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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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ist richtig. Meine Zwillinge sind im Kanonenfeuer unseres ehemaligen französischen Königs zur Welt gekommen. Ich befand mich auf der Rückreise von Florenz und trug die Zeichnungen von Raffael bei mir, von denen ich soeben sprach.«
    Â»Ich würde gern eines Tages nach Bologna zurückkehren«, bemerkte Mathilde.
    Â»Du weißt sehr wohl, mein Herz«, unterbrach ihre Mutter sie, »dass ich dort nur schlechte Zeiten erlebt habe.«
    Â»Nun, dann reise ich später allein dorthin«, entschied das Mädchen.
    Als van Aelst sich zu Jacques Mirepoix umdrehte, um ein anderes Thema anzuschneiden, rückte Properzia de Rossi näher zu Alix und schlug etwas leiser vor:
    Â»Lernen wir uns doch etwas besser kennen. Was meint Ihr? Kommt heute Abend in mein Haus. Ich lade Euch und Eure Tochter ein.«
    Dann berührte sie Alix flüchtig am Arm.
    Â»Ihr habt von Euren Zwillingen gesprochen. Ist die Schwester dieser Demoiselle nicht bei Euch?«
    Â»Nein! Im Gegensatz zu Mathilde reist sie nicht gern. Sie arbeitet lieber in der Werkstatt.«
    Properzia empfing sie in Männerkleidern. Sie hatte das schwere Kleid aus Seidenbrokat gegen eine weite Jacke aus grobem schwarzem Stoff ohne jeglichen Pomp oder Schmuck getauscht, die kurz unter der Taille endete. Um ihre langen Beine schmiegten sich rote Beinlinge, schwarze Schuhe aus Filz rundeten die seltsame Erscheinung ab. Das einzig Weibliche an ihrem männlichen Aufzug waren ihre dichten braunen Haare, die sie mit einem schlichten geflochtenen Band auf dem Rücken zusammengebunden hatte.
    Sie bewohnte ein schönes Haus, dessen große Fenster im zweiten Stock den Zusammenfluss von Rhone und Saône überblickten. Möwen und exotische Vögel kreisten über der Trichtermündung, und der weite blaue Himmel strahlte eine hübsche Heiterkeit aus.
    Â»Darf ich Euch Giulio Romano vorstellen, Alix. Ich darf doch Alix sagen?«
    Â»Natürlich.«
    Alix wandte sich zu dem Maler mit dem breiten freundlichen Gesicht, der kaum zwanzig Jahre alt war. Er begrüßte den weiblichen Gast charmant, wandte sich dann jedoch rasch Mathilde zu, die sogleich seinen Blick fesselte.
    Alix hob skeptisch eine Braue. Spätestens seit Seigneur des Baux ihr sein Wams über die Schultern gelegt hatte, um zu kaschieren, dass sie halb nackt dastand, war Alix bewusst geworden, dass Mathilde die Männer verrückt machte. Diese Erkenntnis überkam sie so plötzlich, als habe sie bislang geglaubt, Mathilde würde nie erwachsen.
    Alix hatte das Leben von Mathilde ähnlich wie das ihrer Schwester eingeschätzt. Valentine, die sich nichts anderes wünschte, als im schützenden Kokon ihrer Familie und an der Seite von Nicolas zu sein sowie bei ihren Webstühlen und Tapisserien.
    Doch mittlerweile begriff sie von Tag zu Tag mehr, dass Mathilde das Gegenteil ihrer Schwester war. Sie erinnerte Alix durch und durch an ihre Cousine Constance, die Tochter von Isabelle de la Beaume, Jacquous Halbschwester, der sie einst nach Florenz gefolgt war, als der Bankier van de Veere sie zum Kommen animiert hatte.
    Constance hatte ein Leben als Kurtisane in Florenz einem bürgerlichen Leben im Schoße des französischen Adels vorgezogen. Und was blieb einem Mädchen von edler Abstammung übrig, wenn die Natur es mit makellosem Gesicht und Körper sowie einem ausgeprägten Freiheitsdrang ausgestattet hatte, der noch durch Ehrgeiz und Kühnheit verstärkt wurde?
    Ja! So war Constance, und Alix befürchtete, dass Mathilde, ohne sie überhaupt zu kennen, in ihre Fußstapfen trat.
    Â»Lassen wir Giulio sich mit Eurer Tochter unterhalten. Sie sind fast im selben Alter«, schlug Properzia vor und lud Alix ein, auf einem Steinstuhl Platz zu nehmen, den sie offenbar selbst geschaffen hatte.
    Â»Ich glaube nicht, dass sie dasselbe Alter haben«, widersprach Alix. »Mathilde ist noch im Jugendalter.«
    Â»Eine Jugendliche, die mir sehr erwachsen scheint«, entgegnete Properzia, die Mathilde prüfend ansah, woraufhin jene nicht den Blick senkte.
    Alix trat zu ihrer Gastgeberin und murmelte ihr zu:
    Â»Ist Euer Schützling verlässlich?«
    Â»Vermutlich wird er sie fragen, ob sie ihm Modell steht. Eure Tochter ist so schön, dass sie Maler und Bildhauer inspiriert.«
    Â»Dass sie einem Künstler als Muse dient, anstatt selbst eine Künstlerin zu sein! Das ist genau das, was mich betrübt. Ich hätte mir

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