Die goldene Königin
gehalten und Euch eingesperrt habe! Aber wenn er meint, Ihr wärt noch seine Gefangene, warum sollte er dann nach Eurer Schwester suchen?«
»Weil er schnell gemerkt hat, dass ich nicht diejenige bin, für die er mich hält. Ich bin schwanger, meine Schwester nicht. Er weià also, dass es zwei von uns gibt.«
»Aber Ihr habt nicht denselben Namen. Wie konnte er Euch verwechseln?«
»Ich bin Valentine, meine Schwester heiÃt Mathilde.«
»Sie sehen sich sehr ähnlich«, versuchte Nicolas zu erklären, »und machen sich häufig einen Spaà daraus, sich für die andere auszugeben.«
Die drei Polizisten, die ihnen gegenübersaÃen, schüttelten die Köpfe. Diese Geschichte erschien ihnen ziemlich seltsam und unwahrscheinlich, aber sie konnten es sich nicht erlauben, sich auch nur die geringste Chance entgehen zu lassen, Guillaume de Montalon alias König Guillot zu fassen, den Anführer der bösen Kerle.
»Und Ihr sagt, er habe Euch ebenfalls eingesperrt!«
Sie gestikulierte aufgebracht.
»Das habe ich Euch nun bereits mehrfach versichert, und mein Mann hat es bestätigt. Was braucht Ihr noch mehr?«
»Und wo ist er?«
Sie zuckte mit der Schulter.
»Ich weià es nicht. Er wollte sehen, was sich in Paris tut, und nach ein paar Stunden zurückkehren. In der Zwischenzeit kam dann ein fremder Mann und wollte mich befreien, und dann kam schlieÃlich auch mein Mann.«
Einer der Polizisten entfernte sich von der Gruppe, ging langsam um Valentine herum, begutachtete ihre rundlichen Formen und warf mit gleichgültigem Ton ein: »Schade, dass Ihr nicht wisst, um wen es sich bei diesem Mann handelt.«
»Aber das spielt doch keine Rolle«, schaltete sich Nicolas ein, den die Untätigkeit der Männer zunehmend erregte. SchlieÃlich bot er ihnen die Gelegenheit, diesen berühmten Verbrecher zu fassen.
»Meiner Meinung nach«, erklärte Valentine, »hat er bereits meine Schwester befreit. Als er uns zur Flucht verhalf, hat er so etwas Seltsames gesagt wie: Ich werde nicht ein drittes Mal zur Stelle sein!«
»Die Gegenwart dieses sogenannten Befreiers ist ebenso seltsam wie Eure Geschichte von den Zwillingen.«
Nicolas baute sich vor dem Mann auf, der diese letzten Worte kühl ausgesprochen hatte. Man konnte meinen, dass sie nichts von dieser Angelegenheit wissen wollten.
»Seht zu, wie Ihr allein zurechtkommt«, wetterte Nicolas und griff den Arm seiner Frau, um ihr zu bedeuten, dass er aufbrechen wollte. »Wenn Ihr meint, wir würden uns das alles nur ausdenken, müsst Ihr eben allein und ohne unsere Hilfe auskommen.«
»Mein Mann hat recht«, pflichtete Valentine ihm bei. »Wir bieten Euch die Chance, den Mann festzunehmen, den alle Pariser und Ihr selbst verabscheut, und Ihr weigert Euch, uns zu glauben.«
»Ihr wollt es nicht anders, verehrte Soldaten!«, rief Nicolas gehässig. »Die Pariser werden von diesen Männern erdolcht oder abgeschlachtet. Wir kehren in unsere ruhige Touraine zurück und lassen Euch allein nach dem Unterschlupf suchen, den wir Euch hätten zeigen können.«
Valentine spürte, dass seine Worte diesmal ihre Wirkung taten.
»Könntet Ihr uns tatsächlich dort hinführen?«
»Ja, dank Fougasse.«
»Wer ist Fougasse?«
»Das ist mein Maultier«, bemerkte Valentine. »Sie ist mir zunächst gefolgt, als ich geknebelt und entführt wurde. Dann ist sie geflohen.«
»Durch sie habe ich meine Frau wiedergefunden«, bestätigte Nicolas und fragte sich, ob sie ihnen diesmal glaubten.
»Verlieren wir keine Zeit. Gehen wir«, befahl der Leiter des Wachpostens.
Fougasse führte sie zum Unterschlupf, doch unterwegs stieÃen die Soldaten auf eine andere Gruppe behelmter und bewaffneter Männer in stählerner Rüstung. Sie schoben einen an Händen und FüÃen gefesselten Mann vor sich her, in dem Valentine ihren Kerkermeister erkannte.
Guillaume de Montalon war von dem Unbekannten verraten worden, der die Zwillinge gerettet hatte. Als Guillaume heimgekehrt war, überzeugt davon, die Schwester von Mathilde vorzufinden, hatten sich acht Soldaten auf ihn gestürzt, ihn unschädlich gemacht und ihm Ketten an Händen und FüÃen angelegt.
Wenige Tage später wurde verkündet, dass Guillaume de Montalon auf der Place de Grève gehängt werde.
Valentine hatte recht. Mathilde
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