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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dass er angebissen hatte, und es war ihr bewusst, dass sie jetzt all ihre Sinne zusammenhalten musste, um nicht wie die Mägde zu enden, die er einmal zu sich genommen und dann weggejagt hatte.
    »Ja. Ich wollte nur einen kleinen Spaziergang machen und bin immer weiter in den Wald hineingeraten. Wenn ich die Gnade erflehen dürfte, Euer Durchlaucht, mit Euch zur Stadt zu fahren, würde ich Euch auf ewig als meinen Lebensretter preisen.«
    »Steig ein, mein schönes Kind!« Der Markgraf streckte ihr die Hand entgegen, half ihr auf den Schlitten und legte einen Teil der Pelze, die ihn wärmten, über sie. Dabei versuchte er, ihre Formen abzutasten, was ihm wegen ihres unförmigen Mantels jedoch nicht gelang.
    »Fahr los«, fuhr er den Kutscher an.
    Der Mann machte keine sehr intelligente Miene. »In die Stadt, Euer Durchlaucht?«
    »Nein! Zurück zum Jagdhaus, du Trottel.«
    Rachel protestierte so vehement, als hätte sie diesen Befehl nicht vorhergesehen. »Aber, Euer Durchlaucht, das geht doch nicht.«
    »Bis in die Stadt ist es zu weit. Du bist ja völlig durchgefroren und musst dich erst aufwärmen und erholen, sonst wirst du noch krank.« Ernst Ludwig strich ihr über die Wange. Sein Lächeln sollte wohl zärtlich wirken, erinnerte Rachel jedoch an das Zähnefletschen eines Raubtiers über seiner Beute.
    Während der Kutscher die Pferde antrieb, zog der Markgraf Rachel mit einer besitzergreifenden Geste an sich. Er hatte seit der Geburt seines jüngsten Sohnes keine Frau mehr besessen und würde sich dieses Mädchen nicht mehr entgehen lassen. Seine Gier fegte die Bedenken, die er wegen ihres Bruders gehegt hatte, beiseite. Wenn der Jude aufmüpfig wurde, würde er ihn mit Peitschenhieben zur Stadt hinaustreiben lassen.
    Sie erreichten das Jagdhaus in so kurzer Zeit, dass Rachel begriff, wie nah sie ihrem Ziel bereits gewesen war. Die Begegnung im Schnee war ihrem Vorhaben jedoch dienlicher gewesen als eine Diskussion mit einem misstrauischen Pförtner. Der Markgraf zitterte geradezu vor Gier, sie zu besitzen, das verrieten ihr sein Blick und seine Hände.
    Ein Diener riss die Tür auf, kaum dass der Schlitten vor der Tür hielt, und starrte Rachel, die in ihrem Fellmantel und der über die Ohren hängenden Kappe wie ein geschlechtsloser Waldgeist wirkte, verstört an. Der Markgraf scheuchte ihn mit einer Handbewegung aus dem Weg, führte sie in einen geheizten Vorraum und befahl dem Diener grob, ihr aus der Winterkleidung zu helfen und ihnen einen großen Krug warmen Würzweins in sein Gemach zu bringen. Der Lakai schien die unfreundliche Behandlung gewohnt zu sein, denn er pellte Rachel mit geschickten Bewegungen aus den warmen Hüllen und verschwand gleich darauf wie ein Schatten, während Ernst Ludwig sie durch einen mit Jagdtrophäen geschmückten Gang führte.
    Er öffnete die Tür zu einem großen Raum, der halb wie ein Arbeitszimmer und halb wie ein Schlafgemach wirkte, obwohl mindestens zehn Personen an dem grob gezimmerten Tisch in der Mitte hätten tafeln können. Das große Bett in der Ecke war einem bäuerlichen Alkovenbett nachempfunden, und das Stehpult in der anderen Ecke glich jenen, die in den klösterlichen Schreibstuben üblich waren. Daneben stand jedoch ein zweiter Tisch, auf dem wie auf dem Pult allerlei Schreibutensilien ausgebreitet waren und zu dem ein ledergepolsterter Stuhl mit Armlehnen gehörte. Im Kamin flackerte ein frisch geschürtes Feuer, und über einer Kanne auf dem großen Tisch kräuselte sich Dampf.
    Der Markgraf füllte die beiden Becher, die neben dem Gefäß standen, und reichte Rachel einen davon. »Hier, trink das, dann wird dir gleich wieder warm.«
    Rachel fror zwar nicht mehr, nippte aber gehorsam an dem Getränk, während der Markgraf seinen Becher in einem einzigen Zug leerte und ihn dann einfach fallen ließ. Er zog sein Wams aus, als wäre es ihm zu heiß geworden, und schleuderte es in eine Ecke.
    »Deine Füße müssen halb erfroren sein. Ich werde sie ein wenig kneten.« Ohne Rachels Antwort abzuwarten, hob er sie auf und trug sie zum Bett hinüber, dessen Vorhänge noch hochgebunden waren, so dass man das geschnitzte und sorgfältig bemalte Wappen des Markgrafen in der Decke des Alkovens sehen konnte. Er hielt sich nicht damit auf, ihr vorsichtig die Strümpfe auszuziehen, sondern riss sie ihr schnaufend samt Kleid und Unterröcken vom Leib.
    Rachel wurde einen Moment starr vor Angst, denn auf so eine gewaltsame Behandlung war sie nicht gefasst gewesen. Sie

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