Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
bereits zwanghaft geworden ist: Unterlasse die betreffende Aktivität (oder Aktivitäten) einmal eine oder zwei Wochen lang, und achte darauf, wie du dich dabei fühlst. (Bei zwanghaften Eßphasen, die periodisch wiederkehren, ist unter Umständen eine längere Pause notwendig.) Wenn schon der Gedanke, dieses Ventil nicht mehr benutzen zu dürfen, in einem Angst auslöst, sollte man sich die Herausforderungen und Chancen, die einen erwarten, vielleicht doch einmal genauer ansehen.
Benutzen wir eines oder mehrere der beschriebenen Ventile schon so exzessiv, daß die Grenzlinie zum echten Zwangs – oder Suchtverhalten überschritten ist, dann hat unser Bewußtes Selbst die Kontrolle über unser Verhalten verloren. Unser Basis-Selbst gibt der Sucht nach und wehrt sich gegen jeden Versuch, etwas daran zu ändern. Anfangs will das Bewußte Selbst
vielleicht nicht wahrhaben, daß das Verhalten zur Sucht geworden ist. Es glaubt, «alles unter Kontrolle zu haben und jederzeit aufhören zu können» – so lange, bis es tatsächlich versucht aufzuhören. Dann beginnt ein heroischer Kampf um die Rückkehr zu Würde und Selbstwcrtgefühl, die Rückkehr zum Leben. Unsere besten Vorsätze helfen nichts, und unser Wille scheint völlig machtlos zu sein. Wir versuchen es immer wieder – ein Kreislauf von Erfolg und Mißerfolg: «Ich möchte ja so gern aufhören, aber ich schaffe es einfach nicht» –, und ein Gefühl der Hilflosigkeit oder gar Hoffnungslosigkeit beschleicht uns. Dabei könnten wir aufhören, aber nicht mit Hilfe der guten Vorsätze oder Entschlüsse unseres Bewußten Selbst. Wir hören erst dann auf, wenn wir wirklich verzweifelt sind und es uns ganz fest vorgenommen haben, wenn eine Kraft oder Inspirationsquelle, die mächtiger ist als unser Ich, die Führung übernimmt und unser Basis-Selbst sich einem höheren Willen unterwirft. Wenn wir den Bergpfad des Kriegers hinaufsteigen wollen, müssen wir uns den Hindernissen entgegenstellen, die auf dem Weg zur Selbstbeherrschung liegen.
Wer benutzt welches Ventil?
Die Gründe, warum wir uns für bestimmte Streßabbauventile entscheiden, sind ebenso komplex und unterschiedlich wie die Persönlichkeiten der Menschen. Es kann sein, daß wir dieses Ventil zufällig schon frühzeitig kennengelernt haben. Auch das Verhalten unserer Eltern, die Anschauungen und Wertvorstellungen unserer Altersgenossen und der Druck, der von ihnen ausging, kann uns unbewußt geprägt haben – oder es liegt ganz einfach daran, daß uns keine anderen Ventile zur Verfügung stehen.
Wer einen verhältnismäßig passiven oder einfachen Ausweg aus den Schmerzen der Alltagswelt sucht (die in Wirklichkeit Schmerzen in unserer Psyche sind), bevorzugt Alkohol und andere Drogen. Manche gebrauchen diese Suchtmittel auch als Weg zur Bewußtseinsveränderung, zu einer offeneren, spirituelleren Verbindung mit dem Leben. Leider erreichen sie damit auf lange Sicht genau das Gegenteil.
Kinder, denen andere Möglichkeiten zur Entladung ihrer angestauten
Energien nicht so ohne weiteres zur Verfügung stehen, bedienen sich häufig des Ventils der Krankheit oder Verletzung. Wer dieses Ventil auch als Erwachsener noch benutzt, hat vielleicht als Kind die Erfahrung gemacht, daß eine Krankheit oder Verletzung die einzige Möglichkeit für ihn war, die Aufmerksamkeit oder das Mitgefühl der Eltern auf sich zu ziehen, oder er benutzte sie als Mittel zum Zweck, um nicht in die Schule gehen zu müssen oder anderen Pflichten auszuweichen, die er als lästig oder bedrohlich empfand.
Menschen, die den Drang verspüren, viel zu leisten, unrealistisch hohe Maßstäbe an ihre körperliche Fitneß anlegen oder puritanische Vorstellungen vom Wert der Arbeit im menschlichen Leben haben, entscheiden sich häufig für das Ventil der Überanstrengung oder Überarbeitung.
Sehr viele Leute benutzen die Angst als Ventil, und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen. Phobien oder panische Angstzustände treten häufig bei Personen auf, die gehemmt sind und vor der Benutzung anderer Ventile zurückschrecken, oder aber in Zeiten außergewöhnlich hoher Belastung, in denen unsere normalen Streßabbaumechanismen nicht mehr ausreichen. Extravertiertere Menschen sehen sich vielleicht ganz bewußt einen spannenden, schockierenden, lustigen oder traurigen Film an. Hinter Glücksspielen, der Jagd nach dem Nervenkitzel oder anderen risikoreichen Aktivitäten steckt häufig der Drang nach Aufregung und dem damit verbundenen Hochgefühl,
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