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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Blanche de Tournon hielten sie an den Schultern zurück.
    Die Stimmung in der Zuschauermenge wurde unerträglich. Musste man in wenigen Minuten einen neuen König suchen?
    Ruhig, kühl und entschlossen wartete François, dass das Tier gegen ihn antrat. Aber die Jäger zögerten, es loszulassen.
    Â»Bindet es los! Sonst stürzt sich dieses gefährliche Schwein noch auf die Menge«, rief ein alter Edelmann, den der Mut verließ.
    Die Menge begann zu schreien.
    Â»François«, rief Louise, »willst du deine Regentschaft so früh beenden? Ich flehe dich an, lass das Tier. Es wird dich töten.«
    Â»Wer sagt, dass sich das Wildschwein auf den König stürzt? Es kann genauso gut uns angreifen«, warnte der Edelmann mit der dünnen Stimme, dem die Schweißperlen auf die zerfurchte Stirn traten.
    Die Menge schrie erneut auf.
    Claude sank in sich zusammen, sie hatte die Augen geschlossen und ballte die Hände zu Fäusten. Ihre Zofen hatten Schwierigkeiten, sie wieder aufzurichten. Marguerite und ihre Mutter klammerten sich an das Holzgeländer. Antoinette hatte ihre Freundin losgelassen, Blanche hielt Marguerite zurück. Doch Mathilde wollte über die Absperrung springen.
    Â»François, ich beschwöre dich!«, schrie sie. »Kämpfe nicht gegen dieses Wildschwein. Seine Hauer sind tödlich, und du kannst ihnen nicht entkommen.«
    Â»Donnerwetter«, fluchte La Marck. »Der König ist genauso verrückt wie dieses Tier.«
    Â»Man muss ihn davon überzeugen, den Kampf aufzugeben«, erklärte Chabot, der zu Bonnivet getreten war, mit Nachdruck. »Er glaubt wirklich, dass er gewinnen kann.«
    Bonnivet schüttelte den Kopf und murmelte:
    Â»Was willst du ihm sagen? Er macht immer, was er will. Es hat keinen Zweck, vernünftig mit ihm zu reden.«
    François hielt sein Schwert fest in der Hand und wartete noch immer breitbeinig und mit geschwollener Brust, dass die Jäger das Tier aus dem Käfig ließen.
    Marguerite war außer sich. Als sie die kalte Entschlossenheit ihres Bruders sah, wusste sie, dass er in diesem Augenblick zu allem fähig war. Es ging um seinen Stolz, seine Ehre, seinen Mut. Für ihn zählte jetzt nur der nahe Sieg, an dem er keinen Moment zweifelte.
    Er wandte den Blick zur Galerie und sah all die Frauen, die wie Teufelsweiber gestikulierten.
    Claude war völlig erstarrt und brachte kein Wort heraus.
    Â»Das Wildschwein wird uns umbringen. Nachdem es den König getötet hat, wird es sich auf uns stürzen«, rief der Alte.
    Das Schreien der Menge schwoll an, und plötzlich kam Marguerite eine Idee. Hastig verließ sie das Geländer und trat zu ihrem Mann.
    Â»Der Alte soll die Menge weiter verrückt machen. Die Angst des Publikums kann François aufhalten.«
    Jemand, der ebenso klug war wie sie, griff ihren Vorschlag sogleich auf. Eine laute kräftige Stimme schrie:
    Â»Dieses teuflische Schwein wird ein Blutbad anrichten. Das gibt einen Massenmord. Wir sollten uns alle in Sicherheit bringen.«
    Â»Ja, ja, wir sollten uns in Sicherheit bringen.«
    Die vornehmen Herrschaften verloren die Nerven und stießen lärmend gegen das Geländer. Begeisterte Befürworter stampften mit den Füßen und weigerten sich, die Galerie zu verlassen. Sie fluchten und stießen unverständliche Schreie aus.
    Die weniger Mutigen eilten zu den Frauen, die nachdenklich wurden, und befahlen ihnen, die Galerie zu verlassen, bevor ein schreckliches Unglück geschah.
    Â»Lasst sofort diesen Wahnsinn«, schrie Louise erneut ihrem Sohn zu, der überrascht den Arm gesenkt hatte und sein Schwert hängen ließ.
    François schien verdutzt. Warum änderte die Menge, die gerade noch so begeistert gewesen war, so plötzlich ihre Meinung? Er richtete den Arm auf und hob mit der rechten Hand erneut das Schwert, dann wandte er den Blick von dem Wildschwein ab und sah zu der wankelmütigen Menge.
    Die Zuschauer gestikulierten zwar noch immer, doch die Gesichter schienen sich zu verändern und ihm etwas sagen zu wollen. Wütend stieß er eine Faust empor. Er bemerkte, dass seine Mutter genauso wild gestikulierte wie die anderen, wenn nicht noch mehr. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten. Aber was sagte sie? Er hörte sie nicht.
    Â»Der Junge ist verrückt«, schimpfte Louise. »Nur die Panik der Menge bringt ihn dazu aufzugeben.«
    Undeutlich sah François,

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