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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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dass Claude bewusstlos auf den Boden gesunken war. Verängstigte Frauen stiegen über ihren Körper hinweg und hoben die Kleider an, um nicht zu stolpern.
    Der dunkle Schleier, der ihm den Blick versperrt hatte, löste sich auf, und er sah, dass Marguerite und Mathilde über die Absperrung stiegen.
    Er wandte den Blick von der Königin ab und beobachtete, wie Seigneur de Gonfreville, sein Schildknappe, versuchte, seine Mutter aufzuhalten. Auf einmal begriff er.
    Â»Nun, Sire«, sagte Bonnivet, »ich glaube, wir sollten von der Idee Abstand nehmen. Es ist wirklich verrückt. Das versucht die Menge Euch zu sagen.«
    Der König beobachtete seine Mutter, die von Gonfreville, Antoinette und Blanche festgehalten wurde. Aber Mathilde schaffte es, gefolgt von Marguerite, ungehindert einen Fuß auf das Geländer zu stellen.
    Â»Sie werden sich die Knochen brechen«, murmelte Bonnivet. »Siehst du nicht, dass sich deine Schwester vor deinen Augen umbringt, François?«
    Marguerite! Marguerite, die die brillante Idee gehabt hatte, eine Panik in der Menge zu erzeugen. Marguerite, die ihrem Bruder immer noch beweisen wollte, dass sie genauso kühn war wie er und sich für einen absurden Kampf das Genick brechen konnte. Die kleine Mathilde, die tapferer war als mancher seiner Soldaten!
    Â»Ehrenwort!«, schwor François. »Meine Schwester bringt sich nicht um, ebenso wenig wie Mathilde.«
    Â»Verkündet umgehend, dass Ihr von Eurer Idee Abstand nehmt, Sire. Seht, die Herolde sind da und hören Euch.«
    Die Jäger waren erschöpft und keuchten und schwitzten ebenso wie ihre gefährliche Beute, die sie nicht unter Kontrolle bekamen.
    Â»Das Schwein ist zu aufgebracht. Es verlangt seinen Kampf, Sire. Bringen wir ihm die Puppen, damit es sich an den Stoffkörpern abreagieren kann.«
    Während die Herolde vorschlugen, den König durch Stoffpuppen zu ersetzen, kehrte im Inneren der Galerie scheinbar Ruhe ein.
    Â»Die Puppen! Bringt die Puppen!«, rief La Marck. »Donnerwetter, dieser Hof bleibt eine angesehene Arena.«
    Marguerite hatte ihren Fuß vom Geländer zurückgezogen, aber Mathilde hatte es geschafft hinüberzuspringen und befand sich nun vor der Tribüne. Man ließ Louise los, schaffte die Königin fort und hängte drei mit Schuhen und Wams bekleidete Puppen in den Hof.
    Die Ränge hatten sich bereits zur Hälfte geleert, und diejenigen, die geblieben waren, kamen kaum wieder zum Luftholen.
    Die Jäger konnten das Wildschwein nicht länger halten. Sie waren am Ende ihrer Kräfte, und schließlich entkam das Tier. Es stürzte sich sofort auf die Stoffpuppen, zerriss sie und verteilte die Fetzen in alle Himmelsrichtungen. Dann entdeckte es mit seinen kleinen schwarzen, blutunterlaufenen Augen einen schlecht verbarrikadierten Ausgang und stürzte mit gesenktem Kopf darauf zu.
    Das Wildschwein verbreiterte die Lücke mit seinen Hauern und raste auf eine Treppe zu, die in den ersten Stock des Schlosses führte. Sabbernd, widerlich, mit aufgerichteten Nackenhaaren und seinen gefährlichen Stoßzähnen rammte es Truhen, Bänke und Tische und zertrümmerte die Wände.
    François stürmte sogleich mit seinem Schwert hinter dem Tier her. Ihm folgten einige Edelmänner, begleitet von Bonnivet und seinen Helfern.
    Als sie sich plötzlich mitten im Geschehen fanden, hatten Louise und Marguerite sich wieder unter Kontrolle. Gefolgt von Mathilde und den mutigsten Frauen, liefen sie hinter François her.
    Das Wildschwein blieb im Zimmer des Königs stehen. Sechs Diener hatten sich zwischen den Truhen und der Wand in Sicherheit gebracht. Zitternd versteckten sich die Dienstmädchen hinter den Wandteppichen, und die Kammerfrauen liefen in alle Richtungen davon, um vergeblich ein anderes Versteck zu suchen.
    Als der König sein Zimmer erreichte, hielt er schützend den Arm vor die Tür und schob Frauen und Edelmänner zurück.
    Da es keinen Gegner mehr vor sich hatte, außer den Dienern und Dienstmädchen, die sich mehr schlecht als recht versteckten, musste sich das wilde Tier umdrehen. Das war der Augenblick, in dem François mutig und sicher seine schwere Klinge in das riesige Tier bohrte.
    Der König hatte bekommen, was er wollte.

8.
    Marguerite saß aufrecht auf ihrem weißen Pferd und hörte das erfrischende Lachen ihres Bruders. Ihr Mann hielt sich mit seinen Waffenbrüdern

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