Die goldene Königin
zwischen den Geistlichen und dem König vermitteln kann, der mit seinen Kriegen zu tun hat und sich nicht um die Religion kümmern kann.«
»Dies ist ein Geständnis, Marguerite. Ihr erkennt selbst, dass Euer Bruder vermutlich nichts tun kann.«
»Gewiss, aber nur, wenn ich ihm nicht davon berichte.«
»Wie wollt Ihr den König zu einer Reform drängen, die jeden Tag notwendiger wird, wenn der Krieg ihn völlig einnimmt?!«
»Richtig. Ich bin derzeit die Einzige, Blanche, die sich darum kümmern kann«, antwortete Marguerite, während die Kutsche sich auf den Rückweg begab.
»Wohin brecht Ihr zu so früher Stunde auf, Marguerite?«, fragte Charles seine Frau, die ein smaragdgrünes Kleid und einen dazu passenden Hut mit einer schwarzen Feder trug und sich eilig auf den Rücken von Attalante schwang.
»Ihr wisst doch, Charles, dass ich gern am Morgen ausreite.«
Seit einiger Zeit zeigte sich Charles argwöhnisch seiner Frau gegenüber, als würde er seine Streitlust an ihr auslassen, solange sie ihm weit entfernt von ihrem Bruder nicht entkommen konnte. In Blois oder Amboise war sie nur offiziell seine Frau, und in Gegenwart des Königs verstummten seine Vorwürfe augenblicklich. In Alençon gewährte er sich indes das Recht, seine Frau zu überwachen, gegebenenfalls zu kritisieren und besser noch herumzukommandieren.
Er wusste allerdings, dass Marguerite in der Touraine oder auf seinem Sitz in der Normandie tat, was ihr gefiel.
»Ich habe Euch gefragt, wohin Ihr wollt, meine Liebe!«
»Aber, Charles, ich mache einen Ausflug. Ich habe Euch noch nie über mein Tun und Treiben aufgeklärt. Noch weniger darüber, wohin ich reise.«
Sie gab Philibert ein Zeichen, und er entfernte sich, nachdem er ihr die Zügel von Attalante gereicht hatte.
»Da Ihr alles wissen wollt, ich reise nach Mauves, aber vielleicht auch bis Meaux.«
»Ich verbiete Euch, in diese Stadt zu reisen, die sich zu einer Quelle der Unruhe und der Proteste entwickelt hat.«
»Seid unbesorgt. Blanche begleitet mich«, sagte sie und drehte sich zu Madame de Châtillon um, die ihr Pferd am Zügel heranführte.
»Bei allem Respekt, den ich Eurer Freundin, der Madame de Châtillon, entgegenbringe, sehe ich nicht ganz, wie sie Euch ernsthaft beschützen sollte! Bellegarde wird Euch begleiten.«
»In Wahrheit ertragt Ihr es nicht, mein Lieber, dass ich Euer Anwesen, das nun auch das meine ist, verlasse. Die Gegenwart Eures Schildknappen beruhigt Euch, weil er Euch jedes Details der Reise berichten wird.«
»Was wollt Ihr in Meaux?«
»Charles, ich bin Eure Fragen nicht gewohnt und bitte Euch, mir keine mehr zu stellen.«
Sie trieb ihr Pferd an, das, gefolgt von Blanche, sogleich in leichten Trab verfiel. Sie ritten schweigend bis zum Abend, übernachteten in Saint-Germain, standen früh auf und ritten weiter bis nach Meaux.
Clément Marot erwartete sie am Stadttor. Er wirkte beunruhigt und ungeduldig. Der Ausdruck, der in seinen Augen lag, schien bedrohlich.
»Briçonnet erwartet Euch«, stieà er eilig hervor. »Ihr dürft aber nicht die Kathedrale betreten. Macht rechts einen Bogen um sie. Ihr findet ihn im Schuppen des Gemüsegartens.«
»Droht uns Gefahr?«
»Die Kathedrale ist geschlossen. Angehörige der Sorbonne halten jeden auf, der sie betreten will. Wir nehmen den Weg oben durch die Altstadt hinter der Place Publique entlang. Von dort führt ein Weg zu den Läden der Wollkämmerer, die man alle festgenommen hat. Am Ende folgt eine Reihe Gärten, die bis an die Kathedrale heranreichen.«
»Ist der Weg sicher?«, erkundigte sich Blanche, die plötzlich sehr blass aussah.
»Die StraÃe, die wir nehmen, befindet sich auÃerhalb der Ge fahrenzone und auÃerhalb der Reichweite der bewaffneten M änner. Abgesehen davon kann man allerdings nicht sagen, dass die Unruhen kein Risiko bergen. An den Mauern der Kathedrale hängen überall Bekanntmachungen, die vor uns warnen. Man hat alle Marien- und Heiligenstatuen zerschlagen und zerstört.«
Als sie die Gärten der Wollkämmerer erreicht hatten, fanden sie schnell das Grundstück, das an das der Kathedrale grenzte. Während sie hinten um das Gotteshaus herumgingen, vernahmen sie düstere Rufe von der Place Publique.
»Sie peitschen diese armen Menschen aus.«
»Aber was haben sie
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