Die goldene Königin
betrachtete sie einen Augenblick.
»Ihr tragt nicht mehr dasselbe Cape!«
Als er ihre MantelschöÃe auseinanderklappen wollte, stieà sie ihn brüsk zurück.
»Entschuldigt«, sagte er, »ich wollte Euch nicht zu nahe treten. Ich wollte nur ⦠nein, nichts. Ich möchte Euch erneut retten, nichts weiter. Der Schmuck ist unwichtig. Los, machen wir, dass wir von hier fortkommen, sonst kehrt Euer Kerkermeister noch zurück. Es ist ein Glück, dass ich einen Weg aus diesem Keller kenne, der hinten aus dem Haus hinausführt.«
Ein Geräusch lieà sie erstarren. Die Tür aus Stein wurde geöffnet, und ein Diener trat ein. Mit einem Satz flüchtete der Fremde in einen Winkel des Kellers und versteckte sich hinter diversen Fässern. Valentine legte sich augenblicklich wieder auf den Boden und rührte sich nicht, als würde sie tief und fest schlafen. Als die Fackel ihr Gesicht erhellte, stöhnte sie, als würde sie gerade erwachen, und tat, als sinke sie sogleich wieder in Schlaf. Beruhigt verlieà der Diener den Keller.
Valentine hörte, wie der Fremde sich aufrichtete und zu ihr kam.
»Psst!«, machte er. »Ich spüre, dass er noch hinter der Tür steht. Entweder muss ich ihn auÃer Gefecht setzen, oder wir warten noch einen Augenblick.«
Als sie schlieÃlich kein Geräusch mehr vernahmen, fasste der Fremde sie am Arm und führte sie nach drauÃen. Das Tageslicht blendete Valentine, ihr schwindelte, und der Fremde musste sie auffangen. Auch er bemerkte überrascht, wie schwer sie war, und flüsterte:
»Wenn Ihr nicht diesen besonderen Glanz in den Augen hättet, der mir bereits mehrfach aufgefallen ist, und dieses kleine rührende Gesicht, das ich zu kennen meine, würde ich behaupten, dass Ihr jemand anders seid.«
»Ich bin Valentine«, flüsterte die junge Frau leise.
Ihre Antwort überraschte ihn. Er drückte sie an sich und trat mit ihr in den winterlichen Tag hinaus.
Die Kälte hatte die Hauptstadt noch nicht erreicht. Manchmal war im Januar und Februar alles weià und gefroren. In diesem Jahr schienen die bösen Kerle, die Paris terrorisierten, die Kälte des Winters zurückzudrängen.
Die Dinge erwiesen sich jedoch nicht als so unkompliziert, wie der Fremde geglaubt hatte. Sie vernahmen ein Geräusch, zweifellos handelte es sich um Schritte. Tatsächlich! Jemand kam vorsichtig näher. Der Fremde blieb stehen, ohne Valentine loszulassen, die sich in seinen Armen langsam von ihrem Schrecken erholte, und sah sich gezwungen, sich langsam wieder in Richtung Kellereingang zurückzuziehen.
24.
Kurz zuvor hatte Nicolas auf dem Rücken von Amandine Paris erreicht. Die Aufregung in der Hauptstadt gefiel ihm nicht, und diese Geschichte von den bösen Kerlen, die in den StraÃen die Runde machte, beunruhigte ihn sehr.
Um ihre Schwester zu retten, würde Valentine sich in die gefährlichsten Situationen begeben. Aber verdammt noch mal! Wie sollte er seine Frau in einer so groÃen Stadt wiederfinden? In Paris war alles anders als in seinem guten alten Tours, wo jede StraÃe am Fluss mündete und jede HauptverkehrsstraÃe im Zentrum endete. Wenn man jemanden suchte, begegnete man immer früher oder später einem netten Menschen, der einem den Weg wies.
Leider standen die Chancen schlecht, dass Nicolas hier zufällig hinter einer StraÃenecke auf Valentine traf oder ihm jemand den rechten Weg zeigte. Neben der Kathedrale entdeckte er ein kleines Gasthaus, in dem er die Nacht verbringen konnte. Er war erschöpft von der Suche und wusste nicht, was er sonst tun sollte.
Doch dann geriet Nicolas in einen Hinterhalt, aus dem er sich nur schwer befreien konnte. Eine Horde Banditen brüllte mit erhobenen Fäusten: »Ihr bekommt unseren Anführer nicht. Wir bleiben in Paris, plündern Eure Häuser und vergewaltigen Eure Frauen, bis Eure Familien ausgerottet sind!«
Einer von ihnen wollte die StraÃensperre durchbrechen, fasste Nicolas fest um den Leib und drückte ihn auf den Boden. Aber Nicolas besaà Kraft und Energie, er richtete sich rasch auf und landete einen kräftigen Faustschlag im Gesicht seines Gegners. Dann machte er sich augenblicklich davon und floh, so schnell er konnte.
In der Hoffnung, ihm falle etwas ein, lief Nicolas den ganzen Abend mit langen Schritten durch die StraÃen. In seiner Verzweiflung begab er sich schlieÃlich
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