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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Edelmann mit zerzausten Haaren und schwang die Faust in Richtung Arena.
    Â»Nein!«, schrie Mathilde.
    Â»Lasst es frei!«
    Â»Das ist ein unfairer Kampf«, erwiderte eine ruhigere Stimme, »das Tier ist unbezwingbar. Für den König bedeutet das den Tod.«
    Â»Nein! Es bedeutet doppelten Triumph.«
    Jemand lachte höhnisch, aber das Lachen wurde sogleich von anderen aufgeregten Kommentaren übertönt. Hinter sich hörte Mathilde das Mädchen in Rot schreien, kreischen und zetern. Sie sandte ihrem König heiße Küsse.
    Â»Das ist verrückt, was für ein Wahnsinn!«, murmelte Marguerite.
    Â»Man sollte das Tier schwächen«, hörte sie jemanden hinter ihrem Rücken sagen. »Man sollte es unschädlich machen, bevor es den König angreift.«
    Himmel! Sie verspürte noch nicht einmal das Bedürfnis sich umzudrehen, um zu sehen, wer das gesagt hatte.
    Â»Ein Schlag auf den Kopf, und das Monster ist tot«, kreischte eine andere Stimme.
    Die Oberjäger waren überfordert. Als sie jedoch langsam begriffen, dass der König diesen ungleichen Kampf nicht unbeschadet überstehen würde, versuchten sie, das Tier zurückzuhalten. Es war aber bereits zur Hälfte aus dem Käfig entkommen und so stark, dass es sich nicht mehr zurückdrängen ließ. Das Tier erwischte einen der Jäger mit dem Vorderlauf. Er blieb zwar unverletzt, ließ vor Schreck jedoch von dem Tier ab, woraufhin es mehr Freiheit gewann.
    Das Wildschwein, das von Minute zu Minute wilder wurde, schlug mit den Hinterläufen aus und scharrte wütend über den Boden. Es wartete nur darauf, mit seinen gefährlichen Stoßzähnen den ersten Körper zu durchbohren, der sich ihm bot.
    Â»Es ist ein Spiel«, murmelte Marguerite und klammerte sich krampfhaft an das Geländer. »Es ist ein Spiel. Er will uns nur zeigen, dass er es schaffen kann.«
    Aber die Worte, die aus ihrer zugeschnürten Kehle drangen, klangen falsch. Sie fühlte sich wie gelähmt und wagte es nicht, noch mehr zu sagen, wodurch sich ihre Angst nur noch verstärkte.
    Hilflos musste sie die sinnlose Prahlerei mitansehen und war schockiert von der viel zu siegessicheren Pose ihres Bruders. Musste er denn erst eine heftige Niederlage erleiden, damit er endlich bescheidener wurde?
    Natürlich war keine Lehre ein solches Risiko wert. Das absurde Spiel mit diesem starken Wildschwein, diese tödliche Wette konnte im Handumdrehen eine hart erarbeitete Zukunft vernichten.
    Marguerite sah traurig zu ihrer Mutter und tauschte einen verständnisinnigen Blick mit ihr. Wie oft hatten sie zugesehen, wie der junge, viel zu selbstsichere François seine körperlichen Kräfte in ungleichen Kämpfen überschätzt hatte?
    Louise und ihre Tochter fingen an zu zittern. Mathilde ebenfalls.
    Â»Er wird es tun, Marguerite. Das weißt du genau. Dieser junge Narr will es uns allen beweisen.«
    Â»Gewiss, unser junger Monarch besitzt Mut im Überfluss«, murmelte der Schildknappe von Charles d’Alençon, »aber er hat nicht die Statur, um das Tier zu besiegen. Man muss ihn aufhalten.«
    Â»Wie sollte man ihn aufhalten? Das ist sinnlos«, entgegnete der Mann von Marguerite. »Das Wildschwein wird ihm den Bauch aufreißen.«
    Louise versuchte, ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen. Ihr Nacken war kalt. Sie spürte, dass ihr Rücken feucht geworden war, und starrte verzweifelt auf ihren Sohn, der den Tod herausforderte. Gott! Und diese albernen Mädchen, die ihn mit ihren dummen Jubelrufen auch noch anfeuerten!
    Mit einem triumphierenden Lächeln betrachtete François die Menge. Seine Miene wirkte alles andere als bescheiden, und mit seinem Blick forderte er die ganze Welt heraus. Er sah zu dem Tier, das sich immer heftiger gegen seine Fesseln wehrte. Dann reichte er Bonnivet, der sich etwas im Hintergrund hielt, sein Schwert.
    Â»Ist das klug, François?«, flüsterte Bonnivet.
    Der König antwortete nicht. Mit großen ungeduldigen Gesten legte er sein gelbes Seidenwams ab und warf es weit von sich.
    Â»Ich beschwöre dich, lass diesen Unsinn«, rief Louise, die sich nicht länger beherrschen konnte.
    Â»Ja! François, hört auf!«, rief Mathilde.
    Sie war aufgestanden, und ihre schwarze Samthaube war auf den Boden gefallen. Achtlos, als wäre es ein nutzloser Lumpen, trat sie darauf herum. Antoinette de Poignac und

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