Die goldene Königin
ist Nicolas?«
»Mein Mann.«
»Ich wusste, dass sie keinen Mann hat!«, rief er aus. »Ja, ich habe es geahnt.«
Er wandte sich von ihr ab und lief aufgebracht mit langen Schritten durch das Zimmer. Dann kehrte er zu ihr zurück.
»Du entkommst mir nicht. Wir machen einen kleinen Ausflug in den Keller. Dort verstecke ich mich einige Tage, und dort wird deine Zwillingsschwester dich finden.«
Valentine erschrak, schrie und schluchzte. Sie spürte, dass sie keine Luft mehr bekam, obwohl der Mann sie noch nicht einmal berührt hatte.
»Deine Schwester hat eine seltsame Macht über mich«, murmelte er noch. »Ich muss sie wiederfinden.«
Der dunkle Keller wirkte düster und abstoÃend. Mit einem Knebel im Mund und an Händen und FüÃen gefesselt, lag Valentine auf dem Boden. Ihre Bewusstlosigkeit war nur von kurzer Dauer. Als König Guillot sie auf die harte Erde warf, kam sie wieder zu sich.
Sie hätte nie geglaubt, dass sie so viel Energie und Willenskraft aufbringen würde, um sich aus der Situation zu befreien. Doch obwohl ihr wenig Hoffnung blieb, obwohl der Ort, an dem König Guillot sie festhielt, nicht gerade komfortabel war, verspürte sie eine ungewohnte Stärke und kam sich ebenso kühn vor wie Mathilde.
»Beruhige dich, meine Schöne. Ich habe mich auch beruhigt. Wenn die Polizei nicht mehr nach mir sucht, wirst du mir helfen, deine Zwillingsschwester zu finden. Ich will sie haben, und ich werde sie bekommen.« Er überzeugte sich, dass ihre Fesseln fest saÃen, und fügte hinzu: »Ich muss wissen, was in der Stadt passiert, und werde für einige Stunden weg sein. Ich kehre aber noch vor Einbruch der Nacht zurück, meine Schöne.«
Um nicht einzuschlafen, zwang sich Valentine, die Augen offen zu halten. Die Stunden zogen sich ewig in die Länge. Vielleicht handelte es sich auch nur um Minuten. Woher sollte sie das wissen? Sie blieb wachsam, und plötzlich hörte Valentine, wie die Tür knarrte. Sie glaubte, ihr Kerkermeister kehre zurück. Ãngstlich und mit angehaltenem Atem erwartete sie, dass sein Gesicht im Türspalt erschien.
Obwohl die Fesseln sie behinderten, drehte sie sich um und wurde sogleich vom Schein einer Fackel geblendet.
»Valentine!«, flüsterte jemand.
Da sie geknebelt war und nicht antworten konnte, fügte der Mann hinzu:
»Donnerwetter! Warum habt Ihr nicht getan, was ich Euch gesagt habe?«
Valentine ahnte, dass sie den Mann, der bessere Absichten als ihr Entführer zu haben schien, lieber nicht über seinen Irrtum aufklären sollte. Wenn er sie Valentine nannte, war sie eben Valentine. Aber Himmel, was war das alles kompliziert! Noch ein Mann, der offenbar ihre Schwester kannte.
Er trat näher und richtete die Fackel auf ihr Gesicht.
»Ihr habt Euch nicht verändert«, murmelte er. »Immer noch genauso stolz und schön!«
Er entfernte als Erstes den Knebel, dann löste er die Fesseln um ihre Handgelenke und um ihre Knöchel.
»Wenn er Euch so gefesselt hat, muss er fuchsteufelswild sein. Normalerweise behandelt er seine Frauen nicht schlecht.«
Valentine erwiderte nichts, zu groà war ihre Angst, dass ein einziges Wort diesen Mann verjagen oder dass er sie womöglich töten könnte.
»Ihr hättet schneller fortreiten müssen. Wenn er Euch wiedergefunden hat, müsst Ihr Euch noch immer in der Gegend aufgehalten haben, die ich Euch zu verlassen geraten hatte.«
Als sie weiterhin schwieg, sprach er weiter: »Sagt nicht, Ihr wäret seinem Charme erlegen, dass Ihr nicht mehr fliehen wolltet?«
»Nein, ich bin nicht seinem Charme erlegen«, rief die junge Frau schlieÃlich. »Ich hasse ihn. Ich will ihn tot sehen, und wenn ich der Polizei helfen kann, ihn zu finden, werde ich das tun.«
Beruhigt seufzte er und fasste ihre Hand.
»Nein! Ãberlasst das den anderen. Das würde Euch in den Unterschlupf dieser Männer führen, und dort ist es noch schlimmer. Sie würden Euch einer nach dem anderen vergewaltigen und Euch anschlieÃend zu Tode quälen.«
Valentine erschauderte. Der Fremde schob den Kragen ihres Capes zur Seite und entblöÃte ihren Hals.
»Wo sind die Smaragde?«, fragte er etwas harsch.
Valentine hob eine Braue.
»Ich habe sie nicht mehr«, wagte sie zu sagen.
»Hat er sie genommen?«
»Ja.«
»Das sieht ihm nicht ähnlich.«
Er
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