wurde. Für sie musste es tatsächlich den Anschein haben, als zucke Verians Körper unter den Einschlägen unsichtbarer Krallen.
    Unter viel Geschrei gaben die Krieger ihren Pferden die Fersen und preschten in südlicher Richtung in den Nebel. Die beiden, die abgestiegen waren, schwangen sich in wilder Panik auf die Rücken ihrer Reittiere und folgten ihren Kameraden. Verians Pferd wurde von der Unruhe angesteckt, warf seinen leblosen Reiter ab und verschwand schnaubend und wiehernd ebenfalls im Nebel.
    Sadagar trat aus seinem Versteck und sagte: »Die sind wir endgültig los.«
    Statt sich für die Rettung im letzten Augenblick zu bedanken, herrschte ihn Fahrna an: »Besitzt du denn überhaupt keinen Anstand? Schau gefälligst weg, während ich meine Kleider in Ordnung bringe, du Barbar!«
    Sadagar wandte sich gehorsam ab. Er wusste nicht, sollte er lachen oder sich ärgern. Er zog seine Messer aus dem Toten und reinigte sie im Gras von dessen Blut.
    *
    Zwei Tage lang marschierten sie durch das öde, wie ausgestorben da liegende Heideland mit seinen vereinzelten Bäumen, ohne einem menschlichen

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