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Die goldene Meile

Die goldene Meile

Titel: Die goldene Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Privatschule, dem dieser Hund anscheinend gehörte.
    Der Hund bellte mit tiefer Stimme und schlug im Laden ein wie eine Kanonenkugel. In der Gemüseabteilung streifte er einen Tisch, und Zitronen und Limetten kullerten über den Boden, und in seinem Kielwasser rollten Konserven mit gedünsteten Tomaten.
    Ein Wachmann, der Gang drei, Tiernahrung, blockieren wollte, griff ins Leere, als der Hund in eine Fleischauslage sprang und mit einem Filet Mignon zwischen den Zähnen wieder herauskam. Zwei Wachmänner, die versuchten, den Hund zwischen Eiscreme und Tiefkühlkost in die Zange zu nehmen, fanden sich in einem Gewirr von umgestürzten Einkaufswagen wieder. Für den Hund war es ein Spiel. Er duckte sich wie ein Hundert-Meter-Läufer, kläffte und ließ die Wachmänner dicht herankommen, bevor er sie mit einer Finte in die eine Richtung täuschte und dann in die andere davongaloppierte.
    Als der Abteilungsleiter sich mit einer Dose Pfefferspray näherte, zog sich der Hund sofort zurück. Unterdessen ließen die Kunden ihre Einkaufswagen stehen und strömten in einem allgemeinen Exodus auf die Straße hinaus. Das Mädchen in der Privatschuluniform war verschwunden. Alle Straßenkinder waren verschwunden, und plötzlich war auch der Hund weg.
    Verblüfft stellte der Abteilungsleiter bei einer kurzen Inventur samt Abgleich der Kassenbelege fest, dass in der Abteilung außer dem Steak nichts fehlte. Anzeige gegen einen Hund zu erstatten war schwierig. In ein oder zwei Tagen jedoch sollte der Lagerleiter herausfinden, was verschwunden war. Während die Mitarbeiter den Trubel verfolgt hatten, der auf der anderen Seite des Einwegspiegels stattgefunden hatte, war jemand durch die Hintertür ins Lager spaziert und hatte dort abgeräumt: sechs Kisten trockene Babynahrung, vier Jumbo-Packungen Wegwerfwindeln und zwei Kartons mit fertiger Babymilch für unterwegs.
     
    »Das ist Sojamilch. Gab's da keine Milchmilch?«
    »Ich würde sie lieber stillen. Lecker, lecker.«
    »Halt die Klappe.« »Was für eine dreckige Phantasie.« »Jungs sind ekelhaft.«
    Leo sagte: »Das war so cool, als Tito in die Zitronen gekracht ist.«
    »Tito ist ein guter Hund.« »Tito ist der Beste.«
    Der Hund hob den massigen Schädel, als er seinen Namen hörte, und schaute zu Itsy hinüber.
    »Was ist Soja?«, fragte Emma. Sie war bei dem Baby geblieben. Emma war selbst erst sieben.
    »Wenn es nicht gut wäre, würden sie es nicht vorn auf die Dose schreiben.«
    »Hat sie viel geweint?«
    »Nicht viel.«
    »Wir sollten Tito noch mal zurückschicken, damit er mehr Steaks holt.«
    »Die haben uns gar nicht gesehen«, sagte Peter.
    »Wir hätten noch mal ins Lager gehen und zweimal so viel holen können«, meinte Klim. »Wir hätten alles ausräumen können.« Mit ihrer bleichen Haut sahen er und Peter aus wie jugendliche Sträflinge. Klim war neun, und Peter war zehn.
    »Ich hab ihr dreimal die Windeln gewechselt. Sie hat irgendwie Durchfall.«
    »Sie sieht müde aus. Hat sie geschlafen?«
    »Sie war unruhig.«
    »Jetzt ist sie friedlich.«
    »Itsy, können wir das Radio anmachen?«
    »Aber leise.«
    »Wie lange können wir hierbleiben?«
    »Schauen wir mal. Das ist ein Reparaturschuppen für Eisenbahnwagen, aber ich glaube, sie haben hier seit Jahren nichts mehr repariert. Sie haben ihn nur aufgemacht, um den Bauwagen reinzuschieben. Passt auf das große Loch auf.«
    »Warum ist da ein großes Loch?« »Zum Pissen.«
    »Nein. Damit einer unter dem Eisenbahnwagen stehen kann, um ihn zu reparieren.«
    »Der Bauwagen hat Kojen, aber sie stinken.« »Es ist dunkel.« »Und unheimlich.« »Angst?«
    »Nein. Tito gibt Bescheid, wenn jemand kommt.« »Und wenn Jegor kommt?«, fragte Lisa. Milka klappte ein Messer auf. »Wenn er noch einmal in deine Nähe kommt, schneide ich ihm die Eier ab.«
    Itsy war es lieber, wenn sie Jegor einen Schritt voraus waren. Im Vergleich mit allen andern in ihrer Truppe war er ein Erwachsener.
    »Warum stellen sie einen Bauwagen in einen Eisenbahnschuppen?«
    »Ich weiß es nicht, aber sie haben es getan, und wir werden es ausnutzen. Wir können selbst auf uns aufpassen. Und wir haben Tito. Jetzt haben wir auch noch ein Baby, und damit sind wir eine Familie.«
     

EINUNDZWANZIG
    Im Cafe im Jaroslawler Bahnhof verbreitete Viktor sich über die Kunst der Tätowierung. Er berührte das Display auf Arkadis Handy und vergrößerte nacheinander jedes Foto.
    »Du musst dir die Tattoos eines Kriminellen wie ein Gemälde aus der

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