Die goldene Königin
einmal sehen werden. Wir reisen morgen ab. Diese Stadt birgt zu viele Verlockungen für Mathilde. Aber wenn du ins Val de Loire kommst, frage nach dem Haus von Alix de Cassex. Es liegt mitten im Zentrum von Tours, im Viertel der Notabeln. Ich würde dich gern wiedersehen. Sehr gern sogar.«
7.
Nach den Festlichkeiten zu Ehren des Siegers von Marignan in Lyon und Paris strahlte François vor Freude. Wie hätte es auch anders sein können, nachdem das Schicksal ihm gleich drei Frauen beschert hatte, die sich ausschlieÃlich um sein Wohl kümmerten: seine ihm ergebene und ihn liebende Gattin. Seine Mutter, die sich unermüdlich für seinen Erfolg einsetzte, und seine geliebte Schwester, die ihm ebenso viel Verehrung entgegenbrachte wie er ihr. Ganz zu schweigen von den anderen Frauen, die ihn vergötterten, ohne dass er sie überhaupt kannte.
Nachdem er sich auf der Jagd nach einem Hirschen im Wald von Fontainebleau einen Dorn in den Fuà getreten hatte, der ihn beim Gehen behinderte und nach der Fürsorge eines Apothekers verlangte, ruhte sich der junge König eine Weile in Gien aus.
Louise sorgte sich, als sei er von Wundbrand befallen, der ihn das gesamte Bein kosten konnte. Der Fuà erholte sich jedoch rasch von der harmlosen Verletzung, und der Hof beschloss, eine gröÃere Rundreise nach Chaumont, Chenonceau, Azay-le-Rideau und zu einigen anderen kleineren Schlössern zu machen, deren Renovierung oder Umbau die Meinung des Königs erforderte.
Mathilde und Alix waren eingeladen, sich der Reise anzuschlieÃen. Da Alix dem Val de Loire nicht so lange fernbleiben konnte, überlieà sie ihre Tochter der Obhut von Marguerite, allerdings unter der Bedingung, dass sie hin und wieder nach Tours zurückkehrte.
Anmutig und in tausend Farben schillernd, wand sich der Fluss zwischen den goldenen Sandbänken hindurch und harmonisierte mit seinen zarten Blau- und Grautönen in vollendeter Weise mit dem Frühlingshimmel. Ein Schauspiel, das den Hof noch immer faszinierte.
Im April floss die Loire mit starker Strömung, und François deutete voller Freude, die sich künftig noch vervielfachen sollte, alles als Zeichen einer vielversprechenden Zukunft.
Brücken und Furten wurden für die Durchfahrt des Königs und seines Gefolges geöffnet. Noch erlaubte der Wasserstand einen lebhaften Handel und nahm dort ab, wo sich am Ufer die Waren stapelten und darauf warteten, von groÃen Kerlen in wollenen Beinkleidern und Mänteln abtransportiert zu werden.
Vom frühen Morgen bis zum Abend transportierten Barken und Schuten Holz, Wein, Getreide aus Beauce und Salz aus der Bretagne. Man beschloss, die angenehme Flussfahrt bis nach Amboise auszudehnen. Louise war sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Da François hier weder lief noch ritt, konnte sein Fuà in Ruhe heilen.
An einem strahlend sonnigen Tag legte das Schiff in Amboise an, was als gutes Omen gedeutet wurde.
Majestätisch schritt man an Land. Claude, die erneut schwanger war und mit ihren rundlichen Händen den bereits deutlich gewölbten Bauch hielt, wurde von ihrer Schwiegermutter und ihren Zofen gestützt.
Seit dem Aufbruch aus Paris, auf der ganzen langen Reise, hatte Claude keine einzige Nacht in Gesellschaft ihres Mannes verbracht. Stets mussten sie in lauten, unruhigen Herbergen, unbequemen Herrenhäusern oder in mehr oder weniger beengten Unterkünften nächtigen. Ein paar Mal hatten sie sogar Zelte aufgeschlagen, um den wundervollen Sternenhimmel zu genieÃen.
Nachdenklich und voller Zärtlichkeit blickte sie zu Louise, die sich bemühte, ihr das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Aufgeweckter blickte sie sodann zu François, der mit dem Schwert in der Hand den Arm zum Zeichen des Sieges hob. SchlieÃlich betrat er als uneingeschränkter Herrscher, als König das Schloss seiner Jugend, wo seine Mutter in ständiger Angst gelebt hatte, es könne doch noch ein Thronfolger geboren werden.
SchlieÃlich konnte François wieder auftreten und organisierte voller Eifer Lanzenstechen, Jagden und Feste, bevor er seine gefährliche Reise nach Italien antreten musste.
Amboise empfing ihn mit offenen Armen und verleitete und verführte ihn dazu, alles zu genieÃen, was sich ihm dort bot. Amboise, das Schloss seiner Jugend, das Schloss des Thronfolgers, bot immer Zeit für ein bisschen Vergnügen und zeigte sich seinen Wünschen
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