Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
Vom Netzwerk:
Kulturen werden und die Sklaverei und die Ausbeutung vieler Millionen Menschen in den folgenden Geschichtsepochen verhindern konnte. So wünschenswert dies an und für sich war, so bedeutete es doch einen folgenschweren Eingriff in die historische Wirklichkeit, dessen umwälzende Veränderungen der Neuzeit ein völlig anderes Gesicht geben würde. Ob man die Epochen des Feudalismus und Kapitalismus als schädliche Pervertierungen des menschlichen Egoismus ansah oder nicht, Fortune mußte sie schützen, nur weil sie von den historischen Tatsachen »vorausbestimmt« waren. Manchmal kämpfte er mit seinem Gewissen und beneidete jene, die keins hatten.
    Eins war sicher: Kronos mußte ausgeschaltet werden. Hannibal Fortune hatte ihn gefunden. Was er nun brauchte, war nur noch eine Gelegenheit.
     
    *
     
    Sechsunddreißig Männer waren keine Streitmacht, die es mit den Wächtern aufnehmen konnte, egal wie aufgeputscht sie von ihrem Gespräch mit dem Meeresgott sein mochten. Aber sie reichten aus, um unter den Seeleuten, Schiffbauern und Lastträgern des Hafens einen aufsässigen Mob zu rekrutieren. Rasch ging das Wort von Mund zu Mund und verbreitete sich mit Windeseile in den Quartieren jener Bevölkerungsschicht, deren Angehörige Hannibal Fortune als seine natürlichen Verbündeten ansah, weil sie am wenigsten zu verlieren hatten. »Kommt heute abend bei Sonnenuntergang an den Hafen. Bringt Waffen mit, im Namen Nodiesops.« Es war keine Einladung sondern ein Befehl, unterstützt vom Feuer der Überzeugung in den Augen eines jeden Werbers. Von schleichenden Dieben hatten sie sich in etwas ganz anderes verwandelt. Ihre Freunde wußten nicht genau, was es war, aber man konnte sehen, daß etwas in der Luft lag.
     
    *
     
    Die Gelegenheit stampfte in Gestalt eines Wächters durch den schmalen Kerkergang. Dieser Mann war so dick, daß er in seiner Kriegerrüstung lächerlich wirkte, aber der Federbusch auf seinem Helm wies ihn als Offizier aus. Fortune sah sofort, daß der Offizier ein Mann war, der lieber mit Worten als mit Schwertern kämpfte. Er kam an die Tür und betrachtete Fortune durch das Loch.
    Fortune ergriff die Initiative. »Ich bin groß, das ist wahr, aber kein Riese«, sagte er. »Haben deine Untergebenen ihre Unfähigkeit vielleicht damit entschuldigt, daß sie gegen einen Riesen hätten kämpfen müssen?«
    »Du hast ein loses Mundwerk«, bemerkte der Offizier. »Der typische Unruhestifter. Du heißt Fortune, nicht wahr?«
    »So habe ich mich deinen Türstehern vorgestellt«, gab Fortune zu.
    »Hannibal Fortune?«
    »Ah – ich sehe, du kommst von Kronos. Wie geht es dem alten Schwindler?«
    »Ich will vergessen, daß du das gesagt hast.«
    »Du bist doch nicht etwa R’cagn, wie?«
    »Hauptmann Nibormoro, von der königlichen Leibwache. R’cagn ist oberster Richter.«
    »Der König fürchtet mich, nicht wahr? Es muß so sein, sonst wäre er selber gekommen.«
    Der Hauptmann schien amüsiert zu sein. »Warum sollte er dich fürchten? Du hast kein Schwert und keinen Dolch, du bist im Kerker – und wie du sagst, du bist kein Riese. Der König hat Wichtigeres zu tun als Gefangene zu besuchen. Übrigens finde ich nicht, daß du zum Fürchten bist.«
    »Du kennst mich nicht«, antwortete Fortune friedlich. »Wie war seine Laune, als er meinen Namen hörte?«
    Nibormoro schürzte die Lippen. »Er sprach gerade mit der Hohepriesterin über eine Tempelangelegenheit, als ich dazu kam. Ich berichtete ihnen vom gestrigen Zwischenfall. Zuerst schien sie mehr beeindruckt zu sein als er, aber als ich sagte, daß dein Name Fortune sei, wurde er aufmerksam. Ich erzählte ihm, was ich von dem Kampf in der Taverne gehört hatte, und unterrichtete ihn von deiner Festnahme. Daraufhin entließ er die Hohepriesterin und trug mir einige Fragen auf, die ich dir stellen soll.«
    »Fang an – vielleicht lernen wir beide etwas dabei.«
    »Wie hast du es verstanden, hierher zu kommen?«
    »Sag Kronos, daß er selbst die Einladung geschickt hat. Ich habe sie nur befolgt. Aber ich will dir die Mühe des Fragens ersparen, Freund.« Er langte unter sein Hemd und brachte einen daumennagelgroßen Edelstein zum Vorschein. Er legte ihn auf seine linke Handfläche und hielt ihn dem Offizier durch das Loch in der Tür hin. Ein zweiter Gegenstand, rundlich und von der Größe einer Walnuß, blieb in seiner Rechten verborgen.
    Nibormoro nahm den Stein behutsam in die Finger und drehte ihn.
    »Sag Kronos, dieses Ding könne jede seiner Fragen

Weitere Kostenlose Bücher