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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Liebschaften beendet hätte. Sie erinnerte sich ganz genau an jenen Augenblick. Wie lange war das her! Nun war Alix seine Frau, sie hatten einen gemeinsamen Sohn, und sie wusste nicht, wie sie ihm ihre erneute Schwangerschaft eröffnen sollte.
    Ja, sie war schwanger! Kurz nach ihrer Tochter, deren Bauch mittlerweile deutlich zu sehen war, nachdem sie mit ihrer Hochzeit auf ihre Schwester gewartet hatte, war sie auch schwanger geworden. Alix zögerte. Sie fürchtete, etwas zu übersehen, ohne zu wissen, was es war. Mathias betrachtete das junge Paar, in dessen Augen dieses ganz besondere Feuer brannte. Alix seufzte. Sollte sie ihm in derselben Kirche sagen, dass sie erneut ein Kind von ihm erwartete?
    Die Orgeln erfüllten den Raum mit ihren kräftigen Tönen. Die bläulichen Schatten und das gelbliche Licht der flackernden Kerzen tanzten über die Decke des Kirchengewölbes. Und diese Fenster! Sie stellten ähnliche Szenen dar, wie Alix sie so oft gewebt hatte. Religiöse Geschichten mit Jungfrauen, Christusfiguren und Heiligen. Hinter dem kleinen Altar der Sankt-Joseph-Kapelle war der heilige Patron in seiner Tischlerwerkstatt dargestellt, und die Jungfrau Maria knetete Brotteig.
    Auch wenn die Gästezahl überschaubar war, sorgte Domherr André für eine schöne Hochzeit. Alix war sich der enormen Hilfe bewusst, die ihr Freund, der Prälat, ihr gewährt hatte. André war stets da, wenn sie ihn brauchte. Immer zur Stelle, wenn sie nach ihm rief. Nur aus diesem Grund hatte er sich lieber in Tours als in Lyon niedergelassen, wo seine Familie, die reichen Mirepoix, lebten.
    Valentine war zu beschäftigt, um eine Hand auf ihren Bauch zu legen. Stattdessen legte Alix sanft die Finger auf ihre eigene zarte Wölbung, auch wenn sie das Kind noch nicht spürte.
    Alix unterdrückte ein leichtes Schaudern, das von dem Zweifel rührte, der in ihr keimte. Sollte sie es Mathias sagen, der sie erstaunt aus seinen blauen Augen ansah? War er glücklicher über die Vaterschaft von Nicolas als über seine eigene?
    Sie sah zu Properzia, die sie stillschweigend beobachtete. Ihre Freundin schien nicht zu verstehen, dass Alix so gefasst war, eine so große Ruhe und seltsame Gelassenheit ausstrahlte. Sie erwartete offenbar größere Begeisterung und Frohsinn.
    Von Weitem trafen sich ihre Blicke, und ohne dass sie es sich erklären konnte, beschloss Alix, zunächst Properzia von ihrer Schwangerschaft zu erzählen, bevor sie mit Mathias sprach. Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Töchter. Sie wirkten glücklich und entspannt. Mathilde war bereits vor einer ganzen Weile zu ihrer Zwillingsschwester getreten und hatte ihre linke Hand ergriffen, während Nicolas ihre rechte hielt und sie zärtlich drückte. So hatten es die Schwestern gewollt, und Nicolas hatte es akzeptiert.
    Es kündigte sich ein schöner Wintertag an, an dem sich Wind und Regen zurückhielten und der Himmel das übliche De zembergrau zeigte. Es war ein recht milder Winter ohne starken Frost, noch nicht einmal Schnee gab es. Nur die großen schwarzen Bäume mit ihren kahlen Ästen, die verlassenen Felder und die harte Erde boten das übliche winterliche Schauspiel.
    Die Zeremonie dauerte länger, als es Valentine lieb war. Aber Domherr André hatte es so gewollt, und niemand hatte gewagt, ihm zu widersprechen. Er verdiente es, dass man seine Entscheidung respektierte, denn er hatte dem jungen Mädchen kein einziges Mal vorgeworfen, dass sie in Sünde lebte.
    Nicolas schien ebenso wenig Anstoß daran zu nehmen wie Valentine und war glücklich über den Ausgang der Ereignisse. Valentine ließ den Blick durch die Kirche gleiten und sah zu ihre r Mutter, die etwas besorgt wirkte, dann zu Domherr André.
    Schließlich waren Gebete, Gesänge und Trauung vorüber. Nachdem man den Jungvermählten Glück gewünscht und den Eltern gratuliert hatte, versammelten sich die nächsten Verwandten und Freunde auf dem Kirchvorplatz. Mathilde suchte Zerstreuung und rief zum Feiern und Tanzen auf.
    Der Tag verlief in heiterem Jubel, und das Haus von Alix war bis in die frühen Morgenstunden von Freudenrufen und Fackellicht erfüllt. Bertille, die sich zur Feier des Tages neu eingekleidet hatte, hatte mit Hilfe von Adrian, Lisette, der Frau von Juan, und einigen Nachbarinnen, die entzückt waren, am Fest

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