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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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ausgeschrieben.«
    Â»König Guillot!«
    Die gute Frau fing an zu lachen.
    Â»Aber diese Kleine wiederholt ja einfach alles. Woher kommst du, dass du das alles nicht weißt?«
    Â»Aus Tours.«
    Â»Ah! Das habe ich mir schon gedacht! Wer nicht weiß, was in Paris vor sich geht, kann nicht aus der Gegend stammen.«
    Aber Valentine blickte über den Karren hinweg und nahm die Luft wahr, die ihr entgegenschlug. Sie spürte, dass ihre Schwester sich in dieser Gegend aufhielt. Es war, als würde ein Atemzug von Mathilde ihr Gesicht streifen.
    Â»Ich muss vorbei. Ich muss meine Schwester retten.«
    Â»Deine Schwester retten! Aber was macht deine Schwester dort? Man hat dir doch gesagt, dass man hier seit gestern nicht mehr durchkann. Dort findet ein Blutbad statt. Hier kommt nur durch, wer versucht, König Guillot zu fassen.«
    Â»Aber wer ist dieser Mann?«, fragte Valentine schließlich, die ahnte, dass es dort eine Verbindung gab, die sie zu Mathilde führen würde.
    Â»Das ist der Anführer der bösen Kerle. Der schlimmste von allen. Man will seine Haut! Er soll an der Place de Grève verenden und in der Hölle schmoren.«
    Die Frau spuckte auf die Erde und wischte sich dann mit dem breiten Handrücken den Mund ab.
    Â»Du solltest nicht hierbleiben, Kleine.«
    Aber ohne noch etwas zu sagen, stieg Valentine ab, hielt Fougasse am Zügel und bahnte sich unter Einsatz von Füßen, Armen und Schultern einen Weg durch die Menge.
    Valentine kam an einen Platz, auf dem sich eine Gruppe Soldaten aufhielt und auf die Köpfe der Verbrecher einschlug, die ihnen unter den Knüttel kamen. Doch eine nicht unerhebliche Zahl Banditen wehrte sich mit roher Gewalt, und ein Dutzend Polizisten lag mit durchbohrten Flanken auf dem Boden.
    Valentine blickte sich um und sah überall nur Leichen mit zertrümmerten Schädeln, aufgeschlitzten Bäuchen, herausquellenden Eingeweiden sowie mit dem Beil abgehackte Arme, die in riesigen Blutlachen lagen.
    Ãœbelkeit befiel sie, und einen Moment hielt sie sich mit der Hand die Augen zu. Mit der anderen Hand umklammerte sie fest die Zügel von Fougasse. Um weiterzukommen, musste sie den Blick allerdings erneut auf das schreckliche Schauspiel richten. Da sah sie plötzlich in ein Paar glänzender schwarzer Augen, die sie mit feurigem Blick durchbohrten.
    Â»Valentine! Ah, meine Schöne!«, brüllte der Mann und hielt ihr augenblicklich mit der Hand den Mund zu. »Diesmal entkommst du mir nicht.«
    Sie spürte, wie zwei kräftige Arme sie von hinten fassten, sie packten, vom Boden hoben und fortschleppten. Warum sprach dieser Mann sie mit ihrem Namen an? Sie kannte ihn nicht. Vielmehr hätte sie verstanden, wenn er sie Mathilde genannt hätte.
    Ach, wie dumm sie war! Jetzt begriff sie. Dieser Fremde kannte ihre Schwester, die sich für sie ausgegeben hatte. War das nicht ihr übliches kleines Spiel? Sie schaffte es, nach Fougasse zu rufen, und meinte hinter sich die Hufe des Maultiers zu hören.
    Dann holte der Mann ein Tuch hervor und knebelte sie. Schließlich begann er mit seiner Beute in den Armen durch Straßen und Gassen zu laufen, versteckte sich kurz an einer Hausecke und setzte seinen Lauf fort, um wenige Minuten später in ein Labyrinth aus dunklen Gässchen einzutauchen, denen er folgte, bis er in eine ruhigere Gegend gelangte.
    Weit entfernt von der Kathedrale, dem Bistum und dem Viertel der Mönche, ruhte er sich einen Augenblick aus und rang nach Luft. Er wunderte sich über das Gewicht in seinen Armen. Er hätte schwören können, dass Valentine nicht so schwer gewesen war, als er sie zum Bett mit den roten Vorhängen getragen hatte.
    Ihm blieb keine Zeit zum Nachdenken, er lief ohne anzuhalten weiter und fand sich hinter dem Schutzwall aus Häusern und der Steinmauer wieder, hinter der sich sein Unterschlupf verbarg.
    Er passierte das Portal, durchquerte den Hof und klopfte aufgebracht und wütend an die Tür. Einer der Diener öffnete ihm.
    Â»Sperre alle Ausgänge, diesmal sucht man gründlich nach mir!«, keuchte er erschöpft. »Solange man mir auf den Fersen ist, bleibe ich hier. In einigen Tagen werden die Durchsuchungen vorbei sein, dann gehe ich wieder hinaus.«
    Er begab sich in sein Zimmer und legte die junge Frau auf sein Bett.
    Â»Du entwischst mir nicht noch einmal, meine Schöne! Das schwöre ich dir. Entweder kommen wir

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