Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
hinauszuschreien, denn er sah sich schon an der Seite seines Herrn in die letzte Schlacht um Granada reiten und großen Ruhm erwerben. Arandelas Blick schweifte zum Kloster hinüber, das mit seinen grauen Mauern mehr einer Festung als einem Bauwerk zur Ehre Gottes glich. Dicht neben den Klostermauern lag das kleine Vorwerk, in dem die Weiber Baramostas und seiner Ketzerbrut Zuflucht gefunden hatten. Jetzt, wo der Fuchs gefangen war, brauchte man den Köder nicht mehr, sagte er sich und beschloss, die Frauen noch am gleichen Tag gefangen nehmen zu lassen und die Männer mit ihnen zu erpressen, damit sie freiwillig herauskamen.
    Vorher aber wollte er seinen Männern die gute Nachricht mitteilen, und so schickte er seinen Stellvertreter Vasco los, um alle zusammenzurufen. Es waren insgesamt vierzig Krieger, die er persönlich aus der Garde des Herzogs ausgewählt hatte. Sie würden ihm in die Hölle folgen und notfalls auch in ein Kloster, um es von den Feinden Spaniens zu befreien. Als die Soldaten erwartungsvoll auf dem Platz vor der Fonda Aufstellung genommen hatten, konnte Alvaro sich ein triumphierendes Lachen nicht verkneifen. »Der Zweck unserer Wache ist erfüllt. Orlando Terasa wurde gefangen genommen.«
    Zuerst herrschte ungläubiges Schweigen, dann fluchte einer der Männer. »Verdammt noch mal, ich wollte, wir hätten ihn erwischt und nicht irgendwelche anderen Kerle.«
    Arandela war mit dieser Reaktion zufrieden. Selbst nach den ermüdenden Monaten, die sie hier auf der Lauer gelegen hatten, gierten seine Männer noch nach Taten. Vielleicht sollte er ihnen zum Dank die Weiber der Conversos überlassen. Dem Teufel war es schließlich egal, wenn sie benutzt bei ihm ankamen.
    »Auch wenn andere den Schuft gefangen haben, ist es doch ein Grund zu feiern«, brüllte einer der Soldaten von hinten.
    »Womit denn? Mit Wasser?«, fragte einer seiner Kameraden bissig. »Der Keller der Fonda ist so trocken wie meine Kehle, und in den anderen Häusern ist auch nichts mehr zu holen. Die Einzigen, die noch zum Saufen haben, sind die Weißkittel im Kloster, und die wollen uns ja nichts abgeben.«
    »Man sollte den Mönchen die Bude ausräumen«, forderte ein Dritter seine Kameraden auf.
    Für einen Augenblick sah es so aus, als würden die Männer auf der Stelle zum Kloster marschieren, um dort ihre Wut an den ungastlichen Bernhardinermönchen auszulassen, und Arandela machte sich schon bereit, einzugreifen. Doch da lenkte sein Stellvertreter Vasco den Zorn der Männer auf ein anderes Opfer. Er wies auf die Fonda. »Schauen wir lieber nach, ob der Wirt nicht doch noch ein Fässchen Wein vor uns versteckt hält, um es selbst zu saufen. Der Kerl hat mir ein zu großes Schurkengesicht.«
    Dieser Vorschlag wurde mit Jubel aufgenommen. Drei, vier Soldaten eilten in die Fonda und stiegen in den Weinkeller hinab. Man hörte von draußen durch das winzige Schachtfenster, wie sie darin herumrumorten. Kurz darauf kehrten sie mit einem Fässchen zurück.
    »Der Kerl hat uns tatsächlich belogen. Dafür bezahlen wir diesen Wein auch nicht«, riefen sie den Wartenden zu. Der Wirt folgte ihnen händeringend. »Nicht doch, Señores. Dieser Wein ist nur noch als Essig zu verwenden.«
    Vasco funkelte ihn spöttisch an. »Das werden wir ja sehen, du Schuft. Wenn der Wein zu trinken ist, erhältst du eine Tracht Prügel, die dich lehren wird, in Zukunft ehrlich zu sein.« Er schlug das Spundloch mit dem Knauf seines Schwertes ein, goss den hellroten Wein in einen Becher und nahm einen Schluck. Sofort lief sein Gesicht hochrot an, und er spie die Flüssigkeit mit einer Geste des Abscheus aus.
    »Terrible! Das Zeug ist wirklich nicht zu trinken.«
    »Verdammt, wir wollen Wein!«, brüllte ein Soldat den Wirt an.
    »Also schaff welchen her, und wenn du ihn den Mönchen aus der Nase ziehst. Wir wollen feiern.«
    Der Wirt eilte hastig davon und klopfte an mehrere Häuser, von denen er hoffte, dass ihre Besitzer ihm doch noch einmal helfen würden. Zu seinem Schrecken schüttelten jedoch alle bedauernd die Köpfe, Sie hatten den meisten Wein schon an die Soldaten abgegeben und wollten das wenige, das ihnen geblieben war, für sich behalten. Als der Wirt sich gerade schweren Herzens zum Kloster aufmachen wollte, gellte ein scharfer Pfiff durch das Dorf. Ein Soldat deutete auf eine Frau, die einen schreiend bunten Rock trug und mit einem Esel am Zügel den Hügel herunterkam. Die beiden Fässchen auf dem Packsattel des Tieres ließen die Soldaten

Weitere Kostenlose Bücher