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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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damals vorgestellt habe.«
    Â»Die Millefleurs, so wunderschön sie auch sind, sind aus der Mode gekommen.«
    Â»Gewiss, aber an ihnen habe ich alles gelernt.«
    Alix begegnete erneut dem Blick der Frau, die sich diskret etwas im Abseits hielt. Sie musterte einen Augenblick Mathilde, die sich an ihre Mutter presste und sich fragte, was sie in diesem feudalen Haus machen sollte, wenn Alix sich hier noch ewig aufhielt.
    Pieter van Aelst war klein und wirkte gebrechlich. Seine Augen waren hell, ebenso wie seine schon etwas schütteren Haare. Die spärlichen Löckchen steckten unter einer runden Haube, die er wie der berühmte van Eyck über die Ohren gezogen hatte.
    Â»Hat Raffael für Euch nicht auch Kartons gezeichnet?«
    Â»Grotesken, mit denen ich meine ersten Wandteppiche im Stil der Renaissance gefertigt habe. Einer hat einen sehr guten Platz gefunden, denn er gehört zur Sammlung des französischen Königs.«
    Sie bemerkte, dass die Frau den Blick noch immer auf sie gerichtet hielt, sie mit einem nicht arroganten, sondern überaus aufmerksamen Ausdruck maß und ihre funkelnden Augen über ihre wohlgeformte Gestalt gleiten ließ.
    Trotz ihres Alters – der Anblick ihrer Töchter, die sich von Tag zu Tag veränderten, erinnerte sie stets daran – besaß Alix viel Charme, und ihr schlanker Körper wirkte noch immer attraktiv. Der dunkelblaue, mit Zobel gefütterte Mantel und ihre mit silbernem Band eingefasste schwarze Samtkappe verliehen ihr die Ausstrahlung einer Frau, der alles gelingt.
    Â»Raffael gehört eindeutig zu den ganz Großen«, bestätigte van Aelst. »Kennt Ihr seinen Schüler Giulio Romano? Er hält sich zurzeit in Lyon auf.«
    Â»Um ehrlich zu sein, wohnt er bei mir«, bemerkte die Frau, die bislang noch nichts gesagt hatte.
    Sie trat zu Alix, die nur darauf gewartet hatte, dass ihr diese Person mit dem feurigen Blick und dem eindrucksvollen Gebaren vorgestellt wurde. Eine Frau, die ungefähr in ihrem Alter war, vielleicht etwas älter. Sie selbst hatte noch nicht ganz die vierzig erreicht.
    Â»Ich bin Properzia de Rossi«, erklärte sie, ohne darauf zu warten, dass der Maler sie vorstellte.
    Ihre Blicke lösten sich nicht mehr voneinander, und eine beiderseitige Neugierde blitzte in ihren Augen auf.
    Â»Ich habe gehört, dass Ihr Weberin seid«, sprach sie weiter.
    Â»Das ist richtig. Aus Tours.«
    Â»Ihr scheint mir Euer Geschäft zu verstehen.«
    Sie schenkte ihr ein breites Lächeln. Zwischen ihren vollen sinnlichen Lippen kamen gesunde, gerade Zähne zum Vorschein. Sie streckte die Hand aus. Alix ergriff sie und stellte überrascht fest, dass sie sie mit ihren warmen festen Fingern mehr als nötig drückte.
    Â»Es ist nicht einfach für eine Frau, einen Meisterbetrieb zu führen. Ich habe doch richtig verstanden, dass es sich um eine Werkstatt mit Hochwebstühlen handelt?«
    Â»Das ist eine Frage der Energie und der Fachkenntnis, gemischt mit Kühnheit. Zum Glück fehlt es mir daran nicht.«
    Â»Ich habe mich für eine noch etwas ausgefallenere Kunst als die Eure oder die Malerei entschieden. Mein ganzes Leben bin ich noch keiner anderen Frau begegnet, die dasselbe macht. Ich bin Bildhauerin.«
    Â»Stammt Ihr aus Florenz?«, erkundigte sich Alix und überspielte ihre Überraschung. Ihr waren bislang erst wenige Malerinnen begegnet, von einer Bildhauerin hatte sie erst recht noch nie gehört.
    Â»Nein, ich stamme aus Bologna.«
    Â»Oh«, rief Mathilde hocherfreut, »dort sind meine Schwester und ich geboren.«
    Properzia sah zu ihr und dann wieder zu Alix. Sie besaß funkelnde schwarze Augen und ein ausdrucksstarkes Gesicht mit üppigen, sinnlichen Lippen. Ihre große starke Statur war früher sicher einmal schlank und hochgewachsen gewesen. Sie trug ein gerades, steifes Kleid aus dickem Seidenbrokat mit einem großen Kragen aus Marderpelz, das bei den reichen Kaufleuten in Florenz Mode war.
    Â»Ihr wurdet sicher in einer Zeit geboren, in der Aufruhr in der Stadt herrschte.«
    Properzia strahlte etwas aus, das man bei normal Sterblichen nicht fand. Wie eine nicht verglühende Flamme ging von ihr ein stetes Feuer aus, eine nicht versiegende Lebensfreude, eine Lust zu reden und etwas zu erschaffen.
    Noch nie war Alix einer so außergewöhnlichen Frau begegnet. Auf seltsame Weise fühlte sie sich zu ihr hingezogen.
    Â»Das

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