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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ich in der Klosterapotheke war, um den Schlafsaft zu holen, fiel mir ein starkes Abführmittel in die Hände. Das habe ich als Gottes Zeichen angesehen und es in den Kessel mit dem Morgentrunk eingerührt. Ich fürchte, die Latrinen des Klosters werden schon überfüllt sein. Meine wahren Mitbrüder werden mir vergeben, und Montoyas Spione haben es verdient. Doch nun Gott befohlen. Grüßt Don Orlando und besonders seinen Vater von mir.« Pablo schniefte, wischte sich eine Träne von der Wange und stiefelte mit langen Schritten auf das Kloster zu.
    Lea sah ihm noch einen Augenblick nach, dann eilte sie zu dem Pinienwäldchen, in dem sie ihre Sachen versteckt hatte, und verließ es kurz darauf wieder in der Tracht eines kastilischen Edelmannes, die sie für ihren weiteren Weg behalten wollte. Das Frauenkleid und die Mönchskutte hatte sie fest eingepackt, damit man nicht erkennen konnte, was sie unter dem Arm trug. Eine gute Stunde später erreichte sie die Osteria, in der Cereza untergestellt war.
    »Buenos dias, Señor. Wir haben uns bereits Sorgen um Euch gemacht«, begrüßte der Wirt sie.
    Lea neigte ihr Haupt und setzte eine verklärte Miene auf. »Ich habe die Nacht und einen Teil des Vormittags betend am Altar der heiligen Jungfrau verbracht und fühle mich nun wunderbar getröstet.«
    »Dann dürftet Ihr müde sein und schlafen wollen«, schloss der Wirt aus ihren Worten.
    »Aber nein! Gott hat mich mit neuer Kraft erfüllt. Packt mir etwas Brot, ein Stück Lammbraten und eine Kürbisflasche mit Wein ein und sagt, was Ihr von mir bekommt. Ein Knecht soll meine Stute satteln, denn ich will gleich aufbrechen.«
    Keine halbe Stunde später blieb der kleine Ort hinter Lea zurück. Am nächsten Kreuzweg verließ sie den Fahrweg und ritt den steilen Hang hoch, der das Tal des Rio Grande an dieser Stelle begrenzte. Oben angekommen lag eine leicht gewellte Hochebene vor ihr. Nachdem die Stute sich ein wenig vom Aufstieg erholt hatte, ließ Lea sie rasch ausgreifen. Sie schnitt den Bogen ab, den der Fluss machte, und erreichte den Rio Grande erst wieder nach gut zwei Léguas. Während sie Cereza zügelte, beobachtete sie die beiden Boote, die sich unten auf dem Fluss näherten. Zusammen mit Baramosta befanden sich fünfzehn Personen darin, dazu kam noch Pablo, der am Heck des vorderen Bootes saß und das Steuer hielt. Gerade als sie ihn auf sich aufmerksam machen wollte, blickte er auf und winkte ihr zu.
    Lea winkte zurück, nahm dann das Bündel mit der Kutte und dem verräterischen Kleid und schleuderte es über den Steilhang hinab ins Wasser. Einer von Baramostas jungen Begleitern holte es mit einer Stange ins Boot und verstaute es unter seinem Sitzbrett. Auf diesem Weg würden die Sachen wieder in Ristellis Besitz kommen. Das schien Lea sicherer, als die Kleidung irgendwo unterwegs zu vergraben oder sie bei sich zu behalten.
    »Muchas gracias«, rief Orlandos Onkel zu ihr hoch. Seine Frau stand neben ihm und betete, während die drei jungen Frauen, bei denen es sich um die Töchter und die Schwiegertochter des Paares handeln musste, ihrem Retter Kusshände zuwarfen.
    »Fahrt mit Gott«, flüsterte Lea erleichtert und besorgt zugleich, Pablo hatte Recht. Sie konnte jetzt nicht mehr für die Flüchtlinge tun, als ihnen ihre besten Wünsche mitzugeben. Sie selbst musste zu Frans van Grovius und den Burgundern zurückkehren, um deren Gesicht vor dem spanischen Königspaar und deren Höflingen zu wahren und aus dem unbestimmten Gefühl heraus, dass sie in diesem Land noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte.

9.
    Als Lea das Gut der Familie de Llorza erreichte, begrüßte Thibaut de Poleur sie so überschwänglich, als hätte er einen lange verschollenen Verwandten wiedergefunden. Offensichtlich hatte er sie auf dem letzten Stück der Reise vermisst und berichtete ihr nun wortreich von den Wundern, die ihnen unterwegs begegnet waren. Da die Gruppe die Höhlenwohnungen bei Penas de San Pedro besucht und dort ein wenig gefeiert hatte, war sie erst am Vortag bei de Llorzas Eltern aufgetaucht. Als de Poleur seinen Bericht endlich abgeschlossen hatte und seinen guten Freund Léon fragte, wie es ihm ergangen sei, lächelte Lea wehmütig.
    »Ich war bei einem Geschäftspartner meiner Dienstherren und hatte dort einige Aufträge zu erledigen und nach der Post zu schauen. Es war jedoch nichts Wichtiges dabei. Das einzig Gute an dem Ritt ist die Tatsache, dass ich den nächsten Teil meiner Spesen abholen konnte und endlich wieder

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