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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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hörte.
    Auf den Feldern zog man Furchen zum Einsäen. Die braune Erde, die fest vom Winter war, weichte langsam auf, und die noch schüchterne Sonne sandte ihre noch schwachen Strahlen auf ein Land, das mit zahlreichen Geräuschen und Farben erneut zum Leben erwachte.
    In der großen Kurve, die zum Gasthaus »Zur schönen Quelle«, führte, holten zwei Reiter, die mit hoher Geschwindigkeit heranritten, die Kutsche ein. Einen Augenblick befanden sie sich auf gleicher Höhe, und die jungen Frauen schlossen die Vorhänge ihres Fensters, um die zwei Fremden nicht anzustarren.
    Sie bemerkten, dass Jean-Baptiste das Tempo der Pferde drosselte, damit die Reiter die Kutsche überholen mussten.
    Â»Wer sind diese Reiter?«, murmelte Blanche. »Ihr Verhalten schien mir ziemlich gewagt. Wer könnten sie sein?«
    Â»Ich weiß es nicht. Vermutlich sind sie auf dem Weg nach Meaux.«
    Â»Sind das etwa Helfershelfer Eures Bischofs Briçonnet?«
    Â»Blanche! Wie kommt Ihr darauf?«
    Â»Habt Ihr nicht selbst gesagt, dass einige übereifrige Anhänger Briçonnet derzeit Verdruss bereiten?«
    Sie zog vorsichtig einen der Vorhänge zurück und warf einen Blick durch den Spalt.
    Â»Die Mühen, die er für die Reform der Religion auf sich nimmt, scheinen ihm einigen Ärger einzubringen.«
    Marguerite lachte gezwungen, aber Blanche bemerkte, dass sie besorgt wirkte.
    Â»Zweifellos, Blanche«, erwiderte sie und zog ebenfalls den Vorhang zur Seite, um zu sehen, was die beiden Fremden vorhatten. »Aber was wollt Ihr tun?«
    Â»Ich finde, dass Ihr hin und wieder ein Risiko eingeht, so gering es auch sein mag, und dass Eure Begegnungen und Gespräche vielleicht überwacht werden sollten.«
    Â»Ach Blanche, Ihr seht überall Gefahren. Diese Reiter sind Spaßvögel, die sich auf unsere Kosten amüsieren. Seht nur«, sagte sie und zog mit einem Ruck die Samtvorhänge vor dem Fenster zur Seite, »sie verlangsamen die Geschwindigkeit, dann werden sie wieder schneller.«
    Blanche entgegnete nichts und blickte ihrerseits neugierig hinaus. Ein Stück Weges und ein paar Augenblicke später ging alles sehr schnell. Ein dritter Reiter in schwarzer Rüstung kam ihnen mit ausgestreckter Lanze entgegen und stieß den ersten Reiter vom Pferd.
    Der angegriffene Mann rollte über den Boden an den von Ulmen gesäumten Straßenrand, an dem die ersten frühlingshaften Blätter sprossen, und verschwand im Buschwerk, das ihn vermutlich etwas unsanft in Empfang nahm. Sein verängstigtes Pferd galoppierte allein weiter. Erst als der schwarze Reiter ganz am Horizont verschwunden war, kam der andere seinem Begleiter zu Hilfe.
    Â»Haltet an, Jean-Baptiste!«, rief Marguerite.
    Â»Halten wir uns aus dieser Angelegenheit heraus«, widersprach Blanche. »Setzen wir unsere Reise fort, Marguerite. Wir sollten nicht anhalten.«
    Aber sie wusste bereits, dass Marguerite nicht auf sie hören würde.
    Â»Was fürchtet Ihr, Blanche? Jean-Baptiste ist stark und kann uns im Falle unvorhergesehener Schwierigkeiten verteidigen. Seht, er steht wieder auf!«
    Tatsächlich richtete sich der Mann, der vom Pferd gestürzt war, wieder auf und kroch aus dem Dornengestrüpp. Sein Begleiter brachte ihm sein Pferd, woraufhin sie ihren Weg augenblicklich in großer Eile fortsetzten.
    In Meaux erwartete sie eine unschöne Überraschung. Die Mauern der Kathedrale waren mit Texten beschmiert, die den Papst als Antichristen bezeichneten, Bilder der Jungfrau waren in Fetzen gerissen. Auf dem Platz hingen Schilder, auf denen man die Urheber der Freveltaten öffentlich verurteilte.
    Blanche hatte sich zu Recht gefürchtet. Die beiden jungen Frauen erfuhren, dass der Reiter, der unterwegs vom Pferd gestoßen worden war, ein Vertrauter von Briçonnet war, der sich etwas unvorsichtig verhalten hatte, und dass die Sorbonne einen Verbrecher beauftragt hatte, ihn zu töten.
    Die Zunft der Wollkämmerer wurde allgemein beschuldigt, und man begegnete in den Straßen armen Arbeitern, die mit einer Lilie auf der Stirn gezeichnet waren. Die Sorbonne verurteilte die Werke eines gewissen Lefèvre d’Etaples als Ketzerei.
    Â»Marguerite, dieser Bischof hat Euch selbstverständlich auserwählt, damit Ihr Euch für seine Reformversuche einsetzt. Aber seht Ihr nicht, dass das lebensgefährlich ist?«
    Â»Ich bin die Einzige, die derzeit

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