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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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spanischen Weines, pfundweise Gewürze und Spezereien für die markgräfliche Küche und Seidendraperien zur Ausschmückung des Hochzeitssaals zu besorgen. Dann händigte er ihr noch eine dritte Liste aus, auf der etliche Dutzend kleinerer Posten verzeichnet standen.
    »Als vorerst Letztes«, fuhr Frischler fort, »wirst du einen großen Gasthof oder eine Herberge für die Mätresse Seiner Durchlaucht erwerben. Das Anwesen muss mindestens fünf Tagesreisen von Hartenburg entfernt sein. Sie wird noch vor der Hochzeit unseres Landesherrn zusammen mit ihrer Schwester dorthin übersiedeln.«
    Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Leas Lippen. Der Markgraf wollte seine Mätresse auf billige Art und Weise loswerden, bevor seine neue Gemahlin hier in Hartenburg Einzug hielt. In diesem speziellen Fall war sie sogar sehr gerne bereit, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Sie hatte der Wirtstochter das üble Spiel nicht vergessen, zu dem man sie nach dem Tod ihres Vaters und Samuels gezwungen hatte, und sie kannte eine Herberge, die ihr jetziger Besitzer mit Freuden verkaufen würde. Außer einigen wenigen, besonders wagemutigen Wanderern gab es dort hauptsächlich Füchse und Bären, und das Haus diente Räubern als Zuflucht, die den Häschern Württembergs und Vorderösterreichs entgehen wollten. Den Kerlen würden zwei schamlose Weiber wie die Mätresse und deren Schwester mehr als willkommen sein.
    Der Gedanke brachte sie zu Frischler zurück. Jetzt verstand sie, was in dem Mann vorging. Durch die neue Ehe des Markgrafen verlor der Sekretär neben seiner bisherigen Bettgespielin auch einen großen Teil seines Einflusses. Er war der einzige Mensch gewesen, dem der Herzog vertraut und mit dem er seine intimsten Geheimnisse geteilt hatte, und musste nun um seine Position fürchten, denn bei dem Ruf, der der Dame Ursula vorauseilte, war zu erwarten, dass sie mit dem Schlendrian und der Verschwendung im Schloss und in der gesamten Markgrafschaft aufräumen würde.
    Das Letzte freute Lea, auch wenn sie sich über die Wahl des Markgrafen wunderte. Sie hatte einiges über Ursula von Sulzburg-Hachingen gehört und glaubte zu wissen, dass die Dame entsetzt wäre, wenn sie etwas über das Lotterleben ihres Bräutigams erfahren hätte. Sie war nämlich mit vier Jahren zur Erziehung in ein Nonnenkloster gegeben worden und sollte bereits die niederen Weihen erhalten haben. Durch den frühen Tod ihrer drei Brüder war sie die einzige Erbin ihres Vaters geworden, und deswegen hatte Ewald von Sulzburg-Hachingen von Papst Innozenz VIII. einen Dispens für sie erwirkt. Es war schnell bekannt geworden, dass Ursulas Äbtissin sich in Rom für sie eingesetzt und von dem dankbaren Vater mehrere Güter und ein großes Stück Wald für das Kloster erhalten hatte.
    »Was ist, Jude? Hat es dir die Sprache verschlagen? Fang gar nicht erst an zu jammern, welche Schwierigkeiten du siehst, sondern schaff das Zeug heran. Die Hochzeit wird in sechs Wochen stattfinden, und wenn dann nicht alle Vorbereitungen den Wünschen Seiner Durchlaucht entsprechen, kannst du im alten Turmverlies verschimmeln.«
    Lea zuckte unter Frischlers aggressivem Tonfall zusammen und verneigte sich unwillkürlich. »Das wird knapp, aber ich dürfte alles rechtzeitig genug herbeischaffen können. Sagt mir, ist Seine Durchlaucht sich über die Summen im Klaren, die er auszugeben gedenkt? Ich werde für die meisten Waren Vorauszahlungen leisten müssen und würde deswegen gern wissen, wie Seine Durchlaucht das Ganze bezahlen will.«
    Der Sekretär hob die Augenbrauen. »Du wirst das Geld vorstrecken müssen, denn die Kassen Seiner Durchlaucht sind wie gewöhnlich leer. Aber er möchte seine Ehe nicht mit neuen Schulden bei einem raffgierigen Juden beginnen und bietet dir deswegen die Steuerpacht von Hartenburg an.«
    So etwas hatte Lea befürchtet. Der Markgraf wollte ihr nicht nur nichts zahlen, sondern überdies noch mehr Geld aus ihr herausschlagen. Ein Steuerpächter hatte die geschätzten Einnahmen seines Gebiets im Voraus an den Landesherrn zu bezahlen, und wie Lea Ernst Ludwig kannte, würde der hohe Herr mehr Geld von ihr verlangen, als die Markgrafschaft an Steuern aufbringen konnte. Um ihre Kosten wieder hereinzubekommen, würde sie die einfachen Leute, die nicht von der Steuerpflicht befreit waren, bis aufs Blut auspressen müssen. Ein gnadenloses Eintreiben der Abgaben aber würde die Bürger von Hartenburg gegen sie und ihre Familie aufbringen, so dass es nur eines Funkens

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