Die goldene Königin
teilzuhaben, ihr vorzüglichstes Menü gezaubert.
Junge Musiker spielten schwungvolle Melodien, Gavotten, Pavanen und eine verrückte Farandole, bei dem alle Feiernden, angeführt von den Frischvermählten, fröhlich in die Stadt zogen und der Kälte des frühen Morgens trotzten.
Am übernächsten Tag, als Valentine noch in den Armen von Nicolas schlief, überkam Mathilde heftige Verzweiflung. Alix fand sie, wie sie traurig und mit leerem Blick vor ihrem Bett auf dem Boden saÃ.
»Was hast du, Liebes?«, erkundigte sie sich mit sanfter Stimme. Fast klang sie etwas resigniert, als habe sie mit einer solchen Stimmung ihrer Tochter gerechnet. Und tatsächlich hatte Alix bereits während der Hochzeit geahnt, dass ihre Tochter so reagieren würde, sobald die Feierlichkeiten vorüber waren.
Mathilde sah zu ihrer Mutter auf.
»WeiÃt du, Mama«, wechselte sie das Thema, anstatt die Frage zu beantworten, »dass Maître da Vinci dem König noch immer nicht die Gioconda gegeben hat?«
»Das ist nicht überraschend, Liebes! Der König war sehr mit der Organisation seines Treffens mit dem englischen König beschäftigt, und jetzt muss er sich um seine Reisen kümmern.«
»Er ist vor allem mit seiner Mätresse beschäftigt.«
»Der Dame de Châteaubriant?«
Mathilde senkte den Kopf und verfiel erneut in Melancholie.
»Liebes, du musst dich zusammenreiÃen. Du hast immer gewusst, dass der König nicht für dich bestimmt ist.«
Mathilde schluchzte auf, und ihre Mutter umarmte sie.
»Mathilde! Bist du denn so unglücklich über die Hochzeit von Valentine?«
Das junge Mädchen schüttelte den Kopf. Sollte sie ihr sagen, dass sie wieder auf Reisen gehen wollte? Sie sah Alix in die Augen, und Unruhe befiel sie. Ihre Mutter hatte Angst! Ja! Angst, dass sie erneut floh. Alix konnte alles in den Augen von Mathilde lesen.
Nein! Mathilde würde nichts sagen und ihrer Mutter wie beim letzten Mal eine Nachricht hinterlassen. Mit diesem Vorgehen vermied sie Fragen, Streit und überflüssige Ratschläge. Mathilde wollte nicht, dass man sich ihrem Wunsch in den Weg stellte, das riskierte sie jedoch, wenn sie ihre Mutter einweihte. Es blieb dabei. Sie würde nichts sagen.
Wenn Mathilde auf der Hochzeit ihrer Schwester fröhlich gewirkt hatte, so lag das daran, dass sie Valentines Glück nicht durch eine traurige, missmutige Miene trüben und ihre Schwester nicht beunruhigen wollte. Nur Alix und vielleicht der gute Domherr André hatten die Verwirrung des jungen Mädchens bemerkt.
Warum nur bekam Mathilde ihre Gefühle nicht unter Kontrolle? Sie hatte diesmal nicht vor, nach Florenz zu reisen, sie fürchtete zu sehr, dort dem armseligen Sire Hieronymus zu begegnen. Und der Gedanke an seine Quadriga , die sie dem momentan zu beschäftigten König noch nicht hatte schenken können, lieà sie das Schlimmste befürchten. Sie hatte das Werk gut verpackt nicht weit vom Haus in einem alten Baumstumpf versteckt und mit Steinen bedeckt.
Diesmal sollte es nach Brügge gehen. Die Reise würde nicht so lange dauern wie die nach Italien. Mathilde hatte groÃe Lust, die Städte des Nordens kennenzulernen, insbesondere die Stadt der tausend Brücken, in der unzählige Glocken über das Land tönten. Zudem hätte sie nach ihrer Rückkehr die gesamte Rundreise nachvollzogen, die ihr Vater einst unternommen hatte, als er Alix geliebt hatte.
Sie lieà sich in den Armen ihrer Mutter wiegen und sagte:
»Mama, ich glaube, dass Valentine sehr glücklich mit Nicolas sein wird.«
»Das glaube ich auch, Liebes, und ich wünsche mir so sehr, dass dir in dieser Hinsicht das gleiche Glück widerfährt. Warum willst du nicht, dass die Duchesse dâAlençon einen netten Edelmann für dich sucht, der dich liebt und beschützt wie Nicolas Valentine?«
»Einen Edelmann! Nein, das will ich nicht.«
»Mathilde! Warum verweigerst du dich der Liebe eines Edelmannes, der dem Ansehen unserer Familie zuträglich wäre?«
Mathilde lieà ein trockenes Lachen ertönen, das sogleich erstarb, wie ein Steintopf, der auf den Boden fällt und zerbricht.
»Der Adelsstand durch Heirat wird der Familie Cassex kein Glück bringen. Sieh doch nur deine Ahnen an, Mama, sie waren nur glücklich mit ihresgleichen, mit Webern, Künstlern und Malern. Du hast uns unzählige Male
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