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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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erzählt, dass die Mutter deines ersten Mannes, von diesem Jacquou, unglücklich mit dem Seigneur de La Baume war, mit dem Louis XI . sie verheiratet hatte.«
    Â»Liebes, über diesen Fall müssen wir nicht sprechen. Der war sehr speziell.«
    Â»Alle Fälle sind speziell, Mama.«
    Wie recht ihre Tochter hatte! Kein Mensch glich dem anderen, keiner durchlebte dieselben Freuden und Leiden. Das Leben an sich war für jeden anders. Überraschungen sorgten dafür, dass es sich zudem jederzeit abrupt ändern konnte. Wenn Jacquou nicht gestorben wäre, wäre Alix’ Leben anders verlaufen. Sie hätte niemals einen Liebhaber gehabt, und die Zwillinge wären nicht geboren worden.
    Â»Nein, Mama, einen Edelmann zu heiraten war bei einer Cassex noch nie von Erfolg gekrönt. Denk nur an Isabelle, die am Hof der Bretagne aufgewachsen ist. Sie hatte auch kein Glück mit ihrem Mann, diesem La Trémoille. Oder Constance, ihre Tochter!«
    Â»Bei dir wäre das anders, Liebes. Da bin ich mir sicher.«
    Â»Nein«, murmelte Mathilde.
    Â»Und du wirst hübsche Kinder bekommen und …«
    Alix schwieg, sie zitterte beinahe. Warum sagte sie ihrer Tochter nicht, dass sie schwanger war? Das würde sie zweifellos von ihren eigenen Sorgen ablenken, sie über ihre Ängste und ihre Traurigkeit hinwegtrösten. Sie bekäme eine Ahnung von anderen Sorgen und anderen Freuden, die schlichtweg zum täglichen Leben gehörten.
    Und wenn Mathilde anfing zu lachen und sich über sie lustig machte! Gewiss! Eine Frau von fast vierzig Jahren hatte das Recht, schwanger zu sein, aber es war selbstverständlich etwas ungewöhnlich, dass sie kurz nach Valentine niederkommen würde. Das Kind wäre junger als das ihrer Tochter.
    Und wenn das Gegenteil passierte? Wenn Mathilde ein Drama daraus machte, weil sie dachte, sie sei ganz allein auf der Welt, werde nicht geliebt und niemals Kinder haben? Nein! Alix würde ihr nichts sagen. Noch nicht. Nur Properzia sollte es erfahren.
    Â»Sag so etwas nicht, Mama. Ich werde niemals Kinder bekommen.«
    Â»Und warum nicht?«
    Â»Weil ich die Männer verabscheue.«
    Â»Mathilde!«
    Alix sah ihre Tochter an und bemerkte, dass in ihrem Blick zugleich Aufruhr und Verzweiflung lagen.
    Â»Mathilde«, murmelte sie, als sie plötzlich die Verwirrung ihrer Tochter verstand, »hättest du …«
    Der Schluchzer ihres Kindes fiel wie ein schwerer Stein. Diesmal konnte Mathilde ihr Geheimnis nicht für sich behalten. Ihre Tränen flossen in Strömen und kullerten auf die Schulter ihrer Mutter, die ihr zärtlich über den Rücken strich, sie in den Armen hielt und wartete, dass sie sich beruhigte. Wie hatte Alix die Angst, die in den Augen ihrer Tochter verborgen lag, ignorieren können?
    Alix spürte, wie ihre Venen pochten, als würde ihr Kopf explodieren. Ja! Das Schlimmste war geschehen. Und zweifellos gehörte dieser Mann nicht zu den Vornehmsten seiner Art, wenn Mathilde die Männer nun verabscheute. Während sie ihre Tochter an sich presste und ihr zärtliche, beruhigende und aufmunternde Worte zuflüsterte, hoffte sie noch, dass es sich nicht um eine Vergewaltigung gehandelt hatte.
    Sie glaubte es indes kaum. Das Schluchzen ihrer Tochter verstärkte sich, und Alix begriff, dass Mathilde, da sie ganz allein in Florenz gewesen war, dort nicht ihrer Verzweiflung hatte nachgeben wollen. Sie hatte noch kein einziges Mal ihren Tränen freien Lauf gelassen.
    Â»Was ist geschehen, Liebes?«, flüsterte sie an ihrem Hals.
    Â»Ich … Ich wollte, dass er mir von meinem Vater erzählt.«
    Â»Von wem sprichst du?«
    Â»Er hat mich zum Trinken verführt, immer mehr und mehr zu trinken. Dann hat er mich auf sein Zimmer mitgenommen.«
    Â»Wer?«, wiederholte Alix sanft. »Sag mir, wie er heißt.«
    Â»Er hat sein Versprechen gebrochen. Er hat mir lediglich gesagt, dass Alessandro van de Veere dich auch nicht mehr geliebt hätte als seine zwei anderen Frauen.«
    Alix spürte, wie Aufregung ihren gesamten Körper erfasste. Alessandro hatte sie geliebt. Wie ein Wahnsinniger! Und sie war verrückt nach ihm gewesen. Jedes Mal, wenn sie ihn wiedergesehen hatte, war sie erzittert, weil sie ihre Leidenschaft kaum noch zügeln konnte.
    Mathilde schluchzte noch immer.
    Â»Er hat mir brutal die Kleider vom Leib gerissen und mich vergewaltigt. Er hat mich auf den Boden

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