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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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befand sich in der Nähe. Sie war zwar geflohen, als der Fremde sie befreit hatte, doch warum hatte sie in jenem Moment nicht die Straße nach Norden, nach Amiens, Arras oder Lille genommen?
    Etwas Unbestimmtes, Seltsames hielt sie in der Hauptstadt. Sie konnte sie nicht verlassen, solange sie wusste, dass Guillaume de Montalon irgendwo auf sie wartete oder dass Valentine verzweifelt nach ihr suchte.
    Als sie durch die Freudenschreie der Menge von Guillaumes Festnahme erfuhr, hatte sie das Gefühl, ihr Herz höre auf zu schlagen. Sie war bereits bleich, doch jetzt wurde sie geradezu leichenblass. Was blieb ihr anderes übrig, als den Zorn der Menge zu ertragen? Sie wusste, dass ein solcher Mann gehängt werden musste, und dass sie an seiner Seite früher oder später durch die Hand der Pariser gestorben wäre.
    Warum erlebte Mathilde nur unglückliche oder tragische Liebesgeschichten? Unter anderen Umständen hätte sie ein Guillaume de Montalon glücklich machen können! Über ihn hätte sie sogar den König vergessen.
    An diesem Morgen versammelte sich eine große Menge auf der Place de Grève. Von allen Seiten ertönten Schreie: »König Guillot muss sterben! Fort mit dem Abschaum!« Die Festnahme ihres Anführers hatte unter den bösen Kerlen eine Panikwelle ausgelöst, in deren Folge viele der Banditen aus ihren Löchern krochen, sodass die Soldaten des Châtelet noch einmal hundert festnehmen konnten.
    Ãœberall in der Stadt hieß es, dass die Zahl der Verbrecher rückläufig sei, weil Guillaume de Montalon nicht mehr unablässig neue Banditen aus allen Teilen des Landes rekrutierte. Angesichts dieser Aussichten atmeten die Pariser auf. Dies bedeutete den Beginn einer neuen Ära, und wenn François I. mit diesem Elan weitermachte, würde die Hauptstadt wieder zu dem werden, was sie zu Zeiten seines Vorgängers, Louis XII ., gewesen war.
    Am Morgen der Hinrichtung spürte Valentine, die inmitten der brüllenden Menge in Nicolas’ Armen stand, die ersten Wehen. Die Aufregung, das Reiten, der Schock und Montalons Misshandlungen hatten die Sache beschleunigt.
    Auf der anderen Seite des Platzes stand Mathilde ebenfalls in der Menge, hielt Fildor am Zügel und betrachtete das traurige Schauspiel, das sich ihrem Blick darbot. Man führte den Verurteilten heran, den gemeinen Verbrecher, der die Morde angeordnet hatte, ohne sie selbst auszuführen. Die Menge warf mit allem nach ihm, was ihr in die Hände kam – mit Müll, verfaultem Obst, harten Gegenständen und Steinen. Dabei brüllte sie Obszönitäten, bei denen selbst ein Regiment errötet wäre.
    Mit gefesselten Händen, die Füße in Ketten, trat Guillaume de Montalon vor. Mathilde wich ein Stück zurück, dann noch eins, sie wollte nicht am Weg des Verurteilten stehen. Sie zog Fildor mit sich, damit man ihn vom Weg aus nicht sah.
    Sie wich noch weiter zurück, bis die Menge sich um sie schloss und sie vollständig verbarg. Dann drehte sie plötzlich den Kopf und begegnete dem Blick des Fremden, der sie gerettet hatte. Er sah sie verständnislos an. Sie trug nicht mehr das weite Cape und hielt anstelle eines einfachen Maultiers ein weißes Pferd am Zügel. Ihre Augen wirkten traurig, und sie hatte einen bitteren Zug um den Mund. Ihre kastanienbraunen Haare mit den goldenen Strähnen wehten um ihren Kopf wie Blätter in einem Herbstwald.
    Der Fremde bewegte sich nicht. Sein Gesicht drückte vollständiges Unverständnis aus. Eben noch hatte er sie am anderen Ende des Platzes gesehen, kurz bevor die Soldaten Montalon heranführten. Sie hatte in ihr Cape gehüllt in den Armen von Nicolas gestanden, und ihre ebenfalls kastanienbraunen Haare waren lose über ihren Rücken gefallen. Als sie seinem Blick begegnet war, hatte sie ihn angelächelt.
    Der Fremde betrachtete Mathilde. Als sie nun den Blick zu ihm hob, erhellte kein Lächeln ihr Gesicht, ganz im Gegenteil: Eine Sorgenfalte unterstrich ihre Traurigkeit. Da sie diesmal allein war, wollte er zu ihr gehen, doch während er sich einen Weg durch die Menge bahnte, sprang sie auf ihr Pferd und ritt davon.
    Das war im Übrigen besser so. Mathilde wollte nicht sehen, wie Guillaume mit blau angelaufenem Gesicht und heraushängender Zunge an einem Seil baumelte. Sie wollte lieber das Bild des Mannes in Erinnerung behalten, der sie zu verführen gewusst hatte.
    Der

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