Die goldene Königin
Nacktheit vertraut war, maà sie Schultern, Nacken und Hals, die Alix nach und nach entblöÃte.
Nachdem Alix ihr Mieder geöffnet hatte, lieà sie das Kleid auf den Lehmboden herabgleiten. Noch immer betrachtete Properzia sie aufmerksam, nichts entging ihr. Alix spürte, wie ihr Blick über ihren Bauch, ihre Hüften und ihre Schenkel strich.
Alixâ weiÃer geschwungener Körper überwältigte Properzia. Sie wollte nur noch abbilden, wonach sie sich bereits so lange sehnte. Sie zeichnete auf dem Karton, strich etwas durch, radierte es aus und fing wieder von vorn an. Sie hob den Blick zu Alix und richtete ihn zurück auf ihre Zeichnung.
Immer mehr Sonnenlicht strömte in die Werkstatt. Als ein Strahl auf den weiÃen Hals von Alix fiel, fing Properzia instinktiv den strahlenden Glanz ein, der sich auf die rosafarbenen Knospen von Alixâ Brüsten legte.
Dann glitt der Sonnenstrahl hinunter zu ihrem Bauch und erleuchtete das zarte Vlies zwischen ihren gewölbten Schenkeln.
Alix sagte kein Wort, ihr Blick verlor sich im Unbestimmten, als denke sie an nichts. Sie schwebte auf einer weichen Wolke aus Watte dahin und spürte, wie ein Schaudern, dessen Ursprung sie nicht kannte, ihren Körper erfasste. Hin und wieder überlief ein zartes Beben ihre Haut, es begann an ihrem Bauch und kroch hinauf bis zu ihrem Hals. Unter der einzigartigen Feder von Properzia wurde Alixâ Gestalt unsterblich.
»Alix, reich mir deine Arme.«
Alix gehorchte und streckte beide Arme aus. Nicht wie eine Ertrinkende, die sich an einen imaginären Ast klammerte, sondern wie eine liebende Frau, die sich nach ihrer Geliebten sehnte.
Properzia war wie gebannt. Noch nie hatte sie etwas Schöneres gesehen. Ja. Dieses Bild würde sie sich einprägen und nie wieder vergessen. Doch als ihre plötzliche Ergriffenheit nachlieÃ, fing sie wie besessen an zu zeichnen, und als sie mit ihrem Bild zufrieden war, legte sie den Karton auf den Tisch, trat zu Alix und presste die Lippen auf ihre.
»Danke«, flüsterte sie. »Ich werde aus dir das Bild einer Künstlerin formen, die verrückt nach ihrem eigenen Modell ist. Du wirst sowohl das eine als auch das andere sein. Wie deine Zwillinge.«
Sie betrachtete das entspannte Lächeln ihrer Freundin und küsste sie erneut, diesmal etwas länger. Dann reichte sie ihr ein Kleidungsstück nach dem anderen, und als Alix wieder angekleidet war, sagte sie mit heiterer, ruhiger Stimme:
»Nun arbeiten wir an deinen Zeichnungen. Wir müssen sie vollenden, bevor ich aufbreche.«
Sie nahm den Karton zur Hand, den Alix gezeichnet hatte.
»Sieh dir den Blick deiner Judith an. Sie ähnelt noch zu sehr deinen Damen mit dem Einhorn. Sie ist groà und schlank, ihr Gesichtsausdruck ist distanziert und ihre Haltung starr. Die Frauen, die die florentinischen Künstler heute malen, sind rund, sinnlich, lasziv, hingebungsvoll. So wie du gerade.«
Sie reichte Alix die Feder, nahm ihre Hand, führte sie über die Zeichnung und korrigierte den Ausdruck.
»Der Bauch der Frau ist nicht genug gewölbt, und das Knie deiner Judith ist zu kantig. Denk an deinen eigenen Körper, wenn du den von anderen zeichnest.«
13.
Alixâ Gefühl, dass sie Mathilde nicht so bald wiedersehen würde, trog sie nicht. Einige Tage später tauchte ein Gesandter des Hofs in ihrem Haus auf.
»Wohnt hier Dame Cassex?«, rief er von seinem Pferd, das mit den Vorderhufen scharrte.
Atemlos eilte Bertille mit kleinen Schritten herbei, gefolgt von Adrian, der in dem Moment aus dem Haus trat.
»Das ist richtig«, antwortete er und drehte sich um.
»Ich habe eine Nachricht für sie.«
»Ich hole sie«, rief Bertille und machte auf dem Absatz kehrt. »Sie ist noch nicht in die Werkstatt gegangen.«
Mathias und Nicolas waren früh aufgebrochen und würden erst zum Mittagessen zurückkehren. Doch Alix, die bereits eine dunkle Vorahnung hatte, als sie Stimmen im Hof hörte, stürzte auf den Reiter zu, als ob es hinter ihr brenne.
Valentine, der ihre Schwangerschaft zu schaffen machte, war nicht in die Werkstatt gegangen. Der Anblick des Boten, der aufrecht auf seinem Pferd saà und nach Dame Cassex fragte, trieb sie noch schneller ins Freie als ihre Mutter. Louis folgte ihr auf den Fersen.
Sie verspürte einen starken Drang, anstelle ihrer Mutter die Hand nach dem Brief auszustrecken, zwang sich
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