Die goldene Meile
meinen Sie?«
»Was immer Vera dargestellt hätte. Sie können sich das Foto ansehen, wenn es Ihnen hilft, sich zu erinnern.«
Ihr Blick huschte ganz kurz zu dem Foto.
»Vermutlich könnte man sagen, sie sah aus wie eine Prostituierte. «
»Haben die Tänzerinnen sich ihr Kostüm ausgesucht, oder haben Sie es ihnen zugewiesen?«
»Ich habe die Kostüme zugewiesen. Ich habe sie als Ensemble gesehen.«
»Erkennen Sie die Sachen, die Vera trug, als sie ermordet wurde? Den Rock, den Bustier, die Stiefel?« »Das kann man nicht mit Sicherheit sagen.«
»Was ist Ihr erster Eindruck?«
»Es sieht aus wie das Kostüm.«
»Das Sie für sie ausgesucht haben?«
»Ja, aber sie durften die Kostüme nicht mit nach Hause nehmen. Und warum sollte sie es nachts an einem so gefährlichen Ort wie den Drei Bahnhöfen tragen?«
»Hat sie in letzter Zeit etwas von Reiseplänen gesagt?«
»Nein.« Sofort korrigierte sich Isa Wolkowa. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Fällt Ihnen irgendjemand ein, der es auf sie abgesehen haben könnte? Ein ehemaliger Liebhaber, eine eifersüchtige Kollegin?«
»Nein.« Sie starrte das Foto an. »Die Tätowierung ist neu.«
»Wie neu?«
»Nicht älter als zwei Wochen.«
»Danke. Das hilft uns, den zeitlichen Ablauf zu rekonstruieren. «
Wolkowa schob die Lippen vor. »Nett, dass Sie es so ausdrücken.«
Arkadi stand auf und gab ihr seine Karte. »Für den Fall, dass Ihnen noch etwas einfällt. Am besten rufen Sie mich auf dem Handy an. Ich bin nie im Büro.«
Um fünf Uhr früh, als die ganz Hartnäckigen noch auf einen letzten Tanz, einen letzten Toast, ein letztes Lachen in dieser Nacht zurückblieben, kam Arkadi aus dem »Club Nijinski« und sah, dass die Stadt langsam von einer Gewitterfront verschlungen wurde. Windböen wirbelten den Müll auf der Straße herum, und die ersten dicken Regentropfen klatschten auf Autodächer und Windschutzscheiben. Arkadi hatte den Lada ein paar Straßen weiter geparkt, um ihn nicht dem Gespött der Parkservice-Mitarbeiter auszusetzen. Viktor hatte Töpfe und Eimer in den Wagen gestellt, für den Fall, dass es regnete.
Ein Mann und eine Frau drängten sich auf der Flucht vor dem Unwetter an ihm vorbei. Ein zweites Paar rannte vorüber; die Frau war barfuß und hielt ihre Highheels in der Hand, um sie zu schonen. Schließlich fand ein einzelnes Paar Schritte den Takt der seinen, und er sah Dima, den Bodyguard, an seiner Seite. Die Glock baumelte jetzt offen an seiner Schulter.
Während Dima ihn abtastete, kam ein Mercedes 550S herangerollt. Ein Seitenfenster glitt herunter, und Sascha Waksberg bat Arkadi noch einmal um ein paar Minuten seiner Zeit.
Arkadi fühlte sich geschmeichelt, aber jetzt wünschte er, doch eine Pistole mitgenommen zu haben.
Waksberg und Anja saßen auf dem Rücksitz, neben sich eine rot-weiße Spartak-Sporttasche. Arkadi und Dima setzten sich auf rückwärts gewandte Klappsitze. Eine Konferenzanordnung. Als der Wagen anfuhr, spürte Arkadi das zusätzliche Gewicht und die Steifheit von Panzerung, kugelsicherem Glas und Notlaufreifen. Jemand musste auf einen Knopf gedrückt haben, denn die Türverriegelung war lautlos eingerastet.
»Können wir es etwas wärmer haben hier hinten, Slawa? Unser Freund ist ein bisschen nass vom Regen.« Waksberg wandte sich an Arkadi. »Und wie fanden Sie unseren >Club Nijinski«
»Unvergesslich.«
»Und die Frauen?«, fragte er. »Fanden Sie sie groß und schön genug?«
»Wie Amazonen«, sagte Arkadi.
»Nicht zufällig. Die Frauen kommen scharenweise mit romantischen Ambitionen nach Moskau, sie wollen Model oder Tänzerin werden, und wir machen sie zu Hostessen und Huren. Wir wachsen und zupfen ihre Körperhaare und pumpen ihre Brüste zu Ballons auf. Kurz, wir verwandeln sie in Missgeburten der Schönheit.«
»Wo fahren wir hin?«, fragte Arkadi.
»Eine ausgezeichnete Frage. Wir könnten in mein Kasino am Arbat fahren. Nein, das ist geschlossen worden. Oder in das Kasino bei den Drei Bahnhöfen. Nein, das ist auch geschlossen worden. Genau genommen sind alle meine Kasinos geschlossen worden. Ich habe täglich eine Million Dollar eingenommen. Jetzt zahle ich nur noch Miete, dank einem einzelnen Mann.«
»Sind Sie pleite bis auf die letzten fünfhundert Millionen?«
»Sie haben nicht viel Mitgefühl.«
»Nicht besonders viel. Also fahren wir einfach nur durch die Gegend?«
»Und unterhalten uns. Stimmt's, Anja?« »Das hoffe ich.«
Arkadi brauchte nicht zu fragen, welchen
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