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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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die sie hin und wieder durchlitt.
    Mit Ausnahme von den Gedichten, die Clément Marot und ihr Bruder lesen durften, war Bischof Briçonnet der Einzige, dem Marguerite zeigte, was sie schrieb. Es handelte sich um Texte, in denen sich Alltägliches und Spirituelles begegneten, in denen ihr Glaube, der ihrer Meinung nach zu unbeständig war, von einer Idee zur anderen schwankte, in denen ihre Barmherzigkeit auf egoistische Interessen stieß.
    Im Gegenzug sandte ihr der Bischof flammende Reden, die von tiefem Glauben geprägt waren. Wenn Marguerite sich in heiklen Konflikten ereiferte, fand Briçonnet stets die besseren Argumente.
    Die junge Frau hatte sich einen kleinen Freundeskreis aufgebaut, den sie regelmäßig in Argentan oder in Mortagne traf. Häufig begegnete man sich bei Briçonnet, und die Duchesse d’Alençon, die ihnen treue Unterstützung gewährte, begann richtiggehend Propaganda zu betreiben. Der Kreis von Meaux, dem Marguerites ganze Sympathie galt, drang nach und nach in das Bewusstsein der Gebildeten und Prälaten vor. Doch die Sorbonne wehrte sich heftig gegen diesen Kreis und ging gegen die Übersetzung der neuen Evangelien vor.
    An diesem Morgen, als Marguerite gerade im Begriff war, das Schloss zu verlassen, um sich nach Meaux zu begeben, wo sie eine Unterredung mit Briçonnet hatte, erreichte sie ein langer Brief ihrer Mutter. Er stimmte Marguerite traurig, denn sie erfuhr von der plötzlichen Erkrankung von Prinzessin Charlotte, die unter Erschöpfung litt und nicht mehr essen noch spielen wollte.
    Â»Sobald ich aus Meaux zurück bin, werde ich nach Blois reisen«, erklärte sie ihrer Schwiegermutter, die sich aus ihrem Bett, das sie nicht mehr verließ, mit zittriger Stimme nach Neuigkeiten von der königlichen Familie erkundigte.
    Â»Ihr seid kaum zurück und wollt schon wieder aufbrechen«, beklagte sich die alte Frau, die die beruhigende Gegenwart ihrer Schwiegertochter schätzte. »Gott! Diese Reisen werden lästig.«
    Marguerite wagte nicht zu erwidern, dass sie das Reisen überhaupt nicht als lästig empfand und stets mit Freude aufbrach. Sie verlieh lediglich etwas zurückhaltend ihrer Sorge um Charlotte Ausdruck.
    Â»Das Kind verfügt über eine solide Konstitution«, bemerkte sie. »Sie müsste sich in den nächsten Tagen erholen. Gleichwohl betrübt es mich zu wissen, dass sie leidet, und ich möchte an ihrer Seite sein.«
    Â»Hat sie nach Euch verlangt?«, murmelte die zittrige Stimme.
    Â»Zweifellos. Ihr wisst, dass sie mir sehr verbunden ist und umgekehrt ebenso. Dass Charlotte bettlägerig ist, beunruhigt mich.«
    Die alte Frau wiegte müde das Haupt und ließ sich auf die Stirn küssen.
    Â»Wohin wollt Ihr?«, fragte sie.
    Â»Nach Meaux. Ich werde bald zurück sein.«
    Im Hof stand die Kutsche bereit, die Pferde waren angespannt. Marguerite und Blanche stiegen ein.
    Obwohl Marguerite der Weg üblicherweise recht kurz erschien, war er nicht an einem Tag zu bewältigen. Nachdem die ersten Felder und der Wald von Alençon hinter ihnen lagen, ließ der Kutscher die Pferde gemächlich durch Täler und Ebenen traben, hinter Mortagne zog das Tempo der Kutsche erneut ein wenig an.
    Â»Es wäre besser, wenn wir heute Abend in Saint-Germain wären«, bemerkte Blanche, die stets etwas beunruhigt war, wenn sie ohne Eskorte reisten.
    Jean-Baptiste lenkte die Kutsche über die gerade Straße nach Saint-Germain. Es herrschte wenig Verkehr, sodass das Gespann nur selten an den Straßenrand fahren musste, um eine andere Kutsche vorbeizulassen. Er überholte einige Händler und Hausierer, die auf dem Rücken eines Maultiers reisten, und verlangsamte die Geschwindigkeit am ersten Gasthaus, jedoch ohne anzuhalten, da es noch nicht sehr spät war und man noch einige Meilen zurücklegen konnte.
    Wenn die Kutsche einem Bauern begegnete, der ruhig an der Seite seines mit Heu oder mit Werkzeug beladenen Esels herlief, wünschte Jean-Baptiste ihm einen guten Tag. Hin und wieder kam es vor, dass der Kutscher neben einem Mädchen herfuhr, das sinnlich die Hüften schwang, während es Körbe mit Proviant für die Bauern trug. Manchmal arbeiteten diese weit weg von zu Hause und konnten nicht zum Mittagessen heimkehren. Jean-Baptiste scherzte ein wenig mit den Mädchen, wobei er mit leiser Stimme sprach, damit die Duchesse d’Alençon ihn nicht

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