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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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flüssig bin.«
    »Da geht es dir besser als mir«, antwortete de Poleur mit einem säuerlichen Lachen. »Mein Beutel ist so leer, dass ihn der Wind davontragen könnte.«
    »Ich kann durchaus ein paar Maravedis erübrigen und dir einen Kredit bei mir einräumen. Vergiss nicht, ich bin Bankier.«
    De Poleur überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Führe mich nicht in Versuchung. Ich habe nämlich bei einem Waffenschmied in Murcia ein Schwert gesehen, das mir ausgezeichnet gefallen hat. Aber das kostet einige Maravedis mehr, als du mir leihen dürftest.«
    Lea hörte aus der Stimme des Burgunders eine gewisse Hoffnung heraus, das Schwert doch noch erwerben zu können. Aber sein Stolz ließ nicht zu, dass er sich eine Abfuhr holte. Da sie sich de Poleurs Wohlwollen erhalten wollte, machte sie eine wegwerfende Geste. »Kauf dir die Waffe ruhig. Ich lege dir das Geld aus und warte, bis du es mir eines Tages zurückzahlen kannst.«
    »Damit machst du aber ein schlechtes Geschäft, Léon. Mir fließt das Geld nämlich nur so zwischen den Fingern hindurch, und es bleibt nie genug übrig, um meine Schulden bezahlen zu können, geschweige denn, etwas zu sparen.«
    »Dann nimm die Waffe als Geschenk.«
    »Im Ernst? Ich nehme dich beim Wort!« Auf de Poleurs Gesicht machte sich ein zufriedenes Lächeln breit. »Du bist wirklich der beste Freund, den ein Mann haben kann, Léon. Aber jetzt muss ich dich endlich unseren Gastgebern vorstellen.«
    Er wies einen Knecht an, Cereza in den Stall zu bringen und abzureiben, fasste Lea am Arm und führte sie auf das flache, wenig imposant wirkende Hauptgebäude des Gutes zu. Die aus Bruchsteinen errichteten Mauern waren mit Lehm bestrichen und weiß gekalkt und die kleinen Fenster kaum größer als Schießscharten, während die Tür so wirkte, als sei sie aus dicken, kaum bearbeiteten Brettern zusammengenagelt worden. Die wohnliche Einrichtung des Hauses machte das abweisende Äußere jedoch mehr als wett.
    Don Esteban, Raul de Llorzas Vater, empfing sie in einem großen Zimmer, das trotz der kleinen Fenster hell und luftig wirkte. An der Wand standen große Truhen, die mit Teppichen und Decken bedeckt waren und als Sitzgelegenheiten dienten. Bequeme Stühle aus dunklem Holz, ein großer Tisch mit Intarsien, ein gemauerter Kamin, dessen wohlige Wärme das klamme Winterwetter fernhielt, und ein reicher Wandschmuck aus Teppichen, Waffen und Jagdtrophäen vervollständigten die Einrichtung.
    »Seid mir willkommen, Don Léon«, begrüßte Don Esteban Lea in der hier gebräuchlichen Mundart Aragons, die sich von der kastilischen Sprache, die sie gelernt hatte, so stark unterschied, dass sie ihn kaum verstand. Da sie nicht gleich antwortete, wiederholte Raul de Llorza die Worte seines Vaters auf Kastilisch. Don Esteban verzog das Gesicht, als hätte er auf etwas sehr Bitteres gebissen. Offensichtlich ärgerte er sich darüber, dass sein Sohn sich als Mann von Welt gab und ihn zum Provinzler degradierte.
    »Ich danke Euch!« Lea verbeugte sich vor ihrem Gastgeber und wandte sich dann dessen Gemahlin zu. War der Hausherr ein großer, breit gebauter Mann mit dunkelbraunen Haaren, so wirkte Doña Estrella klein und puppenhaft. Sie hatte ihr pechschwarzes, leicht blau schimmerndes Haar mit einem geschnitzten Elfenbeinkamm aufgesteckt und trug ein dunkelgrünes Kleid, das eher bequem als modisch wirkte. Vor allem aber war sie eine Hausfrau, die alles daransetzte, ihre Gäste zu verwöhnen. Sie wartete kaum, bis Lea auch sie begrüßt hatte, sondern eilte mit einer Entschuldigung in die Küche, um, wie sie sagte, der Köchin auf die Finger zu sehen.
    »Ich hoffe, Ihr hattet eine schöne Reise durch Aragon«, begann Don Esteban die Konversation.
    »Wir sind nur zu einem kleinen Teil durch Aragon geritten, der größte Teil unseres Weges führte durch Kastilien«, berichtigte Don Raul seinen Vater.
    Das Gesicht des alten Herrn färbte sich dunkel. »Unser Sohn hat ganz vergessen, woher er stammt, und ist ein Castellano geworden.«
    Seine Stimme verriet den Grimm, der in ihm wühlte.
    »Es ist Kastilien, das in Spanien den Ton angibt!«, verteidigte sein Sohn sich.
    Don Esteban bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Ich glaube nicht, dass es unsere Gäste interessiert, wer in Spanien den Ton angibt. Hier in Aragon ist es jedenfalls Rey Fernando und nicht die Königin Kastiliens.«
    »Bitte streitet euch nicht schon wieder!« Doña Estrella war ins Zimmer zurückgekehrt und bedachte Gemahl

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