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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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gewesen zu sein. Und mir scheint, als ich Florenz zuletzt verlassen habe, hatte sie einen reichen Kaufmann aus Genua geheiratet. Er hieß …«
    Er suchte eine Weile nach dem Namen, dann sagte er:
    Â»Ja, das ist es. Peralta.«
    Â»Seltsam. Meine Mutter hat uns nichts davon erzählt.«
    Â»Es ist noch recht frisch. Sie weiß es sicher noch nicht. Nun, du willst also Florenz kennenlernen! Zögere nicht, mich um Rat zu fragen, wenn ich dir helfen kann, Mädchen. Mit wem willst du reisen?«
    Â»Ganz allein.«
    Â»Das ist gefährlich, du bist sehr jung. Es wäre besser, wenn dich jemand begleitete.«
    Â»Wenn ich darüber spreche, lässt meine Mutter mich nicht reisen, und die Duchesse d’Alençon drängt mir einen Gatten auf, um mir diese Idee aus dem Kopf zu schlagen.«
    Â»Warum die Duchesse d’Alençon?«
    Â»Das ist eine lange Geschichte, aber ich werde Euch wieder besuchen und sie Euch erzählen.«
    Â»Hast du keine Freundin, die dir helfen könnte?«
    Â»Nein. Nur dem König gefiele diese Idee, und nur er könnte mir die Abreise erleichtern.«
    Â»François I. scheint mir gerissen genug, um dir ein Alibi zu verschaffen!«
    Â»Da habt Ihr sicher recht, aber er wird nichts unternehmen. Er will seine Schwester nicht verstimmen, die er wie eine Göttin verehrt.«
    Â»Hm. Deine Angelegenheit scheint mir kompliziert. Ich sehe keine Lösung. Es sei denn …«
    Â»Es sei denn?«
    Mathilde rückte näher an ihren neuen Freund heran und spitzte die Ohren, um nicht den leisesten Hinweis zu verpassen, der ihr von Nutzen sein könnte. Sie dachte an nichts anderes als an diese Reise.
    Â»Ach, Maître da Vinci! Ich bitte Euch, sprecht.«
    Â»Wenn ich dir einen Auftrag anvertraute, könntest du ihn erfüllen?«
    Leonardo da Vinci zögerte. Sollte er sich diesem jungen Mädchen anvertrauen, das kaum der Jugend entwachsen war? Seit er in Clos-Lucé lebte, beschäftigte ihn ein Problem, für das er keine Lösung fand. Es war sicherlich die letzte Angelegenheit, die ihm derart am Herzen lag. Die Geschichte war delikat, denn es galt, ein kleines Bild nach Frankreich zu schaffen. Es war das Einzige, auf das er nicht verzichten konnte.
    Er war so überstürzt aus Italien abgereist, dass er nur wenige Werke, Manuskripte, Zeichnungen, Pläne und ein paar kleinere Erfindungen mitnehmen konnte. Außerdem seine beeindruckende Garderobe, denn der alte Meister legte Wert auf ein gepflegtes Äußeres.
    Lange betrachtete er das Gesicht seiner jungen Begleiterin und sagte sich dann, dass ihm niemand anders diesen Dienst erweisen konnte. Diese Kleine hatte ihm der Himmel geschickt, und er sollte die Chance nutzen. Er würde ihr entsprechend danken. Er strich sich über den langen Bart und entschied, dass sie ihm das Bild besorgen sollte, das sich in einem winzigen dunklen Kabuff zwischen unvollendeten Leinwänden befand, für die sich niemand interessierte.
    Â»Würdest du mit einem meiner Schüler reisen, der mit mir nach Frankreich gekommen ist, jedoch unverzüglich nach Florenz zurückkehren und leider dort bleiben muss?«
    Mathilde zögerte, und der alte Maler erkundigte sich:
    Â»Hast du schon einmal Modell gestanden?«
    Â»Ja, ein Mal. Bei Properzia de Rossi in Lyon. Sie beherbergte Giulio Romano bei sich.«
    Â»Ach, der kleine Giulio! Er ist lebhaft und verfügt über reichlich Talent und Temperament. Hat er sich damit begnügt, dein Gesicht zu zeichnen?«
    Mathilde errötete.
    Â»Nicht ganz.«
    Â»Was willst du damit sagen? Nun! Ich bin ein alter Hase, mir macht man nichts vor. Entweder wollte er deinen Körper sehen, um ihn zu zeichnen, oder er hat sich mit deinem Gesicht begnügt.«
    Mathilde war nicht dumm und verstand die Anspielung des Meisters. So erwiderte sie, ohne zu zögern:
    Â»Er hat sich mit meinem Gesicht begnügt.«
    Leonardo da Vinci schien beinahe etwas enttäuscht.
    Â»Gut, belassen wir es lieber dabei. Ich möchte nicht der Grund für ein ernstes Gespräch mit deiner Mutter sein.«
    Â»Ach! Keine Sorge, Maître da Vinci«, rief Mathilde, die alles begriffen hatte. »Wenn Ihr auf meine Jungfräulichkeit anspielt, die behalte ich nicht mein ganzes Leben lang. Das Wichtigste ist, dass der Kavalier mir gefällt.«
    Â»Egal welcher?«
    Â»Um ehrlich zu sein, Maître da Vinci: Ich bin in den französischen

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