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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Zuschauerin, stand auf und versperrte Mathilde die Sicht.
    Â»Unser Sire ist ein Gott! Ein tapferer, siegessicherer Gott!«
    Mathilde, die ein Kleid in baskischem Blau trug, war aufgestanden und trat neben eine junge Demoiselle in Rot, die ihre mit Perlen und Smaragden geschmückte Faust schwang. Sie schrie sich die Lunge aus dem Hals:
    Â»François! Überwältigt das Ungeheuer. Wir wissen, dass Ihr unbesiegbar seid. Es lebe unser junger, starker und mutiger König. Es lebe unser König, den nichts aufhalten kann!«
    Â»Ihr seid verrückt!«, rief Mathilde ihrerseits. »Wollt Ihr, dass wir in ein oder zwei Stunden keinen König mehr haben?«
    Die andere zuckte nur mit der Schulter und setzte ihr hysterisches Geschrei fort:
    Â»Los, François, tötet das Wildschwein! Tötet es für uns!«
    Mathilde versuchte, sie zum Schweigen zu bringen, indem sie ihr ihren Absatz in den Fuß bohrte. Das Mädchen schrie zwar vor Schmerz auf, fuhr jedoch unvermindert mit ihren Parolen fort.
    Â»Mach schon, François!«
    Jetzt duzte sie den Monarchen sogar. Louise drehte sich um. Das junge Mädchen war vor Aufregung ganz rot im Gesicht und schwang drohend die Faust, als wollte es sich gleich auf die Menge stürzen. Louise warf ihr einen missbilligenden Blick zu.
    Â»Haltet Euren törichten Mund«, schrie Mathilde erneut. »Seht Ihr denn nicht, dass man eher für Ruhe sorgen muss, als die Stimmung noch anzuheizen?«
    Louise schätzte Mathildes Unterstützung, glaubte allerdings nicht, dass sie dieses übermütige dumme Ding zum Schweigen bringen konnte, das durch die Schreie der Menge noch ermuntert wurde. »Dieses törichte Mädchen wird nicht lange in meinem Gefolge bleiben«, murmelte sie. Dann wandte sie den Blick der Arena zu und sah, dass François sich an den Zurufen der Menge berauschte. Er gebärdete sich wie einer der Gladiatoren, von deren Heldentaten er als Kind gelesen hatte. Breitbeinig und mit geschwollener Brust hob er siegessicher die Arme und schwang sein glänzendes Schwert.
    Â»Bei diesem stolzen Edelmann ist alles möglich«, gluckste eine lachende Stimme.
    Â»Dummkopf!«, rief Mathilde ihr zu.
    Doch die aufheizenden Rufe hielten unvermindert an.
    Â»Zum Angriff, zum Angriff! Lasst das Wildschwein los!«
    Die Zuschauer rutschten aufgeregt auf ihren Plätzen hin und her, lachten, standen auf und setzten sich wieder hin. Sie schlossen sogar Wetten ab. Einige setzten auf die Kraft des Tieres, andere auf den Mut und die Stärke des unbesiegbaren Königs.
    Ihre Zofen fächelten Claude Luft zu und schlugen ihr vor, umgehend in ihre ruhigen Gemächer zurückzukehren. Aber die Gattin des Königs schüttelte ohnmächtig den Kopf.
    Louise und Marguerite waren aufgestanden, und Mathilde war schließlich zu ihnen gestoßen. In ihren bleichen Gesichtern zeigten sich ihre Angst und ihre Machtlosigkeit. Sie spürten, wie ihre Hände feucht wurden und ihnen Schweißperlen auf die Stirn traten.
    Â»Unternimmt er denn nichts, bevor es zu spät ist?«, fragte Louise leise.
    Â»Sicher nicht«, murmelte Marguerite. »Er genießt die Überraschung des Publikums. Er weidet sich an dem allgemeinen Staunen und dem möglichen Ende dieses mörderischen Unterfangens.«
    Â»Kann man ihn denn nicht warnen, dass diese Gefahr zu groß für ihn ist?«, erkundigte sich Mathilde betrübt.
    Â»Die Menge ist zu verrückt«, erwiderte Louise mit rauer Stimme. »Daran berauscht er sich. Und wer könnte ihn überhaupt vor einem sicheren Tod warnen?«
    Â»Ich!«, sagte Mathilde leise. »Niemand wird es mir übel nehmen, wenn ich den König vor der Gefahr warne. Und es wäre mir überhaupt nicht peinlich, glaubt mir, Dame Louise. Man muss nur über die Absperrung springen und zu ihm gehen. Das Wildschwein ist noch im Käfig.«
    Louise lächelte traurig.
    Â»Mutiges Kind! Aber das ist sinnlos. Es würde den König nur in seinem Wunsch bestärken, unbedingt siegen zu wollen.«
    Â»Aber ich kann es versuchen, Dame Louise. Ich weiß, dass der König es mir nicht verübeln wird. Ganz im Gegenteil.«
    Â»Nein, Mathilde. Es macht ihm unendliche Freude, dir zu beweisen, dass er recht hat und der Stärkste von allen ist.«
    In der Menge wurde es ruhig. Es war, als rechnete man jeden Augenblick mit einer Explosion.
    Â»Lasst das Wildschwein frei«, rief ein

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