Die Goldhaendlerin
aufjubeln.
»Da kommt genau das, was wir brauchen.« Vasco eilte Lea entgegen und hielt ihr fordernd seinen Becher hin. »Schenk ein, Weib, ich habe Durst.«
Der Empfang überrollte Lea. Ihre Ängste hatten ihr schon vorgegaukelt, dass man ihr den mit Mohnsaft versetzten und daher nicht besonders gut schmeckenden Wein über den Kopf schütten und ihr schlimmstenfalls sogar aus Ärger über das schlechte Gesöff Gewalt antun würde. Doch die Soldaten umringten sie und rissen ihr vor Gier beinahe die Fässer vom Esel. Sie konnte gar nicht so schnell einschenken, wie man ihr die Becher entgegenstreckte. Selbst der in grünem Samt und schimmernden Stahl gekleidete Edelmann mit dem scharf geschnittenen Gesicht und den krausen, schwarzen Haaren, der nur Alvaro de Arandela sein konnte, trank in großen Schlucken. Er war auch der Einzige, der ihr eine Münze zuwarf. Die anderen tranken, ohne zu bezahlen. Lea warf dem Anführer einen auffordernden Blick zu, so als wollte sie hinterher bei ihm kassieren, dankte aber innerlich dem Gott ihrer Väter, weil er die Feinde in ihre Hand gegeben hatte.
Gerade, als sie den letzten Tropfen in einen Becher rinnen ließ, begannen die ersten Soldaten zu gähnen. Lea warf einen raschen Blick in die Runde, und stellte fest, dass die Männer, die lachend und singend am Boden saßen, einer nach dem anderen in sich zusammensanken. Nun wurde es höchste Zeit zu verschwinden. Zu ihrer Erleichterung hielt sie niemand auf. Während hinter ihr die trunkenen Stimmen der Soldaten erlahmten, zerrte sie den Esel hinter sich her, um so bald wie möglich die Stelle zu erreichen, an der Pablo und einer seiner Mitbrüder vom Meierhof auf sie warteten. Als Lea die Mönche vor sich auftauchen sah, schlang sie die Mantilla enger um sich, um ihren von keinem Band gehaltenen Busen zu verbergen.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Pablo, der ihr aufgeregt entgegenkam.
Über Leas Gesicht huschte ein Lächeln. »Excelente, Brüder. Die Soldaten haben den Wein getrunken, als hätten sie eben die Wüste durchquert. Baramosta und die Seinen können aufbrechen.«
Der andere Mönch gab einen Seufzer von sich, als wäre alle Last der Welt von seinem Herzen genommen. »Dann wird endlich wieder Ruhe in unserem Tal einkehren.«
»Wollen wir es hoffen.« Pablo nahm Lea die Zügel aus der Hand und reichte sie seinem Mitbruder. »Du weißt, was du zu tun hast?«
»Ich muss den Esel und die Fässchen verschwinden lassen. Das ist wohl die leichtere Aufgabe. Gott befohlen, Brüder, und lasst Euch nicht erwischen.«
»Ich gewiss nicht, und unser junger Bruder wird ebenso gut auf sich aufpassen«, antwortete Pablo lachend.
Er hatte den Mönchen im Meierhof erklärt, sein Begleiter sei ein Mitbruder aus einem befreundeten Kloster, und sie hatten seine Worte nicht in Zweifel gezogen. Sollte ein Teil der Wahrheit durchsickern, wollte der Abt versuchen, jeden Verdacht von dem burgundischen Edelmann Léon de Saint Jacques abzulenken. Lea war froh über die weise Voraussicht, denn aus dem gleichen Grund hatte sie vor, in die Höhle des Löwen, also zu dem bei Granada versammelten Hof zurückzukehren. Sie bedankte sich noch einmal bei dem Mönch aus dem Meierhof und streichelte zum Abschied den Esel, der brav mitgemacht hatte. Als der Mann gegangen war, wandte sie sich besorgt an Pablo. »Soll ich nicht doch besser bis Cullerà mitkommen?«
Der Mönch winkte ab. »Nein, nein, das schaffe ich allein. Schließlich kenne ich Ristelli von Don Orlandos letztem Streich her. Sei unbesorgt, lieber Bruder Léon, ich bringe Baramosta und die Seinen sicher zum Schiff. Ihr solltet Euch beeilen, um nicht zu spät auf de Llorzas Gut anzukommen. Wenn alles vorbei ist, werde ich Euch dort aufsuchen und Euch berichten, wie es gelaufen ist.«
Lea schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht … Ich habe das Gefühl, meine Aufgabe ist noch nicht erfüllt.«
Pablo legte ihr die Hand auf die Schulter und zog sie an sich, was etwas eigenartig aussah, da Lea noch in Frauenkleidern steckte und er seine Mönchskutte trug. »Beruhigt Euch, Don Léon. Ihr habt mehr als genug getan. Würde man Euch jetzt bei den Flüchtlingen sehen, könntet Ihr die Aufmerksamkeit unserer Feinde auf Euch ziehen.«
»Also gut, Pablo. Ich lege das Schicksal Baramostas und der Seinen in deine Hände. Aber geh jetzt, denn ihr dürft keine Zeit verlieren. Und pass auf, dass Montoyas Spione im Kloster nicht noch alles verderben.«
»Die haben derzeit anderes zu tun. Als
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