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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Schein sie sich ihm näherte. »Diese Wilden haben sich bei der Bekämpfung des vermeintlichen Feindes gegenseitig die Schädel blutig geschlagen.«
    »Barbaren? Wilde?« fragte Sadagar verständnislos. »Ich dachte, es handle sich dabei um dämonische Bestien.«
    »Hast du sie nicht an ihrer Sprache erkannt?« wunderte sich Fahrna, als sie ihn erreichte. »Es hat sich angehört wie der Dialekt von Lorvanern.«
    »Doch nicht das wilde Reitervolk aus den Ostländern!« rief Sadagar schaudernd aus. Die barbarischen Lorvaner, die von Zeit zu Zeit in Horden die kultivierten West- und Südländer überfielen, waren mitunter gefürchteter als dämonische Bestien aus der Schattenzone. Ihr Name wurde nur im Zusammenhang mit furchtbaren Greueltaten genannt. Die bloße Erinnerung daran, dass er es mit solchen Wilden zu tun gehabt hatte, ließ ihn zittern.
    »Ich irre mich gewiss nicht«, sagte die Runenkundige. »Ich habe sie an ihrer Sprache erkannt.«
    »Das ist ja furchtbar«, sagte Sadagar, während er zusammen mit Fahrna die verfallene Hütte betrat. Ihr Runenzeichen beleuchtete ihnen den Weg. »Im Westen überrennen die Caer alles, und aus dem Osten donnern die zügellosen Horden der Lorvaner heran. Wenn diese beiden Kräfte aufeinanderprallen, dann werden sich die Länder der Westküste in ein riesiges Schlachtfeld verwandeln. Tod und Verderben werden über die friedlichen Völker kommen.«
    »Nun mal langsam, Sadagar«, unterbrach Fahrna ihn. »Ich bin keiner deiner zahlenden Bauerntölpel, denen du Schreckensbilder vorzugaukeln brauchst. Wir haben es nur mit einer Handvoll Lorvaner zu tun gehabt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen versprengten Haufen, der weit nach Westen verschlagen wurde. Daraus eine völkerbedrohende Gefahr zu machen erscheint mir reichlich übertrieben. Hätten die Lorvaner zu einer größeren Streitmacht gehört, dann hätten sie sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen.«
    »Wenn du nur recht hast«, meinte Sadagar. »Vielleicht sollte ich den Kleinen Nadomir anrufen, um von ihm das wahre Ausmaß der Gefahr zu erfahren.«
    »Diese Mühe kannst du dir sparen«, sagte Fahrna giftig. »Dieser Schutzgeist gehorcht dir sowieso nicht, sofern es ihn überhaupt gibt. Du kannst dich unbesorgt wieder schlafen legen. In dieser Nacht kommen die Barbaren sicher nicht mehr zurück. Sie haben mit sich selbst genug zu tun und werden erst aufhören, sich gegenseitig zu verprügeln, wenn ihnen die Morgendämmerung zeigt, wen sie eigentlich bekämpfen.«
    »Ich kann bestimmt keinen Schlaf mehr finden«, behauptete Sadagar.
    »Dann hör mir zu, was ich entdeckt habe«, ereiferte sich Fahrna plötzlich. »Ich habe einige meiner Aufzeichnungen miteinander verglichen und dabei den Schlüssel zu einem Geheimnis gefunden. Alles deutet darauf hin, dass ich in Xanadas Lichtburg einige Antworten auf meine Fragen finden werde. Dorthin müssen wir, zu Xanadas Lichtburg! Hörst du mir überhaupt zu, Sadagar?«
    Aber seine Schnarchlaute zeigten ihr an, dass er trotz gegenteiliger Behauptungen bereits wieder in Gods Schoß ruhte.
    »Nichtsnutzige Schlafmütze«, schimpfte Fahrna und schickte sich an, den Rest der Nacht zu nutzen, im Licht der Rune das Studium ihrer Pergamente fortzusetzen.
    *
    Die Seelenlosen in ihren geschuppten Anzügen waren von einer Geschäftigkeit erfüllt, die Mythor fast vergessen ließ, dass ein Fluch auf ihnen lastete. Ob am Steuerruder oder an der Takelage, beim Setzen oder Einholen des Segels, sie verrichteten ihre Arbeit mit gekonnten Handgriffen. Und sie verrichteten sie stumm, als hätten sie die Gabe des Sprechens verloren. Aus ihren Mündern kam bloß das Rasseln ihres Atems; in besonderen Fällen stießen sie unverständliche Laute aus. Aber es schien, dass sie das Gorganische verstanden, das die meisten Völker redeten und auch Prinz Nigomir gebrauchte. Das schloss Mythor daraus, dass einer der Seeleute einer Unterhaltung zwischen ihm und Nyala aufmerksam gelauscht hatte. Von diesem Augenblick an unterhielt sich Mythor mit ihr nur noch unter vier Augen.
    Nyala war entsetzt, als er ihr erzählte, dass sich unter Deck der schlafende Caer-Priester Drundyr befand. Aber im gleichen Moment sprach sie Mythor ihr volles Vertrauen aus.
    »Du bist der Sohn des Kometen«, sagte sie. »Du wirst nicht zulassen, dass Schatten auf unser Schicksal fallen.«
    Mythor hatte darauf schuldbewusst geschwiegen. Er hatte ihr von seiner Abmachung mit Prinz Nigomir noch nichts erzählt. Er fürchtete, dass

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