Die goldene Königin
Hafenarbeitern beim Be- und Entladen der Schiffe zu. Dort wartete sie darauf, dass ihr einer von ihnen einen Hinweis gab, wie sie sich für wenig Geld einschiffen konnte. Ein Frachtkahn fuhr an die italienische Küste und verlangte nur einen geringen Preis, sofern sie sich auf der Brücke zwischen ihr Pferd und die Handelswaren klemmte. Aber würden die paar Münzen in ihrem Geldbeutel dafür reichen?
SchlieÃlich kam ein groÃer dicker Hafenarbeiter zu ihr, der sie seit einer Weile mit forschendem Blick beobachtet hatte, und fasste sie an der Schulter. Mathilde drehte sich um.
Der Mann war beeindruckend. Ein wahrer Riese! Mathilde musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. Er trug eine staubige Hose, die sich um seine muskulösen Beine schmiegte. Seine enormen FüÃe steckten in Schlappen aus geflochtener Weide mit Hanfsohlen. Unter seiner schwarzen Mütze, die er bis über die Ohren gezogen hatte, fielen lange blonde Haare auf die nackten sonnengebräunten Schultern.
»Solltet Ihr abreisen wollen, wird das schwierig«, sagte er und zeigte einen Mund voll schwarzer Zahnstummel. »Das dauert sicher vier oder fünf Tage.«
»Ach!«, antwortete Mathilde und blickte den Hafenarbeiter an. »Und warum?«
»Weil die königlichen Galeeren im Morgengrauen ausschiffen. Sie bleiben ein paar Tage, dann fahren sie über den Atlantik. Sie werden Ende nächster Woche in Bayonne erwartet.«
»Die königlichen Galeeren!«, wiederholte Mathilde und suchte nach dem Namen, den sie damit verband.
Etwas dümmlich starrte sie den Hafenarbeiter an, der noch immer ihre Schulter umfasste. Dann fiel es ihr ein.
»Bernardin des Baux!«, rief sie. »Ja, er wird mir helfen.«
Verblüfft sah der Hafenarbeiter sie an.
»Der groÃe Kapitän der Galeeren?! Ihr kennt ihn?«
Plötzlich lieà er ihre Schulter los und betrachtete sie noch immer verdutzt.
»Ja, und ich würde ihn unter Tausenden wiedererkennen.«
»Donnerwetter!«, rief der Hafenarbeiter, der sich langsam von seiner Ãberraschung erholte, »ich möchte Euch nicht zu nahetreten, aber der groÃe Kapitän spricht nicht mit jedem.«
»Ich bin nicht jeder.«
Der Mann blickte auf Fildor.
»Wenn das schöne Pferd Euch gehört, könnte das stimmen.«
Mathilde schenkte ihm ein wahres Prinzessinnenlächeln, das den Seemann zu fesseln schien.
»Es ist so«, erklärte sie dem Riesen, um ihn zu überzeugen, »ich bin mit einigen anderen Reisenden einem Ãberfall zum Opfer gefallen und habe kein Geld mehr bei mir. Ich weià nicht, wo ich auf den Kapitän warten soll.«
»Ich kann Euch helfen.«
Erneut schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln.
»Wie das?«
»Nun. Wenn Ihr am Hafen schlaft, riskiert Ihr groÃe Unannehmlichkeiten. Die Seeleute hier machen keinen Unterschied. Sie überfallen einfach die Mädchen. Und wenn Ihr kein Geld habt, nehmen sie Euch die Ehre.«
»Und Ihr?«, entgegnete sie plötzlich misstrauisch.
Er fing an zu lachen und zeigte erneut seinen Mund mit den schrecklichen Zahnstummeln.
»Oh, ich habe meine Frau, und das reicht. Ich muss nicht woanders wildern. Sie arbeitet für eine Schänke am anderen Ende der Stadt. Mit ihrem und meinem Lohn zusammen kommen wir zurecht.«
Als Mathilde ihn ansah, ohne etwas zu sagen, fuhr er fort:
»Ich kann Euch eine kleine Ecke zeigen, in der Ihr zwei oder drei Nächte verbringen könnt. Glaubt mir, beim heiligen Patron der Hafenarbeiter, ich werde Euch nicht belästigen.«
»Das würdet Ihr für mich tun?«
»Na klar, und ich kann noch mehr!«
Er stemmte die groÃen Fäuste in die Hüften und fuhr fort:
»Wenn meine Frau freundlich gestimmt ist, gibt sie mir sogar einen Kanten Brot mit einem Stück Speck und etwas Käse mit, das ich Euch morgen früh bringen kann.«
Er betrachtete die Ladung, die er auf dem Kai abgesetzt hatte. GroÃe Fässer mit Ãl, Bier und Wein, riesige verschlossene und beschlagene Kisten, die nichts über ihren Inhalt verrieten, Stere von Holz und andere Waren, die mit Seilen zusammengebunden waren.
»Das trifft sich gut«, sagte er. »Ich habe gerade meine Arbeit beendet. Kommt.«
Er führte sie ans andere Ende des Kais und durch den Innenraum einiger abseits gelegener Lager. Dahinter überquerten sie einen Erdhügel, hinter dem sie zu einem
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