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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sich sofort auf. Während Barillo den Raum verließ, um das Geld zu besorgen, trat er auf Lea zu.
    »Ich kann jederzeit lossegeln, wenn es nötig sein sollte.«
    »Und die Schäden an Eurem Schiff?«
    Der Genuese zeigte ein verschlagenes Grinsen. »Manche Schäden lassen sich eben schneller beheben, als es aussieht. Wo soll ich die angekündigte Fracht an Bord nehmen?«
    Orlando hatte Lea während der Reise nach Antwerpen einige Wege genannt, auf denen sie seinen Onkel und dessen Familie zur Küste schmuggeln konnte. Wegen der zu erwarteten Verfolgung hatte er die Flucht auf dem nahen Fluss als die aussichtsreichste angesehen. Lea hatte mehrfach die Karten studiert und war zu dem gleichen Schluss gekommen. »Don Orlando hat Cullerà an der Mündung des Rio Júcar als Treffpunkt vorgeschlagen. Allerdings habe ich bis jetzt noch nichts in die Wege leiten können.«
    »Dann wird es aber höchste Zeit!« Ristelli dachte kurz nach.
    »Bei gutem Wind brauche ich zwei Tage bis Cullerà, bei schlechtem vier, je nachdem, wie gut meine Aquilone das Cabo de la Nao umschifft. Ihr solltet diese Zeit im Auge behalten.«
    »Dann ist es das Beste, Ihr segelt spätestens übermorgen in aller Frühe los, denn ab jetzt muss alles sehr schnell gehen.«
    Ristelli nickte zustimmend. Zu einer Antwort kam er jedoch nicht mehr, da Barillo mit dem Geld zurückkehrte. Er händigte Lea den Beutel aus, die den Inhalt kurz abschätzte und ihn dann an Ristelli weiterreichte. »Wir sind uns also einig, Kapitän.«
    Ristelli ergötzte sich an dem Glanz der Goldstücke und grinste breit. »Ihr könnt auf mich zählen, Messer Léon de Saint Jacques. Ich werde dort sein. Ach ja, eines hätte ich beinahe vergessen. Da ist noch ein Paket bei mir an Bord, das ich Euch aushändigen soll. Ich werde es Euch durch einen meiner Matrosen überbringen lassen.«
    »Muchas gracias.« Lea wusste zwar nicht, um was es sich handeln konnte, war jedoch um jede Kleinigkeit dankbar, die ihr diese Aufgabe erleichtern konnte.
    Als der Kapitän sich zum Gehen wandte, hielt sie ihn auf. »Halt, ich weiß noch nicht, wo ich heute Nacht einkehren werde. Daher ist es wohl besser, ich begleite Euch und hole das Paket selber ab.«
    Der Genuese hob abwehrend die Hände. »Nein! Ich will nicht, dass man Euch bei mir an Bord sieht.«
    Barillo trat lächelnd dazwischen. »Ihr seid selbstverständlich mein Gast, Don Léon. Ich habe Felipe bereits zu meiner Esposa geschickt, damit sie den Mägden befiehlt, Euch ein Zimmer zu richten. Also könnt Ihr Euer Paket hier in Empfang nehmen.«
    Lea dankte ihm mit einer höflichen Verbeugung. »Ich bin Euch sehr verbunden, Señor Barillo. Und Ihr, Capitan, könnt mir Euren Matrosen senden.«
    Ristelli brummte zufrieden und verließ mit einem recht freundlichen Arrivederci das Bankhaus, während Lea Barillo in das Obergeschoss folgte, in dem sich seine Privaträume befanden.
    Die Hausfrau empfing den so lange erwarteten Gast mit Ehrerbietung und führte Lea in das für sie vorbereitete Zimmer. Es war nur eine Kammer, deren Fenster nicht größer war als eine Schießscharte, aber ein stabiles Bett und ein Nachttisch standen darin. Während Lea sich noch umsah, eilte Señora Barillo in die Küche und richtete ihr eine Mahlzeit her, die sie einen kleinen Imbiss nannte, von der aber eine halbe Kompanie hungriger Soldaten hätte satt werden können.
    Zwei Stunden später saß Lea auf der Kante ihres Bettes und wickelte das Paket aus, das einer der genuesischen Matrosen ihr gebracht hatte. Die Hülle bestand aus festem Leinen, das mit Bändern zusammengehalten wurde, und war etwa so groß wie ein Reisesack. Als sie die Knoten gelöst hatte und das Tuch aufschlug, sah sie einen Haufen Kleidungsstücke vor sich liegen. Es handelte sich um verschiedene Trachten, von denen ihr besonders die bunten, abgetragenen Lumpen einer Hausiererin, eine Mönchskutte vom Orden des heiligen Bernhard und das malerische Gewand eines kastilischen Edelmanns ins Auge stachen. Alle Stücke waren sauber und verströmten den Duft von Kampfer und Mottenkraut, und zwischen den Kleidern kamen ein Beutel mit Gold- und Silberstücken spanischer Prägung, ein Säckchen mit eisernen Haken und Feilen und ein weiteres mit mehreren kleinen Döschen zum Vorschein, die verschiedene Pasten und Pulver enthielten.
    Zunächst wusste Lea nicht, was sie damit anfangen sollte, doch dann begriff sie, was Orlando geplant hatte. Der Inhalt des Pakets hatte ihm vermutlich selbst schon bei seinen

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